Spektrum
Mann und haben stets gern mit uns zusammengearbeitet.«
»Gehorsam«, korrigierte Martin.
»Pardon?«, fragte Juri Sergejewitsch begriffsstutzig.
»Gehorsam, nicht gern. Und zwar weil ich ein intelligenter Mann bin. Ist Ihr Aufnahmegerät eingeschaltet?«
»Hm«, nickte der Gast. »Erzählen Sie.«
»Ich glaube nicht, dass dieser Fall irgendein Interesse für Ihr Amt darstellt«, sagte Martin, was ihm ein angedeutetes Lächelns seitens Juri Sergejewitschs eintrug. »Ernesto Semjonowitsch Poluschkin hat mich um Hilfe gebeten. Ein recht erfolgreicher Geschäftsmann. Die mir zugänglichen Quellen wussten im Zusammenhang mit ihm von keiner allzu großen Kriminalität zu berichten … Ja, schon gut, ich habe begriffen, dass man für alles ein Gesetz findet … Seine Tochter ist von zuhause weggelaufen. Das Mädchen, siebzehn Jahre alt, ist durch das Moskauer Große Tor gegangen und nicht zurückgekommen. Zunächst hielt ich die ganze Angelegenheit für reichlich trivial …«
Ausführlich, wiewohl ohne überflüssige Details berichtete Martin Juri Sergejewitsch von seinem Besuch auf Bibliothek, von Irinas Tod, von seinem Entschluss, Prärie 2 zu überprüfen, von der zweiten Irina, von ihrem tragischem Ende, von der Reise nach Arank … Juri Sergejewitsch hörte mit wachsender Neugier zu, schüttelte an den geziemenden Stellen traurig den Kopf und stellte bisweilen präzisierende, stets angemessene Fragen.
Martin berichtete auch von der von den Arankern erhaltenen Thermowaffe, die er seinem Gast zusammen mit der bereits auf Arank aufgesetzten Erklärung für die Organe des Innenministeriums aushändigte. In der Erklärung hatte Martin genau die Umstände beschrieben, unter denen er zu der Waffe gelangt war, und betont, dass er selbst nicht damit geschossen habe.
»Sie sind sehr vorausschauend«, lobte Juri Sergejewitsch ihn. »Ich glaube, es ist am besten, wenn ich die Waffe an mich nehme.«
»Nur gegen Unterschrift«, verlangte Martin.
»Selbstverständlich.«
Stürmische Begeisterung rief die Thermowaffe jedoch nicht hervor, woraus Martin schlussfolgerte, es müsse bereits eine solche Waffe mit auf die Erde gebracht worden sein, welche man untersucht und angesichts der gegebenen technischen Bedingungen für nicht herstellbar gehalten habe.
»Was denken Sie persönlich über diese Geschichte?«, fragte Juri Sergejewitsch, nachdem Martin seinen Bericht beendet hatte.
Schweigend formulierte Martin seine Gedanken präziser, als wenn er einem Schließer gegenüberstünde. »Ich glaube, Irina Poluschkina ist auf irgendeine Weise an geheime Informationen gelangt, die Bibliothek, Prärie 2 und Arank betreffen … und anscheinend noch einige andere Planeten. Irgendwelche Unterlagen, die die entsprechenden Institutionen ausgearbeitet haben. Darin muss eine Methode beschrieben worden sein, wie man sich vervielfältigen und in mehreren Exemplaren kopieren kann. Irina ist eine ehrgeizige Frau, nicht dumm, verliert dabei jedoch schnell den Eifer und ist oberflächlich. Sie hat sich auf jene Planeten begeben, bei denen sie mit raschem Erfolg rechnete. Leider lassen sich die Rätsel des Kosmos jedoch nicht mit links lösen. Inzwischen dürfte man das Informationsleck bemerkt haben, woraufhin …« Martin lächelte. »… Sie sich für mich zu interessieren begannen.«
»Das kommt der Wahrheit recht nahe«, bestätigte Juri Sergejewitsch. »Ein Detail muss ich freilich klarstellen: Uns ist nicht bekannt, wie man sich versiebenfachen kann.«
»Wenn das so ist …«, brummelte Martin. »Hat das Mädchen also wenigstens eine Entdeckung gemacht!«
»Haben Sie eine Ahnung, wie sie das geschafft hat?«, erkundigte sich der Gast.
»Es scheint mir zweifellos das Werk der Schließer zu sein. Wir wissen ja nicht einmal, wie die Großen Tore funktionieren. Ist es tatsächlich möglich, unsere Körper zu duplizieren und auf einem anderen Planeten neu erstehen zu lassen? Dann spräche auch nichts dagegen, nicht nur eine Kopie, sondern sieben anzufertigen. Oder siebenhundertsiebenundsiebzig.«
»In das Transportnetz der Schließer sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt vierhundertundneun Planeten integriert«, murmelte Juri Sergejewitsch. »Obwohl … Es ist ja nicht gesagt, dass sie uns eine vollständige Liste vorlegen … Wie könnte man die Schließer überreden, jemanden zu duplizieren?«
»Überhaupt nicht.« Martin schüttelte den Kopf. »Sie antworten nicht einmal auf unsere Fragen. Sie können etwas Interessantes erzählen oder
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