Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
Vom Netzwerk:
nicht nur die Betten aufschlagen musste, sondern ihm auch seine Augen. Seine größten Erfolge im Leben sind schnell aufgezählt: Einmal hatte er aus Versehen eine Ameise zertreten, ein anderes Mal hatte er einen Teller Cornflakes ganz aufgegessen. Aus, das waren sie. Ameise zertreten und Teller Cornflakes aufgegessen. Meine Herren, war der Mann unzufrieden mit sich! Er schob alles auf die schlechte Ernährung. Klar, es ist so einfach, ein verhunztes Leben einfach auf ein ödes Stück Wurst zu schieben. Mensch, Junge, krempel die Ärmel hoch, mach noch was aus deinem Leben, es ist nie zu spät! Man ist so alt, wie man sich fühlt, du bist jung im Kopf, leb dein Leben!
    Das alles schoss ihm durch den Kopf, als er da auf dieser kleinen Frau lag. Er öffnete den Mund und verschlang eine große Wurst. »Das wäre doch gelacht«, sagte er auf die Frage des jungen Mädchens: »Willst du nicht auch wieder einmal lachen?«
    So war er. Nicht mehr, aber eben auch kein Stückchen weniger.
    Sein schönster Tag
    Es war noch dunkel, als er erwachte. »Schön rund«, dachte er, als er sich auf dem Bauch liegend mit der flachen Hand übers Gesäß fuhr. Komm, Welt, lass dich umarmen, welch ein Tag! Sich mit der Hand über den dicken Po zu fahren, ein unvergleichlich guter Start in den Tag.
    Zu diesem Zeitpunkt konnte er noch nicht ahnen, dass er in genau 16 Minuten einen tragischen Tod erleiden würde.
    »Jawoll«, rief er nach dem ersten Bissen ins Jagdwurstbrot. Er tänzelte durch die Wohnung, gab dem Hund eine wohlmeinende Ohrfeige, trank das Glas Karottensaft in einem Zug leer, um nachher ein zufrieden kehliges »Ah« auszustoßen, nicht ahnend, dass er in genau zwölf Minuten nicht mehr unter den Lebenden weilen würde.
    Im Radio spielten sie sein Lieblingslied, während er sich ausmalte, wie es wäre, die freche Verkäuferin vom Supermarkt zu küssen. Er gab dem Hund eine weitere gutgemeinte Ohrfeige und pfiff den Refrain seines Lieblingsliedes laut mit. »Das Leben ist ein Hit«, fand er in diesem Moment, während er im Spiegel den Bizeps seines linken Oberarms bewunderte. Das Training zeigte Wirkung. Er beschloss, die Frau seines Abteilungsleiters anzumachen, nicht ahnend, dass er in acht Minuten schon unter den Seligen weilen würde.
    »Na gut«, lachte er zum Hund und gab ihm eine kleine Ohrfeige. Er entschied sich für den grünen Benetton-Pullover und die Buntfaltenhose von Daniel Hechter. »Oh, là, là«, flüsterte er verführerisch, als er sich Sir Irish Moos auf die Wangen klopfte. Er fühlte sich wirklich großartig und gab dem Hund eine aufmunternde Ohrfeige, nicht wissend, dass in genau zweieinhalb Minuten der Sensenmann ihn holen würde.
    »In drei Minuten«, sagte die freundliche Dame der Taxizentrale. Er gelte sich sein Haar, schnürte sich die Schuhe zu und, wie um seine Morgenfreude zu teilen, gab er dem Hund die sechste Ohrfeige in zwölf Minuten.
    Der kluge Hund benötigte nur 20 Sekunden, um dieses Arschloch, das ihn, den Hund, jahrelang mit demütigenden Ohrfeigen versehen hatte, in aller Ruhe totzubeißen. Als es an der Tür läutete, öffnete der fröhliche Hund und nahm das Taxi, um irgendwo anders noch einmal ganz neu zu beginnen.
    Voodoo und Kakao
    »Voodoo und Kakao« antwortete der Schauspieler Burt Lancaster stereotyp auf die Frage, was er dufte finde, »nicht!« Also eben nicht Voodoo und Kakao. Alles andere, bloß nicht Voodoo und Kakao, das sei eben undufte. Er, Lancaster, finde es so was von undufte, in Kinderpüppchen Stecknadeln zu stecken. Und was das andere betreffe, Kakao, das sei ja wohl am unduftesten überhaupt, das Ovomaltine, Benco und Nesquik, das dufte ja ihn, den Schauspieler, überhaupt nicht an, das Voodoo und Kakao. Immer wieder fragten ihn, den Schauspieler, Brigitte -Journalistinnen, was er denn dufte fände, und er antwortete stereotyp: »Voodoo und Kakao nicht, eben nicht!« Eben nicht! Alles gerne, alles dufte, bloß nicht Voodoo und Kakao. Am 4.3.1994 führte die Brigitte -Journalistin Esther in einem fahrenden Auto das letzte Interview mit Burt Lancaster.
    »Und?« fragte sie, nicht auf die Straße, sondern in das panische Gesicht von Lancaster stierend. »Voodoo und Kakao? Finden Sie das prima, dufte, knorke?«
    »Nein, eben nicht. Eben überhaupt nicht!«, brüllte der Mime. »Ich finds eben nicht gut, weder Voodoo noch Kakao. Vorsicht, da ist Gegenverkehr. Da kommen Autos!« Ängstlich rutschte der Hollywoodmann in seinem Sessel hin und her.
    »Ach, nicht? Sie

Weitere Kostenlose Bücher