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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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denn an nichts mehr erinnern?
    Doch, da waren lauter alte Leute, Essen auf Rädern, Spritzen, Gebisse und Pfleger, warten Sie mal, ich bin jetzt gar nicht mehr sicher, ob's meine Mutter war oder mein Homöopath Brendel.
    Sie haben Ihren Homoöpathen Brendel ins Altersheim gesteckt?
    Ja, ich glaube. Ja, ich wusste nicht, wohin ich ihn sonst stecken sollte, er hat mich so genervt.
    Mein Gott, Brendel ist doch höchstens Mitte 20 … Nein, Mutterkreuze an: kein Ausgang am Wochenende und keine Angehörigenbesuche.
    Mein Gott, Herr Stermann, ich sehe gerade hier im Schrank diese Tinktur, die mir Brendel 1946 kurz nach Kriegsende gemischt hat gegen meine Bachblütenphobie.
    Moment, das war doch Brendel senior.
    Nein, Sie Schlaumeier, es war sogar Brendelsupersenior.
    Ach, der Brendel, der 1947 85jährig von Ihrem Bruder umgebracht worden ist?
    Ja ja, genau.
    Und? Was ist mit Ihrer Bachblütenphobie?
    Ich such diese Tinktur seit 53 Jahren, Sie wissen doch, sobald ich Bachblüten schmecke, rieche oder Menschen über Bachblüten reden höre, kriege ich diese Angstzustände.
    Kein Einzelzimmer, Mutter. Und kreuz an, dass du auch tagsüber die schweren Valium nehmen willst. Und hier, lass mal lesen, Mutter: »Wer soll verständigt werden bei Unfall, Krankheit oder Tod?« Ach, Mutter, was weiß denn ich? Schreib hin, Zivildiener. Ja, Grissemann?
    Ja, ich beginne dann zu zittern und zzzzu ststststotttttern.
    Ach so, ich verstehe, Sie sehen gerade diese Tinktur gegen Bachblüten und werden wieder an Ihre Bachblütenangst erinnert. Mein Gott, Sie armes Schwein.
    Karghtjesstkkrrr.
    Moment, ich weiß doch auch nicht, was du so isst, Mutter. Brei, schreib einfach Brei. Nein, kein Obst. Schreib hin: Brei und billig.
    Kargthioie.
    Herr Grissemann, jetzt reißen Sie sich mal zusammen, Sie sprechen ja schon wie meine Mutter. Passen Sie auf, ich schicke Ihnen Mutters Arzt vorbei, den hab ich für Mutter auch schon ausgesucht, Herr Dr. Hassknecht. Ein Schulmediziner der ganz alten Schule. Schwört auf Chemiebomben. Spritzt auch gern und viel, sehr hohe Dosen, hält jede Kritik an harten schulmedizinischen Praktiken für Weicheierei.
    Hahehhee.
    Jau, gut. Grissemann, ich ruf Hassknecht für Sie, falls er zurzeit überhaupt auf freiem Fuß ist. Es stört Sie doch nicht, dass dem Mann die Lizenz entzogen worden ist?
    Krkrk.
    Gut, hab ich mir gedacht. Mutter! Matratze? Ich glaub, ich spinn. Kommt überhaupt nicht in Frage, du liegst am Boden, da kannst du auch nicht aus dem Bett fallen, und für mich ist das viel billiger. Wiederhörn. Grissemann, rufen Sie mich an, wenn's Ihnen wieder besser geht.
    Kkkk.
    Folge 2: Noch Platz im Altpapier?
    Stermann.
    He.
    Grissemann?
    Dieser Doktor, den Sie mir auf den Hals gehetzt haben, der ist ein Verbrecher.
    Hassknecht, das stimmt. Der ist siebenmal verurteilt worden wegen Behandlung mit plötzlicher Todesfolge, dreimal wegen Hochstapelei, der Mann hat ja nie studiert, und elfmal wegen Kaufhausdiebstahl.
    Boa, Wahnsinn, Stermann, ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Wissen Sie, was der gemacht hat mit mir?
    Nee, was hat er denn gemacht?
    Der hat mir vier kleine Partyleberwürste in die Venen gespritzt, und dann hab ich einen Einlauf bekommen mit Odol-Mundwasser. Dann hat er mir vier Zwei-Minuten-Steaks auf die Brustwarzen gelegt. Ich hab meinen Bruder geholt, der hat den Mann sofort totgeschlagen. Das geht doch nicht.
    Verstehe, war ja auch nur so 'n Tip von mir, ich hab ihn ja eigentlich für meine Mutter organisiert, und dafür brauch ich ihn eh nicht mehr.
    Ist Ihre Mutter jetzt im Altersheim? Wie alt ist Ihre Mutter eigentlich?
    Sehen Sie, das hab ich sie nie gefragt, ich schätz mal, irgendwas zwischen 50 und 90, 99 wahrscheinlich.
    Ja, wahrscheinlich. War nur so eine Frage von mir. Ich hab Ihre Mutter ja nie kennengelernt. Als ich Sie einmal besucht habe und ihre Mutter gerade da war, haben Sie sie im Altpapier versteckt.
    Ja, ich fand immer, dass Mutter viel zu wenig liest, jetzt kann's mir ja egal sein. Grissemann.
    Hörst du auf.
    Grissemann.
    Ja, hörst du auf endlich!
    Grissemann, ich will gar nicht wissen, was bei Ihnen zuhause gerade los ist.
    Mein Patenkind aus Aserbaidschan ist da, es will sich ständig auf meine Wohnlandschaft setzen.
    So eine Frechheit.
    Ja ja, nichts als Ärger hat man tagein, tagaus.
    Wenn er sie nervt, soll ich Ihnen vielleicht die Adresse vom Altersheim geben?
    Nein, nein, der bleibt nur eine Woche bei seinem Patenonkel, dem guten alten Grissemann, dann fliegt

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