Speichelfaeden in der Buttermilch
vielmehr scheißegal, dass er jetzt halt Kopfarzt war. »Arzt! Mein Gott, das ist doch das mit Kranken!«, schoss es Brasiliana durch den Kopf. »Nicht mit mir! In meine Praxis kommen nur Gesunde rein!« Und so hält es der alte Kopfarzt Dr. Brasiliana heute noch, der einzige Doc der Welt, der alle behandelt, nur nicht Kranke.
Kleider machen Leute
Nämlich Schneider, Näherinnen, Modedesignerinnen, diese Leute machen Kleider. Das sind die Kleiderleute, die die Kleider machen. Aber soll man das als aufgeklärter, kurz vor dem Millennium stehender Europäer einfach so hinnehmen? Sollte sich nicht jeder sein eigenes Kleid machen können, so wie das eigene Süppchen? Na ja. Fernando Melingini und Manuel Orantes besaßen ein kleines Binnenhafenrestaurant in Duisburg. Ihre Spezialitäten waren Torte und Tortellinitorte. Das Restaurant hieß »Torte«, die angeschlossene Bar hieß »Tortellinitorte«. In der »Tortellinitorte« saßen nach Dienstschluss Fernando und Manuel in ihren Kochkitteln und schlürften erschöpft Tortensuppe; Fernando Schwarzwälderkirschtortensuppe und Manuel aß Haselnusscremetortensuppe mit Buchstabennudeln. Sie verwerteten einfach die Reste vom Vortag, denn gestern hatte es Buchstabensuppentorte und Leberknödelsuppentorte gegeben. Sie hatten wie immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie Suppen aßen. Hatten die Suppen denn nicht auch ein Recht auf Leben? Man muss sich das vorstellen, wie grausam! Skrupellose Jäger erlegen Suppen im Wald, dann werden die Suppen geschlachtet und landen auf einem Teller. Und wie schlecht steht es um die Suppen, die zusammengepfercht in Suppenfarmen ihr trauriges Dasein fristen müssen, in engen Käfigen? Schrecklich. Vor allem Hühnersuppen haben Schreckliches zu erleiden. Fernando und Manuel haben einmal eine kleine Ochsenschwanzsuppe vor der Schlachtung retten können. Heute lebt die mittlerweile ausgewachsene Ochsenschwanzsuppe artgerecht im Garten ihres Duisburger Reihenhauses, sie hat letzten August fünf kleine, süße Tellerchen geworfen. Als sie also so dasaßen und traurig Tortensuppe aßen, betrat Hans-Dietrich Navrátilová die Bar, einer der besten Modedesigner Duisburgs. Er hatte 1914 den Camembert- BH und die lange Harzer Käseunterhose entworfen, Dessous für Käsefreunde. Hans-Dietrich Navrátilová kam nicht zufällig, nein, er hatte ein Anliegen. Er wollte, dass Manuel und Fernando für ihn Rindsuppen züchteten, und zwar glückliche und freilaufende Rindsuppen. Aus deren Fell wollte er, der berühmte Modemacher, Rindsuppentangas für Raver machen. Die Kollektion hieß »sexy Supersuppe für die sexy Superpuppe«. Die einzigen Arschnasen allerdings, die tatsächlich Rindersuppenslips kauften, waren die Mitglieder der von vorne bis hinten vollvertrottelten Snowboardgemeinde.
Landarzt Inge
Der gutaussehende 69jährige Chefarzt Dr. Landarzt Inge leitet das Dialysekrankenhaus in Sachsen-Anhalt. Die tägliche Blutwäsche von Chefarzt Dr. Landarzt Inge beschreibt sein Lieblingspatient Norbert Nigbur als – Zitat – »prima, richtig prima«. Chefarzt Dr. Landarzt Inge versteht es, die Blutwäsche zu einem solch angenehmen Erlebnis zu machen, dass viele Sachsen-Anhalterinnen zur Blutwäsche kommen, obwohl sie kerngesund sind. Warum in der Dialyseabteilung von Chefarzt Dr. Landarzt Inge immer so dufte Stimmung herrscht, ist leicht erklärt. Inge unterhält die Patienten während der Blutwäsche mit interessanten Rechenaufgaben. Rechnen und Blutwaschen ist das Einzige, was Dr. Inge und seine Patienten überhaupt noch interessiert. Nur der mittlerweile bein- und armamputierte blinde Exbeatle George Harrison kommt nicht auf seine Rechnung.
Kurze Hosen 1904
In Ohio wuchs die Birne, und mit jeder Ernte die Hochachtung vor Hot Di Braeme, dem knorrigen Erfindermann. Pünktlich zum Wiener Kongress gebar die alte Braeme erst einen Kater und dann den Erfindermann. Den Kater nannte sie »Volker Lechtenbrink« und steckte ihn hastig in eine Schlager- und Schauspielschüssel und verlor ihn, so schnell es ging, aus den Augen. Den Erfindermann aber herzte und küsste die alte Braeme, was das Mutterzeug hielt, und nannte ihn liebevoll »Hot Di«. Hot Di sollte wie sein verstorbener Vater Kellermann werden, so wie alle im Dorf der Braemes damals Kellermänner waren, ein ehrbarer Beruf, der heute in Vergessenheit geraten ist. Hot Di Braeme im Zitat: »No. Kellermann ist nichts für mich. Ich möchte, dass es zwackt, zwickt und zieht im Schritt, wenn ich die Birne
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