Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
Vom Netzwerk:
Bock als indigenes Volk der subalternen Gremien. Nicht ziehen und nicht kokett dahinvertrauen, wer sind wir denn, dass sie zelebrieren?«
    »Ausgewanderte Kollegen, Frau Eberhard-Engeljehringer, sind Früchte hinduistischer Vibration. Easy-Listening, o Gott, schnell weiter, Bock und Hack zum Gruß!«
    »Bunte Schweine küssen mich als Oberhaupt des Kräutersalzersatzes. Halleluja und goodbye!«
    Wolf-Ulf Wulfrolf
    Als er von seinem Arzt erfuhr, dass er nur noch 61 Jahre zu leben hat, da begann für den 34jährigen Gelegenheitsersatzaushilfshilfskellner Wolf-Ulf Wulfrolf auch kein neues Leben. Er war weiterhin der Gelegenheitsersatzaushilfshilfskellner Wolf-Ulf Wulfrolf, der erst zweimal in seinem kümmerlichen Leben überhaupt in die engere Wahl gekommen war, um in der miesesten Kaschemme der Stadt eventuell als Kellner einzuspringen, wenn alle anderen ausfielen. Er war so unfassbar schlecht als Kellner, er konnte Essen und Trinken kaum auseinanderhalten, hatte einen furchtbaren Gehfehler, der es ihm unmöglich machte, sich zu bewegen, er war stocktaub, stumm wie Stockfisch, und pro Minute übergab er sich vier- fünfmal in die zu servierenden Teller, kurzum, er war einer der schlechtesten Gelegenheitsersatzaushilfshilfskellner der Welt. So einer kriegt keinen Job in der Gastronomie. Tja, meine Lieben, erst wenn alle Kellner der Welt tot sind, wird der große Moment von Wolf-Ulf Wulfrolf kommen. Da das aber nie und nimmer passieren wird, wird Wolf-Ulf Wulfrolf in 61 Jahren zu Grabe getragen werden, auf einem silbernen Tablett, unter einer Käseglocke. Und beim Leichenschmaus werden fünf arrogante, flinke, gedächtnisstarke und gutaussehende Arschlochkellner zu Werke sein und so noch dem toten Gelegenheitsersatzaushilfshilfskellner Wolf-Ulf Wulfrolf demonstrieren, dass in dieser perfekten Welt offensichtlich nur das Perfekte zählt! Und so bleibt für uns alle nur zu hoffen, die wir auf der Seite der Schwachen stehen, dass Wolf-Ulf Wulfrolf sich in diesem Moment noch einmal aus dem Himmelszelt beugt, um all den Affenkellnern tüchtig in die weißen Teller zu kotzen. Bittedanke.
    Mistvieh und Mandarine
    Immer wenn er das dunkelrote Brillenetui betrachtete, dachte er an den Tod. In so ein Brillenetui würde man ihn legen, wenn's aus wäre. Er war Brillenträger. Er trug die Brillen seines Chefs und die von dessen Familie. Er trug acht Stunden am Tag 12 optische und 24 Sonnenbrillen im Arm. Er selbst sah gut, aber nicht aus. Volker Mama war Brillendiener. Sagen wir mal so: Sein Beruf bestand darin, ständig hinter der Familie des Chefs herzugehen und im richtigen Moment der richtigen Person die richtige Brille auf die Nase zu setzen. Das war nicht einfach, denn wenn Monica und Maskulin, die beiden Jüngsten, ein Buch zur Hand nahmen, musste Volker blitzschnell den beiden Kleinen gleichzeitig die richtigen Brillen aufsetzen, ohne dabei den Rest der Familie aus den Augen zu verlieren. Chef Männchen, seine Frau Maultier, Oma Morsch, Opa Memme, Mistvieh, den Ältesten, die zurückgebliebene Mandarine und die Zwillingsbrüder Mensch und Maschine. Die Dioptrienanzahl schwankte zwischen 1,8 (Mistvieh) und 36 (Oma Morsch). Chef Männchen hatte 12,5 plus Hornhautverkrümmung, Maultier, seine Frau, 4 weitsichtig, 6,75 kurz und grauer Star, Opa Memme 32, Pupillenverkleinerung und beidseitigen grünen Star. Monica, Maskulin, Mensch, Maschine und die zurückgebliebene Mandarine hatten in etwa gleich starke Brillen zwischen 2 und 16 Dioptrien. Das musste Volker alles wissen und bedenken, wenn er ihnen die Brillen aufsetzte. Alle Brillen hatten das gleiche Design und die gleiche Farbe, was erschwerend hinzukam. Vier Jahre lang hatte Volker den Job tadellos erledigt, und das bei durchschnittlich 800 Einsätzen pro Tag als Brillenträger. Am 4. Juli 87 passierte das Unglück. Maschine (14 Dioptrien) traute seinen Augen nicht, als er trotz Brille seinen Bruder Mensch nur verschwommen sah und gleich darauf seine zurückgebliebene Schwester Mandarine mit Maskulin verwechselte. Volker hatte einen riesengroßen Fehler gemacht. Er hatte Maschine versehentlich die Brille von Opa Memme aufgesetzt!
    Die Familie beriet sich, was mit Volker Mama geschehen sollte. Oma Morsch (36 Dioptrien) setzte sich durch: »Mandarine soll ihn erschießen. Sie ist zurückgeblieben und somit nicht straffähig!« Die zurückgebliebene Mandarine (4 Dioptrien) setzte sich die Brille auf und schoss. Aber daneben – sie hatte aus Versehen die Brille von Maultier

Weitere Kostenlose Bücher