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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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hat unser kleiner Sender einen Hörer mehr! Bravo. So macht man das!
    Unglaublich! Gerade habe ich erfahren, dass sich tatsächlich über hundert Familien in den Tiroler Bergen spontan dazu entschlossen haben, aus dem Sendeloch wegzuziehen. Die Überzeugungsarbeit von Farkas, Schindler und Schmoll trägt also erste Früchte. Mit Hubschraubern der Freiwilligen Feuerwehr werden diese armen Familien jetzt in ein Auffanglager nach Wien geflogen. Dort werden sie zwar unter ärmlichsten Verhältnissen leben müssen – aber sie können FM4 empfangen. Als kleines Dankeschön erhält jede Familie ein Plastik-Transistorradio geschenkt. Tja. Man muss Prioritäten im Leben setzen!
    23.1.
    Liebes Tagebuch, auch wenn es dir vielleicht nicht wichtig genug erscheint, so möchte ich doch nicht unerwähnt lassen, dass sich der freundliche und talentierte Gerald Votava gestern zum ersten Mal seit fünf Jahren rasiert hat. Das war auch wirklich nötig, sah der Starmoderator doch zuletzt schon so aus wie der späte Saddam. Überhaupt lässt das äußere Erscheinungsbild vieler FM4- Mitarbeiter zu wünschen übrig. Ich als Ästhet kann das einschätzen. Dieses verknötzelte und verhaiplte »Projekt X«-Duo ist die schlimmste Beleidigung fürs Auge. Spitzenverdiener in Pennerklamotten, dazu ständig fettes Haupthaar und Löcher in den Latschen. – Kein Wunder, dass die keine Fernsehsendung mehr haben! Oder dieses unselige Duo Ostermayer/Edlinger! Gelbe Rauchergriffel, Jägermeisterfahne und in viel zu enge H&M -Wühltisch-T-Shirts gesteckt. Meine Herren, stellen Sie sich die Stilfrage!
    Aber zack! Ich spreche ja ungern schlecht über Damen; aber warum die Frisur der entzückenden Frau Unterweger so aussehen muss, als wäre ein Matratzenlager explodiert, das weiß wahrscheinlich nur sie selbst.
    Der bösartige Grissemann hat tatsächlich eine Liste der schlechtestgekleideten Mitarbeiter erstellt. Gerade der! Hat seit fünf Jahren sein affiges Joop-Hemd nicht gewechselt, und seit neuestem trägt er Stecktuch und Hut. Lächerlicher ist nur der Kunsthallen-Direktor gekleidet. Was soll dieser Mode-Terror bei FM4 ? Gut, Herr Bauch – graue, spitzbäuchige Eminenz im Hintergrund – hätte sich das T-Shirt mit der Aufschrift »Bier formte diesen wunderschönen Körper« sparen können; aber sonst? Ich lass mir doch von diesem geschmacklosen Deppen nicht verbieten, mit meiner wunderschönen, kurzen bayrischen Lederhose und den Fellmoonboots hier auf und ab zu gehen. Hat eigentlich irgend jemand dem Fräulein Lang geflüstert, dass es unüblich ist, am rechten Fuß einen Stöckelschuh und links einen Plateau-Schuh zu tragen, oder hat sie's in der Eile heute früh einfach verwechselt?
    24.1.
    Liebes Tagebuch, weil die gesamte FM4- Belegschaft modisch ein jämmerliches Bild abgibt, habe ich gemeinsam mit Chefcontroller Blumenau durchgesetzt, dass es ab April eine FM4- Uniform gibt. Privatkleidung ist dann verboten. Jeder Mitarbeiter muss die Arbeitskleidung tragen, die seiner Position im Sender entspricht. Die unwichtigen Mitarbeiter werden sich zu enge, blau-weiß gestreifte Matrosen-T-Shirts überstreifen, dazu ganz kurze knallrote Höschen. Der FM4- Mittelbau – also CVD s, leitende Redakteure, Nachrichtensprecher und Musikredakteure – kriegt rosa Rüschenhemdchen und knielange fliederfarbene Pluderhosen; und die Chefs – also Eigensperger, Blumenau und ich – lange, schwarze Lederhosen, Kettenhemden, Löwenpelzmäntel und schwarze Zylinder. Des weiteren schöne warme Halbschuhe aus Robbenfell. Das macht was her! Und das Modeproblem ist ein für allemal gelöst.
    Habe heute auf meinem von Holzwürmern zerfressenen Schreibtisch ein blau-weiß gestreiftes Kinder-T-Shirt vorgefunden, das ich ab April im Büro hier tragen soll. Hab mich schon mal probeweise reingezwängt. Mein dicker Kopf kommt aber nicht durch. Jetzt schaut nur ein Büschel graue Haare oben raus, ich sehe nichts mehr, und das Leibchen ist so kurz, dass es nur meinen Hals bedeckt. Nur ich und Mathias Zsutty müssen diese demütigenden Matrosenshirts tragen. Alle anderen werden hübsche Rüschenhemden anziehen.
    Das kann ich mir nicht bieten lassen: dieses rote Tangaunterhöschen dazu. Entschuldigung, wer bin ich denn? Als ich mich bei Blumenau beschweren wollte, hatte ich schon den Robbenfellschuh im Gesicht. Ich gehe zurück nach Deutschland!
    25.1.
    Liebes Tagebuch, traurigerweise sind beim FM4- Fest in der Arena einige Mitarbeiter verloren gegangen. Entweder sind

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