Speichelfaeden in der Buttermilch
gewisser »Bruno« kümmert sich um ihn, der 16jährige Sohn von Elton John. Der Bub geht auch für ihn einkaufen.
Helgas kleine Instrumentendiffamierung: der Dudelsack
»Der Dudelsack besteht aus einem sackartigen Luftbehälter aus Leder, in den der Spieler durch ein Röhrchen Luft bläst.« Es ist so unvorstellbar ekelhaft, liebe Eltern, wenn man sich das mal genau überlegt, dann ist das doch Drogenmissbrauch! Hau ab, du Dudelsack! Du lächerliche kleine Sackpfeife! Du mit deinem widerlichen Doppelrohrblatt! Und, Dudelsack: Wer spielt dich denn? Ja, Dudelsack, das sind doch vorzugsweise Männer in Röcken! Das ist ja wohl ein Skandal, du bist ein Tunteninstrument! Und dich sollen unsere Kinder lernen zu blasen? Unsere Buben sollen sich Röcke anziehen und Dudelsack pfeifen lernen? He, Dudelsack, das kann doch nicht dein Ernst sein! Da kann man sich ja wohl gleich die Kugel geben! Nein, nein, du Mistvieh, hau bloß ab, du dreckiger Dudelsack! Dudelsack, verpiss dich, keiner vermisst dich!
Dünner Jauch und dicker Strack
Ein dunkler Schatten lag über Kiemen-City, dem Anglerparadies an der Ostküste im Nordwesten des südlichen Amerikas. Dort, im Herzen der USA , in der Schaltzentrale der Machtlosigkeit, wo sonst nur dicke Angler dünne Fische angeln, dort in Kiemen-City, wo die Schwangeren fröhliche Umständ feiern, dort im sorglosen Kiemen-City waren auf einmal selbst die dünnen Fische baff, als bekannt wurde, dass der 48jährige Hilfssheriff Sri Lanka, der bis dahin als unbescholtener Sportangler gegolten hatte, 134 Bürger der 200-Seelen-Gemeinde Kiemen-City eramselt, erdrosselt, erfinkt und erstart hatte. Sri tötete 134 Menschen und ist damit der größte Massenmörder aus Kiemen-City. Für Statistiker sei erwähnt, dass die Nummer zwei in der Massenmörderrangliste Kiemen-Citys der gutaussehende 24jährige Exilkubaner und leidenschaftliche Sportangler Sunny Marino ist. Sunny hat es immerhin – und vor allem in sehr kurzer Zeit – auf 62 Opfer gebracht. Kiemen-City hat zurzeit also nur noch vier Einwohner, von denen zwei Massenmörder sind. Außer Sri Lanka und Sunny Marino leben in dem ursprünglichen Anglerparadies, das inzwischen zum Fischparadies geworden ist, auch die beiden Brüder Günther Jauch und Günther Strack, »der Dünne und der Dicke«, wie man sie auch nennt. Die beiden leben in ständiger Angst, laufen doch die beiden Serialkiller Sri und Sunny noch immer frei herum. In Grätentown, auf der anderen Seite des Flusses, ist man erstaunt darüber, dass Günther Jauch darum bemüht ist, eine Wohnung in direkter Nachbarschaft zu Sri Lanka und Sunny Marino zu bekommen. Seinem Bruder Strack erklärt er seine vermeintlich schlauen Beweggründe: »Die Nachbarn von Massenmördern sagen immer: ›Massenmörder? Nö, kann ich mir nich vorstellen, nie was gemerkt. Der war immer so nett!‹«)
Magistra Inge Sämann schreibt zu »Dünner Jauch und dicker Strack« in ihrer bislang unveröffentlichten Promotionsschrift »Abschwellender Bocksgesang. Kulturkritik im Schweinehälftenkostüm«:
In diesem kleinen Prosa-Stück aus der mittleren Schaffensperiode gibt sich das österreichisch-deutsche Autorengespann ganz dem postmodernen Spielchen mit Erzähl- und Darstellungscodes des »hartgesottenen« Genres hin und steckt seine uns wohl vertraute satirische Medienschelte – hier gegen die Fernseh-Stars Günter Jauch und Günter Strack als Repräsentanten der saturierten Mittelschichtsformate gerichtet – ins Gewand der so genannten »hardboiled-novels«, gibt ihr also jene literarische Form, die in den USA der 30er Jahre düstere Urständ feierte und seitdem aus der Geschichte der Genre-Literatur nicht mehr wegzudenken ist.
Gewohnt anarchisch-humoresk, wortwitzig im Stile der konkreten Poesie eines Ernst Jandl wie auch an die neusachliche Gebrauchslyrik der 20er Jahre, etwa an die »Galgenlieder« des älteren Christian Morgenstern gemahnend, werden Sinnzusammenhänge destruiert, neu konstruiert und wieder demontiert und der Bildgehalt erstarrter sprachlicher Metaphern gegenwärtig gemacht (Beispiel: »eramselt, erdrosselt, erfinkt und erstart«).
Diese Verfahren sind uns, wie gesagt, von früheren Prosastücken der Autoren her bekannt und vertraut. Wir haben andernorts bereits ausführlich davon gehandelt.
An dieser Stelle möchte ich es daher mit dem Hinweis auf einige voran gegangene Abschnitte – insbesondere auf Kapitel II, Punkt 3 der vorliegenden Arbeit, dort vor allem 3, Punkt 1 bis
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