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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Spaßmann wirklich in der Klemme. Als dann auch die Speichelprobe aus seinem Mund eindeutig als Speichelprobe aus seinem Mund erkennbar war, atmete Steckschwein erleichtert auf. Wieder einmal hatte Steckschwein einen aussichtslos erscheinenden Fall gelöst!
    Die Blumenverkäuferin
    Die Blumenverkäuferin war müde. Sie hatte den ganzen Tag Hyazinthenstengel und Chrysanthemenblätter geschnitten, Muttertagssträuße zusammengestellt, Stiefmütterchen gewaschen und Kakteen gefickt. Ja, auch Blumenverkäuferinnen brauchen Liebe und Zärtlichkeit. Und wir Pflanzenfreunde wissen: Der Vibrator der Blumenverkäuferinnen ist und bleibt der Kaktus, der mit seiner penisähnlichen Form prädestiniert dafür zu sein scheint, in Mußestunden als dornenreicher Liebespfeil zu dienen. Nun war sie also erschöpft, erschöpft vom Einsetzen der Maiglöckchen, vom Umtopfen der Yucca-Palmen und vom Zuschneiden der Gerbera und vom vielen Kaktusficken. Es war kurz vor 18.00 Uhr und die Blumenverkäuferin war rechtschaffen müde. Müde vom Flechten der Grabkränze, vom Sonnenblumen-in-die-Vasen-Stecken, vom Regenwürmer-aus-der-Erde-Ziehen, vom Anpreisen der Dahlien und vom stundenlangen Kaktusficken. Nun also war sie wirklich müde, die Blumenverkäuferin. Müde vom Holzentchen-in-die-Töpfe-Stecken, vom Schleifchen-um-die-Blumen-Binden, vom Grüß-Gott-was-hätten-Sie-denn-gern-auf-Wiedersehen-Gesage und vom ausufernden Kaktusficken. Jetzt war sie also ordentlich ermüdet. Sie hatte Lilienblüten eingesprüht und Magnoliensamen eingesetzt und Tulpenstiele neu geformt und hatte kurz vor Ladenschluss das schöne Gefühl, im prachtvollsten Blumenladen der Welt zu arbeiten. Alles strahlte, duftete und blühte. Nur die zehn Kakteen sahen etwas mitgenommen aus.
    Gerti
    Die Putzfrau war – gelinde gesagt – überrascht, als sie auf dem Frühstückstisch diese Botschaft der Hausherrin fand: »Liebe Gerti! Mein Mann schläft noch in der Waschmaschine. Bitte ausräumen, danke. Und bitte Spinnweben vom Körper wegmachen! Geld liegt auf dem Tisch. Gruß, Roberta«. Gerti setzte sich erst mal hin und genehmigte sich ein Gläschen Bier. Und dann ein Fläschchen, und dann noch ein Gläschen. Roberta hatte inzwischen so viel Dreck am Stecken, dass es einem Hohn gleichkam, nur einmal die Woche eine Putzfrau kommen zu lassen. Soviel wie hier in diesem Haus unter den Teppich gekehrt werden musste, da hätte man eine 24-Stunden-Putzkolonne gebraucht! Gerti stand auf und ging zum Kühlschrank. Ein Fläschchen Weißwein lachte sie an. Mit dem Weißwein und der Karaffe Portwein setzte sie sich wieder resigniert an den Frühstückstisch. »Mein Mann schläft noch in der Waschmaschine«, diese arschgesichtigen Yuppies! Gerti sah sich um: der Parkettboden versifft, rohe Fischstücke und getrockneter Seetang, Sojabohnen, auf dem Holztisch ein Wasabi-Rest. Drecksgesindel. Früher hatte es noch echten Schmutz gegeben, Brotkrümel, Saucenflecken, Gulaschstücke auf den Fliesen, Sauerkraut im Bustier, gestandener Dreck eben. Und nicht dieser ostasiatische makrobiologische Sondermüll ihrer Fitnessdreckschweinarbeitgeber. Aus ihrer Tasche holte Gerti den Absolut-Wodka und nahm erst mal einen kräftigen Schluck. In ihrer Schürze fand sie einen Joint. In tiefen Zügen inhalierte sie ohne auszublasen. Erst, als sie fertig geraucht hatte, genehmigte sie sich zwei, drei Schnäpschen, und dann erst den vierten. Bestimmt war Roberta wieder um 6.00 Uhr aufgestanden, joggend ins Fitnessstudio gelaufen und hat dann erst am eingelegten Ingwer genippt. Roberta musste mit ihrem Filofax auf die Waage steigen, damit die Waage wenigstens ein bisschen ausschlug! Narzisstische Drecksau. Prost. Gerti blieb erst mal sitzen und trank ein Gläschen Aquavit. »Und bitte Spinnweben vom Körper wegmachen«. Wahrscheinlich! Soll sie sich doch um ihren Arschlochmann kümmern! Soll sie sich doch selbst drum kümmern! Bin ich hier die Putzfrau oder was? Gerti biss in das große Stück Käseleberkäse, das sie sich mitgebracht hatte. Schwerfällig erhob sie sich vom Küchentisch und wankte zum Telefon. Sie rief ihre Schwester Trine in Buenos Aires an, die dort vor 20 Jahren als Putzfrau während der Militärdiktatur Karriere gemacht hatte und jetzt in der Scheißdemokratie tief gefallen war. Drei Stunden telefonierten die Schwestern miteinander. In Buenos Aires gab's auch nichts Neues. Gerti sah auf die Uhr. Noch eine Stunde, dann war ihr Job beendet. Aus reiner Neugier ging sie in den

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