Spektrum
uns faszinierenden Nippes schenken, aber das geht stets auf ihre persönliche Initiative zurück. Anscheinend fanden die Schließer es komisch, eine Frau, die sich nicht entscheiden konnte, welchen Planeten sie besuchen sollte, siebenmal zu kopieren.«
»Diese Mistkerle!«, polterte Juri Sergejewitsch. Nach Martins Dafürhalten galt die Missbilligung seines Besuchers jedoch einzig der Unzugänglichkeit der Schließer, keineswegs dem grausamen Experiment an einer jungen Frau. Freilich ging er dieser Sache lieber nicht auf den Grund. »Und was sagen Sie zu diesen …« Der Gast geriet ins Stocken. »… zu diesen Todesfällen, Martin?«
»Möglicherweise haben wir es hier mit Mordfällen zu tun«, meinte Martin. »Ich weiß es nicht. Auf den ersten Blick sah alles wie ein Zufall aus. Doch wenn hinter den Morden jemand steht, geht es über unsere Kräfte, ihn zu überführen.«
»Die Schließer?«, spekulierte Juri Sergejewitsch nachdenklich. »Sie gaben das Leben, sie nehmen es auch wieder. Und Sie haben mit der Sache wirklich nichts zu tun?«
»Lesen Sie einfach Klims Bericht noch einmal«, konnte Martin sich nicht verkneifen zu sagen.
»Woher wissen Sie …« Für einen Augenblick büßte Juri Sergejewitsch seine Unerschütterlichkeit ein. Dann fuhr er kopfschüttelnd fort: »Sie sind weitaus klüger, als Sie sich den Anschein zu geben versuchen.«
»Genau wie Sie«, grummelte Martin, sich innerlich für seine vorwitzige Zunge verfluchend. Weshalb legte er sich bloß mit einem Tschekisten an? Ein schönes Beispiel für seinen brillanten Verstand …
Juri Sergejewitsch seufzte. »Ich glaube Ihnen, ich glaube Ihnen ja …«, versicherte er mit jener Aufrichtigkeit, hinter der sich stets ein doppelter Boden verbarg. »Sie sind ein anständiger, ein guter Mann. Sie haben sich nichts Besonderes zuschulden kommen lassen. Gäbe es mehr von Ihrer Sorte, hätten wir Europa längst eingeholt. Niemand hat vor, Sie zu belästigen … Vielen Dank für die Informationen …«
Der Tschekist rutschte in seinem Sessel hin und her, schickte sich allerdings nicht an aufzustehen. Beflissen versuchte er seine innere Zerrissenheit zum Ausdruck zu bringen. Martin, seine vorwitzige Zunge im Zaum haltend, wartete ab.
»Wo muss man die übrigen vier Mädchen suchen, Martin?«
»Darüber habe ich bereits nachgedacht«, sagte Martin. »Und genau deshalb habe ich die Suche ja auch aufgegeben. Freilich, wenn ich wüsste, welche Rätsel in dem Dossier erwähnt wurden, das Irina eingesehen hat, könnte ich den Kreis der fraglichen Planeten einengen. Aber so … Vierhundertundneun Planeten, sagten Sie? Damit blieben noch vierhundertundsechs.«
»Das Dossier bezog sich auf alle Planeten«, erklärte Juri Sergejewitsch reichlich verärgert. Und Martin kam zu dem Schluss, diese Worte entsprächen der Wahrheit. »Darin besteht ja das Unglück. In der Galaxis gibt es so viel Unerforschtes, dass man auf jeden Planeten mit dem Finger zeigen könnte – und auf ein Wunder stieße! Waren Sie schon einmal auf Schlund?«
»Ja«, sagte Martin.
»Haben Sie von dem Gerilong gehört?«
Martin dachte nach. »Ist das der Sud aus Algen, den man dort braut? Der das Leben verlängert …«
»Genau der. Er verlängert das Leben … Die Kontrollgruppe von Mäusen lebt jetzt schon sechs Jahre. Bei Primaten ist das Ergebnis nicht ganz so beeindruckend, aber zehn aktive Jahre im Alter kann man doch dazugewinnen. Aktive – führen Sie sich das einmal vor Augen! Die Potenz ist wieder hergestellt, die Spermatozoen zeigen eine erhöhte Aktivität, der Eisprung setzt wieder ein. Das Sehvermögen verbessert sich. Die Zähne wachsen nach, Martin! Die Zähne und die Haare! Die Frische der emotionalen Wahrnehmung kehrt zurück, die kreativen Fähigkeiten nehmen zu … Die Nobelpreisträger erhalten zusammen mit ihrem Scheck Gerilong. Aber darum geht es letztlich gar nicht … Die Menschen, die Gerilong nehmen, können nach und nach etwas im ultravioletten Bereich des Spektrums erkennen, können Langwellen wahrnehmen!«
»Oho!«, begeisterte sich Martin.
»Das ist eine absolut frei zugängliche Information … die allerdings in wissenschaftlichen Zeitschriften untergeht. Die Menschen fangen an, Funkwellen zu hören. Und zwar nicht einfach als Geräusch – sie können sie auch dekodieren. Sie hören Musik, den Text eines Sprechers. Veränderungen sind an ihnen nicht zu erkennen. Fangen sie die Wellen mit ihrem Gehirn auf? Und so ist es überall … Nimm einen
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