Speichelfaeden in der Buttermilch
»lieber nicht« aussetzen möchte. Und der, wie seine Vorgänger, keine Chance hat, diese Utopie der schuldlosen Untätigkeit lebend zu erreichen. »Tja Henry, im Leben läuft's oft Scheiße, wenn man die eigenen vier Wände verlässt.« Hierin liegt mehr Realitätssinn denn Zynismus.
Dose
Mit dem Leben wieder Schritt halten, dachte sich der Tennisspieler Dosedel, verdrückte zwo, dro Tränen und machte sich auf die Strümpfe nach einem Journalisten, der seinen Vornamen kennt. Kent, soviel stand fest für Dose, wie er sich selbst manchmal zärtlich vorm Kamin nannte, war nicht sein Name. »Nein Kent, so heiß ich nicht. Ich bin ja Tscheche oder was, Bulgare, Pole gar. Tennis spiel ich, Dose nenn ich mich, im Gesamten Dosedel. Kein Mensch kennt mich, keiner hat mich je bemerkt. Wie soll ich alte Dose da mit dem Leben wieder Schritt halten? Mein Gott, ich dosedel halt so vor mich hin.« Dann ist es arg geworden. Dose schmiss sich auf den Boden, warf hektisch Knoblauchkapseln ein, zerbrach seine Holzkrawatte und flüsterte unangefochten: »Tie Break.«
Da stolperten Alice Cooper und Andrea Gaudenzi über Dosedel, der, nach Knoblauchkapseln stinkend, folgenden legendären Satz von sich warf: »Hey, ihr zwei Trachtweiber, Pracht Prügel gefällig?« Au ja, freuten sich Alice und Andrea, schlugen Dose erst windelweich, dann zusammen, um ihn zu guter Letzt wieder auseinanderzunehmen. Dosedel erwachte krankenhausreif im Krankenhaus. »Gar nicht schlecht, so ganz ohne Matura, wenigstens krankenhausreif zu sein«, redete sich Dose die traurige Situation schön. Dosedel überstand mit Mühe die ersten drei Runden im Krankenhaus, schied aber dann im Viertelfinale gegen Doktor Kafelnikov bei einer Milzoperation leider aus. 6:0, 6:0, auch mit dem Liebesleben war's aus. Dose konnte mit dem Leben einfach nicht mehr Schritt halten. Nach einer Überdose war alles aus. Tschüs, Dosedel.
Der Hundesänger
Der ehemalige Skiflieger Akki Illipulli fiel 1978 von der Berg-Isel-Schanze derart unglücklich auf ein zufällig dort stehendes spitzes UNICEF -Plastik-Gummischwert, das in Wahrheit der Verbrecher Willi Pürstl vorsätzlich dort plaziert hatte, damit es dem aufgeräumten Skiflieger Illipulli direkt in seine kritischen Punkte schoss und stieß. Dem Skiflieger Illipulli mussten operativ die »balls« entfernt werden, es war im Jahre 1978. Der Skiflieger Illipulli wollte aus Angst vor dem Verbrecher Pürstl, der immer noch sein UNICEF -Plastik-Gummischwert-Unwesen treibt, nicht mehr Skifliegen.
So musste der Skiflieger Illipulli beruflich umsatteln und wurde aus einer üblen Laune heraus Kontratenor. Weil der wegen Pürstls verbrecherischen UNICEF -Plastik-Gummischwertsanschlags, bzw. durch Pürstls verbrecherischen Unicef -Plastik-Gummischwertanschlag ins gleichsam Hodenlose gefallene Skiflieger Illipulli – es war im Jahre 1978 – sich stimmhöhenmäßig in ungeahnte Fistelfipshöhen entwickelt hatte. Kurzum, aus dem Skiflieger Illipulli wurde ein Kontratenor, aber auch kein guter, weil seine Stimme derart hoch ist, dass sie nur mehr bellende Vierbeiner, also das, was wir alle heimlich abschätzig als »Hunde« bezeichnen, hören können. Die Frequenz von Illipullis Stimme ist so bestürzend hoch, dass seine Ehe zerbrach, wie seine Träume im Wind. Heute lebt der Kontratenor Akki Illipulli verarmt als Hundesänger in Moskau – weiß Gott kein gutes Pflaster für Hundesänger.
Der große Bellheim
In Deutschland wohnt ein Hund. Der Hund von Marius Müller-Westernhagen: Elstner. Ein österreichischer Hund. Benannt nach dem österreichischen Sportreporter Peter Elstner. Der Hund ist 34, ein gutaussehender Bastard mit Staupe und Pest. Der Müller Sänger-Westernhagen liebt Elstner, seinen blinden, vierbeinigen Freund. Der Westernsänger Müllerhagen lebt mit Elstner in einem schmucken Tonhaus aus Keramik bei Gütersloh. Grundsätzlich wäre alles in Butter, wäre da nicht dieser Berg bei Gütersloh, den der Köter Elstner jeden Abend bei Dämmerung besteigt, um ihn zu markieren. Kein Problem an sich, wäre Elstner nicht so blind, pestkrank und orientierungslos wie er nun mal ist. Der Sänger Marius Müller-Westernhagen wollte schon einen Blindenhund für seinen blinden Hund kaufen, verwarf die Idee aber wieder in der Annahme, der Blindenhund sei auch blind. Der blöde Sänger. So haben Elstner und der Sänger Müller-Westernhagen ein Agreement getroffen, wann immer der pestkranke, blinde Hund am Berg sein Geschäft erledigt
Weitere Kostenlose Bücher