Speechless (German Edition)
wollte einmal eine ‚Unterhaltung’ mit Eneas führen, ohne dass Raven gleich im Türrahmen stehen konnte. Cassiel wollte ihn verstehen, wollte endlich wissen, warum das alles passierte und warum Eneas sich nicht helfen lassen wollte.
Sich Eneas zuwendend, schnallte er sich ab. „Hey, siehst du mich bitte an?“, fragte er ihn, als der Ältere den Blick starr aus dem Fenster gerichtet hielt.
Er kannte diese Trotzreaktion von Eneas nicht. „Eneas“, wiederholte er sich und wartete. Jedoch bewegte sich der Schwarzhaarige nicht einen Millimeter.
„Ignoriert mich nicht! Ich hab dir in deinem Leben bisher noch nie etwas getan“, sagte er ihm. Trotz allem ließ er es Eneas nicht durchgehen. Warum sprach der Ältere nicht mit ihm? Cassiel war sich keiner Schuld bewusst! Und Eneas schien ja auch nicht einmal ansatzweise zu einer Antwort bereit.
Mit einem leisen Seufzten öffnete er dann jedoch die Fahrertür und stieg aus. Diese Ignoranz im Auto tat ihm und seinem Gemüt gerade gar nicht gut. Eigentlich hatte er vorgehabt, aus den letzten Tagen, die er noch hier hatte, das Beste zu machen. Nur gerade schien es, als würde es das Schlimmste werden. Also exakt das Gegenteil.
Nur fiel ihm auch nicht ein, was er sagen sollte. Eneas reagierte gar nicht, ignorierte ihn…
Cassiel fuhr sich durch das blonde Haar und trat ein paar Schritte vom Auto weg.
Er wollte so gern mit ihm befreundet sein. Nur wusste er nicht wie.
Es war eine absolute Herausforderung, sich vollkommen auf Eneas einzulassen. Man konnte ihn nicht einfach wie jeden anderen Menschen behandeln und mit ihm umspringen, wie es die Laune gerade zuließ.
Man musste immer voll und ganz für ihn da sein. Eneas war zerbrechlich – verdammt zerbrechlich und das hatte er erst vor Kurzem gemerkt.
Nur warum Eneas’ Laune von jetzt auf gleich wegen Darrens Anwesenheit so rapide in den Keller gegangen ist, verstand er nicht. Er hatte keinerlei Ahnung von all diesen Krankheiten, die Eneas hatte.
Immerhin war er kein Psychologe oder etwas in der Art. Wie sollte er damit nur umgehe n? Diese ganzen Stimmungsschwankungen, die Eneas hatte … Sie brachten ihn jetzt schon völlig durcheinander.
Wir sollten nach Hause fahren, dachte er sich. Vielleicht wäre das wirklich das Beste. Einfach nach Hause fahren und Raven würde sich um Eneas kümmern.
So kam dieser doch wesentlich besser damit klar…
Langsam drehte er sich wieder zum Auto herum, jedoch stand Eneas auf einmal vor ihm.
Er hatte ihn gar nicht herkommen hören. „Wir sollten fahren“, meinte er zu ihm, wollte an ihm vorbei gehen und sich schon einmal ins Auto setzen, doch fasste Eneas ihn am Oberarm und hielt ihn zurück.
Cassiel blieb stehen, sah ihn über die Schulter her an. Er wollte schon fragen, was das sollte, aber er wusste, dass er die Antwort ohne geschriebene Worte nicht verstehen würde.
Doch plötzlich zog ihn der Ältere einfach nur in die Arme.
Überrascht davon, stand er einfach nur einen Augenblick regungslos da, ehe er selbst die Arme um die schlanke Taille des Schwarzhaarigen vor sich legte und sogar für einen Augenblick die Augen schloss. Er würde jedoch zu gern wissen, was Eneas im Moment hatte…
Eine Woche später befand er sich wieder in seinen vier Wänden – in seinem typischen Alltag.
Er vermisste es, wenn mitten in der Nacht die Tür zum Gästezimmer aufging und Eneas in sein Bett gekrochen kam.
Er vermisste es, sich morgens mit Raven zu unterhalten.
Wenn er hier in die Küche kam, waren seine Eltern bereits arbeiten. Auf der Arbeit selbst gingen ihm die Kollegen auf den Zeiger.
Lustlos hämmerte er die Tasten an und gaukelte somit wenigstens vor, er würde arbeiten.
Wenn er dann am späten Nachmittag das Gebäude verließ und heimfuhr, war die kurze Zeit, die er mit Eneas schrieb, eigentlich das Beste am ganzen Tag.
Zwar hatte er bis heute nicht herausgefunden, war der junge Gamedesigner an diesem einen Tag so merkwürdig zu ihm war, jedoch hatte er auch nicht vor, es anzusprechen. Es war im Moment ok, wie es war.
Die Nachricht, dass sich Eneas doch wieder mit Darren vertragen hatte, kam vielleicht ein wenig überraschend, aber es war immerhin Eneas’ Entscheidung, ob er mit diesem Mann befreundet oder gar zusammen sein wollte. Es war nicht Cassiels und auch nicht Ravens Entscheidung. Das lag ganz allein in Eneas Ermessen.
Aber dennoch hatte es ihn ein wenig überrascht, um nicht zusagen, es hatte ihn geschockt.
Eigentlich war er davon
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