Speichelfaeden in der Buttermilch
Hobel-, Säge- und Glockengeräusche, anscheinend ist dort auch eine Kirche. Ach, malerisches Teneriffa, wie lieb ick dir!
Sankt Moritz
Sankt Moritz, 6.1.2001
Liebes Tagebuch, heute erster Skitag. Habe mich für Stermann sehr geschämt. Aus übertriebener Angst vor einer Lawinenkatastrophe hat sich der pummelige Flachländer drei Bernhardinerhunde um den Körper gebunden. Während Stermann mühsam mit dem Schlepplift den Berg hinaufgezogen wurde, bissen ihm die Vierbeiner in Gesicht und Penis. Blutüberströmt erreichte das deutsche Dickerchen die Bergstation. Hier brach sich mein unsportlicher und völlig untrainierter Kollege beim Schuhe-Zubinden Rückgrat und leider auch Genick. Stermann liegt seit heute morgen im Tiefschnee, während ich beim Versuch, ein eisiges Brückengeländer abzulecken, mit der Zunge kleben blieb. Die Bergrettung hat mit einer Motorsäge das betreffende Stück aus dem Geländer geschnitten. Angezogen in der Hotelsauna stehend, warte ich darauf, dass sich das Eisenstück von meiner Zunge löst. Ach St. Moritz, Perle der Alpen!
Liebes Tagebuch, mir ist kalt. Ich blute, bin bewegungsunfähig und eingeschneit. Die drei Hunde, die ich umgeschnallt habe, haben mich bis zum Schluss in Bauch und Beine gebissen, bis sie vor wenigen Minuten endlich in der extremen Kälte hier oben erfroren sind. Sie haben mir riesige Stücke aus meinem Brustkorb gerissen. Mein Herz liegt offen neben mir. Sonst aber ist St. Moritz genauso, wie ich es mir vorgestellt habe: Pistenzauber und Après-Ski.
Sankt Moritz, 7.1.2001
Ulkig! Stermann ist mit einer Überlebenschance von nur 5% ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass die Maschinen abgeschaltet werden. Stermann soll in Würde sterben können. Zuerst muss ich mich aber um mich selber kümmern. Habe die ganze Nacht Laternenpfähle geleckt. Stehe jetzt wie immer in der Sauna und warte, dass der Eisenpfahl von meiner gierigen Zunge fällt. Sobald der Laternenpfahl abfällt, mach ich mich unverzüglich daran, die Kufen des riesigen Snowmobils zu lecken, das auf mich und meine gierige Zunge schon seit Stunden in der eisigen Kälte wartet!
Liebes Tagebuch, mir geht es so mittelprächtig. Habe mich immerhin mit dem freundlichen Leichenwäscher ganz gut unterhalten. Er hat mir erzählt, dass mich ein merkwürdiger kleiner Mann besuchen wollte, der aber nicht durch die Tür passte, weil er ein Snowmobil vor dem Gesicht kleben hatte. Das war wohl Grissemann, die alte Eisenzunge. Heute Morgen wurde mir in einer Alarmaktion ratzekahl alles amputiert, bis auf ein Bein. Ich liege jetzt in einer mit Formalin gefüllten Vase, und eine Horde von Medizinstudenten starrt mich mit Wasser in den Augen an. Wohl noch nie einen Prominenten gesehen, was? Na denn: Ski Heil.
Mombasa
Mombasa, 1.2.2001
Liebes Tagebuch, Stermann ist an einer Fischvergiftung erkrankt, obwohl er doch ein Mensch ist. Beim Tauchen hat er einen an Ebola erkrankten Kugelfisch geschluckt. Stermann ist bewusstlos und hat in dem restlos überfüllten Krankenhaus leider nur mehr einen Stehplatz bekommen. Die Drecksau macht immer nur Probleme. Schon im Flugzeug, als seine Halsschlagader platzte, da platzte mir der Kragen, und ich habe ihn so lange mit dem Sicherheitsgurt gewürgt, bis die Blutung aufhörte, weil ja kaum mehr Blut im Körper war. Die Foto-Safari, auf die ich mich so lange gefreut hatte, war ein ziemlicher Flop. Das einzige Tier, das mir vor die Linse kam, war das Krokodilledertäschchen der deutschen Touristin, die im Bus neben mir saß. Ach, wildes, ursprüngliches Afrika!
Liebes Tagebuch, aus Platzmangel knie ich inzwischen auf einer Urinschüssel in der Intensivstation. Mir sind Fliegen aus den Augen rausgeflogen. Ich habe Angst. Und seit Stunden beobachte ich einen meterlangen Wurm, der aus meiner Nase kommt. Mein Vertrauen in die Ärzte wächst nicht unbedingt, seit ein österreichischer Mitpatient von mir an einem verstauchten Fuß verstorben ist. Ein unfreundlicher nackter Pygmäe ist der Oberarzt hier. In der Urinschüssel liegen übrigens fünf blutende Ratten, die mit letzter Kraft an meinen Knien nagen. Etwas unangenehm ist mir mein Kot, der mir unkontrolliert aus dem Hintern fällt, leider direkt auf den schönen Dutt der Witwe meines verstorbenen österreichischen Mitpatienten.
Mombasa, 3.2.2001
Liebes Tagebuch, habe heute am Frühstücksbüffet im Hotel eine schwarzgekleidete österreichische Seniorin mit stinkenden Haaren kennen
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