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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einmaligen und starken Anlagen. All das hätten sie untersuchen, nach und nach in Gebrauch nehmen können … um das Paradies auf Erden zu erbauen und das ganze Universum zu erobern.«
    »Genau das hätten wir auch getan«, sagte Martin. »Vermutlich. Wir hätten uns genau wie die Schließer verhalten. Und gebe Gott, dass unsere Weisheit und Güte gereicht hätten, keinen Krieg anzuzetteln, sondern den rückständigen Rassen ein wenig zu helfen …«
    »Interessiert dich denn gar nicht, wo die Erbauer der Schiffe und Stationen abgeblieben sind? Warum sie ihre Erfindung nicht selbst nutzen? Was sie daran gehindert hat zu expandieren?«
    Martin dachte kurz nach. »Eine Epidemie, ein Krieg … Ich weiß es nicht«, meinte er achselzuckend.
    »Krankheiten und Krieg können derart mächtigen Rassen nichts anhaben. Die Sache ist die, dass sie auf jede Expansion verzichtet haben! Sie hielten dergleichen für gefährlich oder überflüssig. Die Schließer hingegen …«
    Martin hob die Hände. »Irina, verzeih, aber hier spricht einzig dein jugendlicher Maximalismus! Die Erde hat von der Ankunft der Schließer nur profitiert. Du bist jetzt einfach in dem Alter, in dem du gegen jede Macht revoltieren willst … gegen die Regierung, die Gesetze, den Glauben, die Schließer …«
    »Vielen Dank für das Kompliment«, schnaubte Irina. »Weißt du, was ich auf Prärie 2 gesucht habe?«
    »Alte Tempel?«, schlug Martin recht selbstsicher vor.
    »Genau. Also hat sie dir davon erzählt?«
    »Die Archäologen haben mir das eine oder andere erklärt.«
    »Selbst mit den Möglichkeiten der Schließer ist es schwierig, sämtliche Sternensysteme abzuklappern«, legte ihm Irina seufzend dar. »Es gibt da eine Hypothese … eine recht fundierte … dass sie sich bei ihrem Flug an den Signalen der Leuchttürme orientieren. Früher, vor fünf– bis sechstausend Jahren, hat es schon einmal ein Transportnetz zwischen den Planeten gegeben. Etwas von diesen Kontakten hallt noch in den Mythen und Überlieferungen nach …«
    Martin wollte aufheulen. Zum Teufel mit all diesen Sumerern, Ägyptern, Phöniziern und Dogon … Zum Teufel mit diesem Paläokontakt, den Fresken mit Darstellungen außerirdischer Fremdlinge, den Terrassen von Baalbek und dem versunkenen Atlantis, den Pyramiden und den im Dschungel begrabenen Städten …
    Warum fürchteten sich die Menschen bloß so, an die Meisterschaft ihrer Vorfahren zu glauben? Warum wollten sie alles Fremdlingen zuschreiben?
    »Aber die alten Tempel existieren wirklich auf vielen Planeten, Martin!«, beeilte sich Irina zu versichern, da sie anscheinend die Veränderungen in seiner Miene wahrgenommen hatte. »Die sind Realität! Und in den Ruinen gibt es leere Stellen, an denen sich zuvor Artefakte befanden, die erst vor relativ kurzer Zeit zerstört wurden …«
    »Gut, es gab also eine Art Netz von Leuchttürmen, an dessen Signalen sich die Schiffe der Schließer noch heute orientieren«, lenkte Martin ein. »Was schlussfolgerst du daraus?«
    »Das heißt, dass die Stationen bereits erbaut waren. Dann wurden sie auf allen Planeten gleichzeitig vernichtet. Das ging mit kolossalen Zerstörungen und Opfern einher, die Planetenbewohner wurden auf ein vorgeschichtliches Niveau zurückgeworfen. Hinweise auf Naturkatastrophen unterschiedlichster Art finden sich in der Geschichte fast aller intelligenten Rassen. Hast du die Bibel gelesen?«
    Martin, der nur zu gut wusste, dass sich mit Bibelzitaten jede beliebige These bestätigen ließ – Christus war ein außerirdischer Arzt, der die Juden durch Hypnose geheilt hat, Moses der einzige Überlebende von Atlantis –, hüllte sich in Schweigen. Wenn jemand schon auf solche Argumente zurückgriff, war Hopfen und Malz verloren.
    »Die Sintflut«, sagte Irina und verstärkte damit Martins Wunsch zu schweigen. »Nachdem die Engel die Erde besucht und die Menschenfrauen geheiratet hatten, geriet Gott in Zorn und zerstörte nahezu die gesamte Zivilisation. Das bezieht sich auf nichts anderes als den ersten Bau der Stationen! Als die Erde zum ersten Mal in das galaktische Transportnetz aufgenommen wurde … Du weißt, was ich meine. Und der Turmbau zu Babel …«
    »Das war später!«, schrie Martin mit schmerzerfüllter Stimme auf.
    »Das berichtet natürlich von der Zerstörung jener Reste unserer Zivilisation, die die Sintflut überstanden hatten und versuchten, abermals Kontakt zu anderen Rassen aufzunehmen.«
    »Die Bibel darf man nicht wörtlich nehmen!«,

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