Speichelfaeden in der Buttermilch
mit Hannes Jagerhofer bekannt gemacht. Als Jagerhofer »Servus!« sagte, bekam Grissemann Krebs und fiel übersät mit eitrigen Metastasen von der Tribüne direkt in den heißen Sand des Beachvolleyball-Turniers. Ein aufmerksamer Platzwart, der genau so aussah wie die herzensgute Oma von Adolf Hitler, hat ihn sofort mit Fußtritten neben die Außenlinie befördert, sodass das interessante Spiel nicht unterbrochen werden musste. Wir anderen Prominenten regten uns über Grissemann so auf, dass wir ihm die Chemotherapie verweigerten. Ich selbst erlebte noch einen wunderbaren Abend im Kreise meiner Liebsten, der Riess-Passer Susi, dem Westenthaler Pezi, dem Jagerhofer Hannes und dem Antel Franzi. Wir kürten ein Mädel aus dem Gurktal zur »Miss Deutschland« und tranken so viel, bis dem Antel Franz so schlecht war, dass er aussah wie die Riess-Passer Susi! Als dem braungebrannten Solarien-Pezi einfiel, dass wir den Grissemann Christoph im siedendheißen Sand vergessen hatten, da mussten wir noch bis spät in die Nacht in den schönen Kärntner Himmel lachen.
Liebes Tagebuch, ich kann viel aushalten, aber was zu weit geht, geht zu weit. Stermanns Anbiederung an die Kärntner Ekel-Schickeria lässt mich verzweifeln. Für die Ausgabe der Kärntner Kronenzeitung ließ er sich nackt mit dem Kärntner Landeshauptmann und dem Schlagersänger Al Bano beim Kasnudelkochen fotografieren! Heute Morgen wurde ihm die goldene Ehrennadel Kärntens verliehen. Seitdem jagt er sich stündlich mit dieser Nadel Koks in die Venen. Stermann liegt gerade nebenan in seinem Wasserbett und penetriert lautstark den Trompeter der »Kastelruther Spatzen«. Dazu grölen beide im ekstatischen Vollrausch »Hey Baby« von »DJ Ötzi«. Ich halte das alles nicht mehr aus und ernähre mich nur noch von Antidepressiva. Ich war Pilze und Beeren sammeln, um mich abzulenken. Plötzlich hatte ich, als ich dachte, einen schönen Knollenblätterpilz fürs Giftterrarium gezogen zu haben, den Riechkolben der Riess-Passer Susi in den Hand! Und da sprangen sie alle aus dem Dickicht hervor, der Antel Franzi, der Lauda Niki, der Jürgens Udo, der Retzer Otto und der Hinterseer Hansi. Ich flüchtete ins Hotelzimmer und stellte sofort einen achtseitigen Antrag auf Abschiebung aus Österreich. Meinetwegen können sie mir auch Mund und Nase zukleben, ich atme, wenn nötig, auch aus den Ohren, Hauptsache raus aus Österreich!
Velden, 5.8.2001
War heute mit dem Antel Franz und dem Jagerhofer Hannes im Kärntner Landestheater. Wir haben den Antel Franz, um ihn zu ärgern, mit dem Leichenwagen abgeholt. »Thomas Bernhards Heldenplatz« hieß die Indoor-Show, die sie dort gaben. Nur ein Riesenflop. Kein Schaum, kein Sand, keine Weiber und kein Schampus. Und die Schauspieler sind auf der Bühne noch nicht einmal im Go-Kart gesessen! Völlig zu Recht hat Jörg Haider am Ende niemandem auf der Bühne einen Pokal überreicht. Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Wir soffen Red Bull mit Wodka und Red Bull, jeweils zu einem Drittel, eine Kreation vom Jagerhofer Hannes. In der Nachbarloge saß Grissemann, zusammen mit Hellmuth Karasek von »Literarischen Quartett«, seinem alten Kumpel. Der 131jährige Antel Franz kletterte rülpsend rüber und fragte, ob man in dieser »Scheißbude hier« vielleicht Szegediner Krautfleisch kriegen kann, als Catering für die After-Show-Party im Leichenwagen. Kaum erblickte Grissemann meinen alten Freund Antel, bekam er so hohes Fieber, dass Antel ihn gleich als Warmhalteplatte mit in den Leichenwagen nahm.
Liebes Tagebuch, mein Abschiebungsantrag ist abgelehnt worden. Nach Genua ins Gefängnis darf ich auch nicht. Ich muss hier bleiben, in Österreich. Bald wird Hannes Jagerhofer Bundespräsident sein. »Es muss ja nicht immer ein alter Mensch sein«, hat Susanne Riess-Passer gesagt. Aber wenn man mich fragt, wär's auch ganz schön, wenn es wenigstens ein Mensch wäre. Stermann kuschelt gerade mit zwei SS -Veteranen, die er bei einer Mister-Universum-Wahl kennengelernt hat, wo sie als Scherzkandidaten für Lacher sorgen sollten. Stermann fühlt sich hier in Kärnten pudelwohl. Mit seinen beiden Liebhabern plant er einen geilen Beach-Bücherverbrennungs-Event. Die Welt ist am Zugrundegehen, liebes Tagebuch. Ich versuche, Dich vor den Flammen zu retten.
Radio-Tagebücher
von Stermann und Grissmann
Radio Eins
7.1.2002
Ich weiß nicht, wie lange mein Körper die Arbeit bei Radio Eins noch aushält. Habe mittlerweile über 50º Fieber. Im Funkhaus
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