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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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er! Er setzte sich an die glühendheiße, zischende Schreibmaschine und verfasste einen langen Brief an Paul Watzlawick, in dem er einige Verbesserungsvorschläge für dessen Buch »Anleitung zum Unglücklichsein« machte. Während sein rechter Fuß Feuer fing, blätterte er noch kurz in der Bibel, in der Apokalypse. Ob der Harmlosigkeit des Geschilderten musste er erneut schmunzeln. Als die Wände barsten und sein Schnurrbart schmorte, da legte er eine Langspielplatte auf, Rudi Carells »Wann wird's mal wieder richtig Sommer?«. Ein letztes Mal sah er in den Spiegel und zwinkerte sich kokett zu. Hatte er von Mutter Natur einen Schuss zuviel Eitelkeit mitbekommen? fragte er sich, als das Haus explodierte und ihn in Stücke riss. Tja Junge, pack die Badehose ein, das wird eine lange Reise!
    Scheck und Scharlie inner Stadt
    Scheck und Scharlie, zwei hünenhafte asiatische Cousins, beide Mitte 30, aber Scharlie schon an die 50 (er ist der Jüngere der beiden), Scheck und Scharlie sind Ohios erfolgreichste Imker. Gelang ihnen doch 1954 die schicke Zucht der Pferdebiene, eine aufsehenerregende Kreuzung zwischen Araberhengst und gemeiner Biene. Die Pferdebiene oder, wie es der Angelsachse umständlich wie immer formuliert, »the horsebee«. Den Prototypen nannten sie Bruce, Bruce Horsebee. Er singt heute Liebeslieder. Die Imkerarbeit von Scheck und Scharlie ist, wie in einer Imkerei zu arbeiten. Entspannung finden die beiden Provinzimker bei Onkel Geier, der in der Stadt lebt und seit Jahren gegen ein kleines Entgelt den beiden Imkern Scheck und Scharlie mit einer Creme die Popos einreibt. Das macht den Imkern Freude, haben sie doch vom vielen Stehen einen ständig geröteten Po. »Am schönsten ist es«, sagt Scharlie immer und Scheck nickt dazu, »in die Stadt zu fahren und mit eingecremten Popos nach einem Edith-Piaf-Konzert Kabinensex zu machen.« »Inne Stadt, Scharlie, inne Innenstadt fahren wir jetzt, und die Bienen kommen alle mit!« »Yo, Scheck, dann mal los!« sagt Scharlie. Und dann, dann geht's los.
    »Bssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssss«
    Total Recall mit Schoss und Fink
    Die einarmigen Trafikanten Ohios hatten es gar nicht so schlecht. In Wahrheit hatten sie es ganz dufte, obwohl es natürlich relativ uncool war, lediglich einen Arm zu haben. Die gesamte einarmige Trafikantenszene Ohios traf sich im Februar 1944 an Bord eines Kreuzfahrtdampfers, um eine Randgruppenreise anzutreten. Es war nur blödes Herumschippern und einarmiges Geschwätz auf See. Nichts, aber auch gar nichts wäre erwähnenswert von dieser Scheiß-Schiffsreise, wären da nicht Schoss und Fink gewesen, die beiden Trafikantenkönige, die überhaupt keinen Arm mehr hatten, aber trotzdem jeden Abend Skat spielten. Fragen Sie mich nicht, wie, ich weiß es doch auch nicht! So wenig Schoss und Fink oberkörperextremitätenmäßig zu bieten hatten, so prima waren sie im Erinnern. Schoss und Fink, diese einmaligen nullarmigen Trafikantenkönige, hatten die unfassbare Fähigkeit, sich punktpräzise jede vergangene Situation ihres Lebens noch einmal vor Augen zu führen. Wegen dieser Fähigkeit sind Schoss und Fink sehr eingebildet, und einige andere Ohioer Trafikanten sagten »Arschlöcher« zu ihnen.
    Wenn Sarah Kirche-Kirsche therapiert
    Nein, es war keine gute Ehe. Das konnte man schon daran erkennen, dass Seisuke Ueshima von seiner Frau als »mein Angstgegner« sprach. Margot Ueshima wiederum nannte ihren Gatten schon in der Verliebtheitsphase »Erzfeind«. Das konnte einfach nicht gutgehen. Bei gewöhnlichen Ehepaaren kommt der Streit oft erst nach Wochen, aber bei den Ueshimas herrschte von Anfang an Kriegszustand. Auch für Außenstehende sichtbar wurde ihr Hass aufeinander bei der entsetzlichen Trauung. Sie trug eine albanische Bauerntracht und er eine serbische Tschetnik-Uniform. Sie wurden von einem kriegsversehrten Militärpfarrer getraut, der auf Wunsch des Brautpaares aus den Ohren blutete und über das Bibelzitat »Auge um Auge, Zahn um Zahn« predigte. Dann tauschten sie die Schlagringe und schworen auf die Bibel, dass sie selbstverständlich nicht im Traum dran denken würden, in guten, geschweige denn in schlechten Zeiten zueinanderzuhalten. Die Flitterwochen verbrachten sie in Sibirien, nicht im Hotel, sondern am Boden liegend bei Minusgraden, immer auf den ersten Fehler des Gegners lauernd, um dann gnadenlos zuzuschlagen. In der ersten Nacht vergewaltigten sie sich gegenseitig. Sie bekamen Zwillinge, die sie

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