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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Teufel erliegen fast alle im Dorf dem verlogenen Charme Zeugflickers?
    Er hat dieses gewisse Nichts.
    Wie sieht dieser Mann aus?
    Er ist klein, untersetzt, Halbglatze, er hat Flecken im Gesicht und eine leichte Gehbehinderung. Er hat dicke Brillen auf, wegen seiner schweren chronischen Augenentzündung.
    Ist er intelligent?
    Weiß man nicht. Er spricht ja fast nichts. Kein Mensch hat ihn jemals was Anderes sagen hören als »Ja, ich will«.
    Na gut, meinen Segen haben Zeugflicker und meine Mutter. Warum ich eigentlich anrufe: Ich hab einen Brief vom Jugendamt bekommen. Meine Mutter hat mich zur Adoption freigegeben. Mein Gott, zu wem komm ich denn jetzt?
    Herr Grissemann, Sie sind 45. Seien Sie doch vernünftig. Das ist unmöglich. Das muss ein Scherzbrief sein.
    Leider nein. Hier im Wohnzimmer sitzen drei ältere Ehepaare, die sich für mich interessieren.
    Was sind das denn für Leute?
    Kalt und unherzlich. Sehr autoritär. Sie haben mich auch schon geschlagen und mir das Taschengeld gestrichen.
    Hm, warum hat Ihre Mutter Sie überhaupt zur Adoption freigegeben?
    Sie will frei sein und mit irgendeinem Mann durchbrennen.
    Dr. Zeugflicker.
    Ja, offensichtlich. Für welches Rentnerehepaar soll ich mich entscheiden? Ich mag sie alle nicht.
    Sie sind eben in einem schwierigen Alter, Herr Grissemann, in dem man gegen seine Eltern rebelliert.
    Das sind überhaupt nicht meine Eltern.
    Doch, zwei von denen bald schon.
    Gut, dann nehm ich die, die schon etwas taub sind, dann kann ich wenigstens Musik hören, wenn ich schon nicht fernschauen darf.
    Ich muss mich jetzt umziehen, Herr Grissemann, ich muss zur Heirat Ihrer Mutter.
    Und ich muss lernen, Vater und Mutter zu ehren. Wiederhörn.
    Wiederhörn.
    Folge 2: Grissemanns neues Leben
    Grissemann.
    Stermann hier. Sagen Sie, die Leute aus dem Dorf waren alle sehr verwundert, dass Sie nicht zur Hochzeit Ihrer ehemaligen Mutter gekommen sind.
    Ja. Tut mir leid. Ich musste mein Zimmer aufräumen, und Mama hat dann mit mir gebastelt, während Papa wieder getrunken hat.
    Moment, Herr Grissemann. Ihre Adoptiveltern leben jetzt bei Ihnen?
    Natürlich. Wir sind eine Familie, wir halten zusammen. Mama, Papa und ich. Mama hat mich eben gebadet. Ich telefoniere im Schlafanzug mit den Enten drauf, und ein Mickey-Mouse-Telefon hab ich auch. Mama hat mich auch mit Nivea eingecremt. Am Nachmittag gehen wir rodeln, deshalb strickt mir Mama jetzt gerade eine Mütze. Hoffentlich mach ich heute Nacht nicht ins Bett.
    Mmh.
    Übrigens, Papa hat gesagt, dass ich mit dir keinen Kontakt mehr haben darf, Dirk.
    Herr Grissemann, spinnen Sie?
    Nein, ich darf nicht mehr mit dir spielen.
    Hören Sie mal, mir reicht's, was für eine groteske Infantilisierung geht da bei Ihnen vor?
    Was?
    Sie sind ein hundertprozentiger Volltrottel, Grissemann.
    Äää! Papa! Der Dirk ist total gemein.
    Hallo, hier spricht Christophs Vater.
    Ja, Stermann hier.
    Rufen Sie nie mehr an!
    Hallo? Hallo?

Die Eiskristalle
    Folge 1: Der Lieferant
    Stermann.
    Grissemann. Folgendes, wie finden Sie das?
    Was denn?
    Die Grimasse! Na, wie finden Sie die?
    Herr Grissemann, am Telefon kann man unmöglich Ihre Grissemann-Grimasse sehen.
    Hab schon verstanden. Übrigens, die Geste, die Sie da gerade gemacht haben, die war gut. Bitte? Ich bin verzweifelt, Herr Stermann. Mein Gesicht riecht nach …
    Ich weiß.
    Was wissen Sie? Sie wissen's auch schon. Wonach riecht mein Gesicht?
    Ihr Gesicht riecht nach Auspuffgasen.
    Sie meinen, mein Gesicht riecht nach Auspuffgasen? Da liegen Sie gar nicht so verkehrt. Ich habe versucht mich umzubringen.
    Ach deshalb. Warum denn diesmal? Waren Sie wieder so tieftraurig und verzweifelt und völlig vereinsamt wie beim letzten Mal?
    Nein, gestern roch mein Gesicht nach Blei.
    Ach so. Und vorgestern roch Ihr Gesicht nach Schlaftabletten.
    Das stimmt.
    Herr Grissemann, ich weiß, ich sollte mich um Sie kümmern, damit Sie keine blöden Sachen machen, aber ich hab einfach keine Lust.
    Das versteh ich natürlich, Herr Stermann, dann sind Sie entschuldigt, Sie können sich auch nicht um jeden Scheiß kümmern, wenn Sie keine Lust haben.
    Herr Grissemann, da ist doch irgendjemand bei Ihnen.
    Nein, nein, Moment, tatsächlich, Herr Stermann, bei mir ist jemand.
    Ich weiß, fragen Sie doch mal, wer's ist.
    Wer sind Sie denn? … Er sagt, er ist der Lieferant.
    Was sagen Sie? Ein Lieferant? Ich wart die ganze Zeit auf meinen Lieferanten. Fragen Sie mal, was er liefern will.
    Moment. … Er liefert Pappaugen für

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