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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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zoologischen Garten zerstört und mitsamt allen Lebewesen ausgelöscht. Er war ein wütendes Kind, zornig bis in den Schnuller, hasserfüllt bis in die noch nicht vorhandenen Milchzähne und niederträchtig wie sein flüssiger Windelschiss. Aber im Gefängnis war aus Oskar Fontane ein anderer Mensch geworden: Dumm, träge, mundfaul und 40-mal brutaler als zuvor. Am Arbeitsamt war für ihn nicht mal ansatzweise was zu holen, also musste er sich selbständig machen. Er wollte daher ins Raritätengeschäft einsteigen, aber – vorher schon erwähntes Problem – wo kriegt man den ganzen Scheißdreck her? Dieses Neandertalerwerkzeug oder Lendenschürze von bolivianischen Pygmäen? »Eben«, dachte Oskar Fontane und eröffnete im Februar 1989 das schlechteste Raritätengeschäft der Welt. In seiner Auslage befanden sich ganze drei sogenannte »Raritäten«, und zwar eine Ausgabe der Bild -Zeitung von gestern, eine Ray-Ban-Sonnenbrille und ein Lederfußball, den er damals im Zoo einem von ihm ermordeten Kind gestohlen hatte. Er wurde zunehmend depressiv, weil sein Raritätengeschäft nicht so gut lief, um nicht zu sagen gar nicht. Im März 1989 setzte sich Oskar Fontane die Ray-Ban-Sonnenbrille auf, verdeckte sein Gesicht mit der Bild -Zeitung und schoss sich den Lederfußball in den Kopf, ein spektakulärer Selbstmord in einem Raritätengeschäft. Das war eine absolute Seltenheit!
    Reinald und Raunhild
    »Sind Sie sich sicher, dass Sie sich scheiden lassen wollen?« »Nö.«, antworteten unisono Reinald und Raunhild. Damit war der Termin beim Scheidungsrichter wieder zu Ende. Die beiden stiegen ins Taxi, und kaum dass sie saßen, stiegen sie auch schon wieder aus, denn nach Taxifahren war ihnen in Wahrheit heute überhaupt nicht. Eine unglaubliche Unentschlossenheit zeichnete die beiden aus. Entscheidungsblockaden durchpulsten die beiden seit sie lebten. Kinderwünschen folgten Abtreibungssehnsüchte, und bevor man zum Italiener essen ging, musste man auch noch sicherheitshalber beim Japaner, Griechen und Aserbaidschaner mehrere Tische bestellen, um dann letztendlich doch zuhause zu bleiben. »Gar nichts essen, wegen der Linie. Das ist das beste!« meinte Raunhild und stopfte sich Sekunden später eine ganze Tube Mayonnaise in den Rachen. Buchungen für Wellness-Wochenenden und Selbstmordseminare wechselten im Affentempo. Hetero- und homosexuelle Neigungen, gnadenlose Treue und gleichzeitig verbissener Ehebruch lieferten sich ein nicht enden wollendes Rennen. Bei einem Kamelausflug in der Wüste Sinai verdursteten Reinald und Raunhild, weil sie sich tagelang nicht entscheiden konnten, von welchem der beiden freundlichen Beduinen sie Wasser annehmen sollten. Man ließ die beiden Körper übrigens in der Wüste liegen, weil unser Pärchen sich im gemeinsamen Testament nicht hatte entscheiden können, auf welche Art sie bestattet werden möchten. Und die Moral von der Geschicht? Ich weiß es nicht.
    Steckschweins schwerster Fall
    Bis spät in die Nacht saß Steckschwein zusammen mit fünf seiner besten Mitarbeiter im Kommissariat und ging den Fall rauchenden Kopfes ein ums andere Mal durch. Eine alte Frau war ihrer Handtasche beraubt und anschließend mit bloßer Hand in Stücke gerissen worden. Neben den Leichenteilen lagen ein Reisepass und zwei Herrenschuhe. Eine blutige Fußspur führte in das nahegelegene Schirmgeschäft des mehrfach vorbestraften geistig abnormen Rechtsbrechers Walter Spaßmann. Mehrere Passanten hatten die Tat fotografiert und auf Video festgehalten, außerdem hatte Spaßmann ein Geständnis abgelegt. Auch das Motiv war eindeutig: die Ermordete war seine verhasste Schwiegermutter, die er seit Jahren regelmäßig mit dem Tod bedroht hatte und insgesamt 14-mal bisher auch versucht hatte umzubringen. »So weit, so gut.«, resümierte Steckschwein, was allerdings für eine Anklage fehlte, war ein eindeutiger Beweis. Steckschwein wusste, alles was sie bisher herausgefunden hatten, würde vor Gericht niemals für eine Anklage reichen. Steckschwein, der alte bullige Oberhauptkommissar, verzweifelte und beschloss resigniert, den Fall Spaßmann zu den unerledigten Fällen abzulegen. Dann aber, Wochen später, trat unerwartet und plötzlich Kommissar Zufall auf den Plan. Ein Barthaar Spaßmanns wurde auf seiner eigenen Wange gefunden, und der Samen, der ihm bei einer Routine-Verkehrskontrolle entnommen wurde, stammte laut DNA -Analyse mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von ihm. Jetzt saß

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