Speichelfaeden in der Buttermilch
dass du evangelisch warst, bevor du aus der Kirche ausgetreten bist. Darum fühl ich mich dir verbunden. Ich wünsche mir von Dir, dass Du die Bordellpreise senkst, und dass meine aktuellen Vaterschaftsprozesse positiv für mich verlaufen.
Außerdem soll Grissemann von zwei österreichischen Sicherheitsbeamten mit dem Flugzeug nach Afrika gebracht werden. Der alte Trotzkopf wird sich sicher wehren, und die Beamten werden einen Weg finden, ihn ruhig zu stellen, und Du weißt, was ich meine, liebes Christkind.
Für FM4 , liebes Christkind, wünsche ich mir neben mir wenigstens noch einen guten Moderator und für Österreich noch zwanzig Peter Westenthalers, damit ich weiter was zu lachen hab in diesem Land. Außerdem – ich weiß nicht, ob ich’s schon gesagt hab – würde ich gerne einen Scheißkabarettpreis gewinnen.
Ich weiß nicht, ob es möglich ist – liebes Christkind – aber ich würde körperlich gerne expandieren. Ich hätte gerne mehrere Geschlechtsteile, weil die Auftragslage grad so gut ist. Und könntest Du Österreich noch etwas kleiner machen? So klein, dass ich als einzelner Deutscher die Mehrheit in diesem Land hätte? Danke Christkind.
Briefwechsel zwischen Mutter Grissemann
und Mutter Stermann
Sehr geehrte Frau Stermann,
ich freue mich auf das Abendessen im »Imperial« mit meinem Christoph, Ihrem Sohn und Ihnen selbst. Ich weiß nicht, ob Ihnen bewusst ist, wie stolz Sie sein können, mit meinem Sohn an ein und demselben Tisch sitzen zu können. Immerhin ist mein Sohn Christoph von dem interessanten Nachrichtenmagazin News zum zweihundertsechsundsiebzigstwichtigsten Österreicher gekürt worden. Dass er trotzdem die kostbare Zeit, die er ja auch für seine kreative Arbeit nützen könnte (ich sage nur die Schlagworte Buch, Fernsehen, Funk, Kabarett und Theater, ja, Theater, er bereitet gerade ein hochinteressantes Theaterprojekt vor!), dass er sich trotzdem mit Ihnen und Ihrem bemühten Sohnemann treffen will, spricht für ihn, für seine Toleranz und seine unendliche Geduld.
Mit freundlichen Grüßen,
Mutter Grissemann
Sehr geehrte Frau Grissemann,
vielen Dank für Ihren freundlichen Brief. Vielleicht ist Ihnen entgangen, dass auch mein Sohn Dirk zum zweihundertsechsundsiebzigstwichtigsten Österreicher gewählt worden ist. Von Ihrem Sohn, wusste ich das nicht. Verzeihen Sie, ich dachte ja auch immer, Sie hätten eine Tochter. Diese helle Stimme. Gar nicht so schlecht, aber eben doch wie ein Mädchen, nicht? Dass Ihr Sohn auch kreativ tätig ist, ist sicher auf den großartigen Einfluss meines Sohnes zurückzuführen. Wird Dirk ihm wohl die Kunst schmackhaft gemacht haben. Soweit ich weiß, ist Ihre Tochter, verzeihen Sie, Ihr »Sohn«, ja nicht gerade das, was man einen Künstler nennt. Zumindest hier in Deutschland kennt Ihren Sohn kein Mensch.
Bis bald,
Mutter Stermann
Sehr geehrte Frau Stermann,
vielen Dank für Ihr Antwortschreiben. Wir haben viel gelacht über Ihren Brief. Christoph Mark meint, Sie wüssten gar nicht richtig Bescheid über Ihren Sohn Dieter und ich solle Sie nicht ernst nehmen, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen. Es sind so herrliche Gespräche, die ich mit Christoph Mark führe. Er erfindet mir mit seinem sprühenden Geist jeden Abend die Welt aufs Neue. Ich habe übrigens ein Bild Ihres Sohnes in der Zeitung gesehen, er stand neben meinem. Sagen Sie, das muss auch nicht immer einfach gewesen sein. Dieses Gesicht, hat er das von Ihnen? Na ja, es kommt ja doch auch immer irgendwie auf die inneren Werte an.
Bis bald in Wien,
Mutter Grissemann
Sehr geehrte Frau Grissemann,
mein Sohn hat einen Abiturschnitt von 2,8 und ist vor wenigen Wochen in der von Ihnen bereits früher zitierten Zeitschrift News zum vierundzwanzigsterotischsten Mann Österreichs gewählt worden. Wo war Ihr Sohn in der Liste? Das dünne Haar, hat er das von Ihnen? Na ja, mein Sohn konnte schon mit sechs Jahren reden und bekam mit acht sein erstes Beißerchen. Den Topf brauchte er mit 13 längst nicht mehr, und die 100 Meter lief er in 17,41. Kein weiterer Kommentar.
Bis bald, ich freue mich,
Ihre Mutter Stermann
Geehrte Stermann,
Christoph Mark war zweiter. Im Skikurs 78 in Saalbach-Hinterglemm. Er ist mit 19 alleine nur von seinem Vater begleitet einen Tag lang auf Interrail gefahren. Er ist mit 30 Jahren ausgezogen und kann problemlos zwei kleine Biere trinken, ohne aufzustoßen. Er kauft sich die Kleider, die ich ihm aussuche selbst und mit Mädchen tut er sich ganz fein.
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