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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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schwarz bezahlt. Mantelkragen hoch und ab nachhause. Zuhause stelle ich mich dann unter die Dusche und wasche mir den ganzen Sprecherdreck vom Körper. Irgendwann höre ich auf damit, ich verspreche es dir, Tagebuch.
    In meinen schlimmsten Zeiten musste ich sogar für Panzerfahrzeuge werben. Das ist Gott sei Dank vorbei. Ich hab das Ärgste hinter mir. Heute leihe ich meine Stimme nur noch Versicherungen, Klopapier und Kinderschokolade. Ich will raus aus der Sprecherprostitution, liebes Tagebuch. Es ist eine sowohl physische – Stimmbänderbelastung – wie auch psychische Qual. Was glaubst du, Tagebuch, wie sehr die Edelhure Grissemann darunter leidet, für den Unterhaltungsrohrkrepierer »Wahre Freunde« die Offstimme zu sein. Nein, Grissemann und ich waren lange genug im Milieu, wir fangen jetzt bald ein neues Leben an. Versprochen, Tagebuch!
    28.10.
    Jetzt hat doch glatt wieder die Skiweltcupsaison begonnen, liebes Tagebuch. Für das »Übern-Schnee-fahren-mit-Stöcken« interessiert sich doch kein Mensch mehr, dachte ich, bis mich Senderchefin-Stellvertreterin Claudia Czesch einmal zufällig in ein Gespräch über den fast einbeinigen Hermann Maier verwickelte. Claudia Czesch weiß alles über den Skiweltcup. Sie kann sämtliche Medaillenspiegel runterrattern, weiß, mit welchem Rückstand ein Herr Palander 1997 in Wengen nur Neunter wurde und warum die Meissnitzer leichte Rückenschmerzen hat. Frau Czesch kennt die Blutdruckwerte von Lasse Kjus genauso wie den Zuckerspiegel von Sonja Nef. Ein echter Hardcore-Skisportfan, das Fräulein Czesch. Da war ich echt überrascht, und mir fiel wieder ein, dass dieser kernige »Millionenshow«-Moderatorenkasper früher auch Skirennfahrer war und er mir damals überhaupt nicht auf die Nerven ging.
    Dass Grissemann mit Skirennsport nichts am Hut hat, liegt zuallererst an seiner kolossalen Unbegabung, was den weißen Sport betrifft. Die Schulskikurse absolvierte Grissemann ausnahmslos in der allerletzten Gruppe – bei den Dummen und Dicken –, während die Frau Czesch ausgezeichnet Ski fahren kann. Ja, fast wäre sie sogar Profi geworden. Mit der legendären Wachter Anita duellierte sie sich in Jugendmeisterschaften, nur ein paar Sekunden trennen unsere Claudia Czesch von der absoluten Weltklasse, Tagebuch, kein Witz! Liebe Claudia, liebe Senderchefin-Stellvertreterin, gut, dass du bei FM4 die Vizechefin machst und nicht, ähm, sagen wir mal, Renate Götschl, der würden wir das irgendwie nicht zutrauen. Na ja, nichts für ungut und sowieso Ski Heil.
    30.10.
    Feiner Bursche, der Austen Louie, liebes Tagebuch. Habe das komplette »Doppelzimmer«-Spezial letzten Dienstag gehört, mit ihm und der Frau Scharang, die ja auch ein feiner Bursche ist! Bescheiden meinte Österreichs bester Barsänger, dass er die Frauen ausschließlich mit seiner Stimme von der Bar ins Bett lockte. Am Aussehen könne es nicht gelegen haben, so Austen. Dabei ist der Louie Austen auch ein fescher Bursche. Nicht nur ein feiner. Kurz vor der Aufnahme habe ich ihn vorm Studio getroffen. Elegant gekleidet, verschmitzt lächelnd. Ein singender Sir, der Brother Louie. Kann man nichts sagen. Und nachdem ich offensichtlich heute auch nichts wirklich Wichtiges sagen kann, Tagebuch, bin ich schon weg.
    Der schlaue Musikproduzent Mario Neugebauer hat den Herrn Austen ja in einem Wiener Boxclub kennen gelernt. Das finde ich interessant, liebes Tagebuch, denn ich boxe ja selbst seit meinem sechsten Lebensjahr in der Boxunion Favoriten. Fünfmal die Woche bestreite ich dort drei zweistündige Trainingseinheiten pro Tag. Meine Gewichtsklasse ist Extremschwergewicht bis 225 Kilogramm. Ein leichter Schlag von mir kann einen untrainierten ausgewachsenen Mann töten. Ich bin eine Killermaschine, will dir aber keine Angst machen, Tagebuch. Am 3. 12. um 16 Uhr kämpfe ich übrigens in der Kurhalle Oberlaa gegen Louie Austen um den vakanten österreichischen Schwergewichts-Seniorentitel. Herr Austen kann schon mal anfangen, sein letztes Lied zu singen.
    2.11.
    Ab Freitag, den 12. 11. steht im Rabenhof-Theater wieder der Werner-Schwab-Erinnerungs- und -Vergnügungsabend auf dem Programm, liebes Tagebuch! Das Ensemble besteht zu drei Vierteln aus FM4- Herren. Kapellmeister Fritz Ostermayer, mein Sendungssidekick Stermann und ich selbst. Veredelt wird der ganze Theaterabend durch die Volksschauspielgöttin Hilde Sochor. Wir Männer haben uns selbstverständlich alle vom ersten Moment an in die Sochor verliebt. Ich habe

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