Speichelfaeden in der Buttermilch
Blinde. Was will der denn hier? Ich seh wie ein Adler. Hat sich offensichtlich in der Tür geirrt.
Er hat sich tatsächlich in der Tür geirrt, er will zu mir.
Bitte?
Ja, ich hab die Pappaugen bestellt.
Wieso das denn? Das sind Pappaugen für Blinde.
Ja, ich bin doch blind, seit meiner Geburt.
Ach, deshalb können Sie die Grimassen nicht erkennen, die ich mach.
Herr Grissemann, Sie haben in den 40 Jahren nie bemerkt, dass ich blind bin?
Nee. Woran soll man das denn merken. Das sieht man ja von außen nicht.
Und der Stock und der Hund und die Brille?
Ja ja.
Und die Bücher in Blindenschrift, die ich mir von Ihnen zum Geburtstag gewünscht habe?
Tut mir leid, ich bin manchmal ein wenig unaufmerksam. Sagen Sie, was Anderes, sind bei Ihnen an der Scheibe auch so hübsche Eiskristalle, ist wunderschön anzusehen.
Ich bin blind, Herr Grissemann.
Ach so, das können Sie auch nicht sehen. Das ist ja Scheiße. Sagen Sie, können sie überhaupt irgendwas sehen?
Nein, ich bin blind.
Aber wenn jetzt im Fernsehen irgendwas Interessantes zu sehen ist …
Klar, das kann ich natürlich sehen. Könnten sie mir jetzt bitte die Pappaugen rüberbringen?
Ich komme.
Folge 2: Tokio
Grissemann.
Wo bleiben Sie denn?
Entschuldigen Sie, ich hab mir noch die Haare gefärbt.
Ach, in welcher Farbe denn?
Das kann Ihnen doch egal sein, Sie blinde Nuss.
Für wen färben Sie sich denn die Haare?
Ausschließlich für den Gerichtsmediziner, Herrn Prof. Zosch.
Herr Zosch?
Ja, Herr Zosch, dieser begabte Arzt.
Den kenn ich doch, der ist doch auch bei mir im Karnevalsverein für Blinde.
Prof. Zosch ist auch blind?
Natürlich, er ist der Blindeste von uns.
Das kann nicht sein, Herr Stermann. Prof. Zosch ist Arzt, da braucht man gute Augen.
Deswegen hat man ihn ja in die Gerichtsmedizin gesteckt, da ist es doch schon egal.
Aber dann hab ich mir ja umsonst die Haare für ihn gefärbt.
Ja, dann waschen Sie's halt wieder aus.
Gut, wasch ich's wieder aus. Was wollen Sie überhaupt?
Wo sind die Pappaugen, verdammt? Mein Faschingsfest beginnt in, Moment, muss kurz auf die Uhr schauen, in 48 Minuten und 12 Sekunden.
Ach, Sie haben Faschingsball heute.
Ja.
Wer kommt denn?
Zosch und all die anderen Blindgänger aus meinem Karnevalsverein. Und deshalb brauche ich alle Pappaugen, die Ihnen versehentlich geliefert worden sind.
Wozu brauchen Sie denn Pappaugen beim Faschingsfest für Blinde? Die kann doch sowieso keiner sehen.
Können Sie das vielleicht unsere Sorge sein lassen, Herr Grissemann?
Gut, ich setz mir jetzt noch schnell den Strick an die Schläfe, und wenn das wieder nicht klappt, komm ich. Haben Sie eigentlich ein Motto für Ihren Faschingsball?
»Tokio«. Das Motto ist »Tokio«.
Wieso denn »Tokio«?
Lassen Sie auch das bitte unsere Sorge sein. Wiederhörn.
Folge 3: Katerfrühstück
Stermann.
Grissemann. Ich wollt mich nur entschuldigen, dass ich die Pappaugen gestern nicht mehr vorbeigebracht habe, wissen Sie, ich hatte nichts zu tun, und mir war so langweilig, ich wusste einfach nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte.
Macht nichts, es ist keinem aufgefallen.
Wie war Ihr Faschingsfest für Blinde?
Ganz nett, nur blöderweise ist das Licht für 20 Minuten ausgefallen, das hat uns alle so irritiert.
Wie war denn Herr Zosch verkleidet?
Er hat gesagt, er sei als Bär verkleidet, und da hat er den Preis für die beste Verkleidung bekommen.
Was war denn der Preis?
Ein Blindenhund.
Was? Das ist doch sehr teuer, so ein Blindenhund!
Nee, der war billiger, weil er selbst blind ist.
Ach.
Und Sie? Haben Sie heute schon versucht, sich umzubringen?
Noch nicht, aber am Nachmittag versuch ich in den Stromkreis zu kommen, sprechen Sie mir Mut zu.
Toi, toi, toi, hoffentlich klappt es.
Danke, Herr Stermann, Sie haben doch gesagt, wenn im Fernsehen was Interessantes läuft, dann können Sie das sehen.
Ja, das stimmt.
Ich habe die wunderhübschen Eiskristalle bei mir am Fenster auf Video aufgenommen. Wenn Sie rüberkommen wollen, können wir sie uns ansehen.
Eiskristalle, das ist doch was für Weiber, nee, danke. Wiederhörn.
Stermann wird's schon richten
Folge 1: Der Homöopath
Stermann. Mutter, wir heißen Stermann. Stermann.
Um Gottes willen, ist Ihre Mutter bei Ihnen?
Ja ja, ein letztes Mal noch, sie füllt gerade das Altersheimformular aus.
Ach, wo ist denn dieses Altersheim?
Wieso?
Ich hab meine Mutter ja auch ins Altersheim gesteckt, aber ich hab vergessen, in welches.
Können Sie sich
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