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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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auf diesem Planeten keine eigenständige Zivilisation gab und die Schließer sich folglich nicht um architektonische Raffinessen geschert hatten.
    Doch während auf dem Planeten Schlund das Pendant zu dieser Station verlassen und nahezu aufgegeben gewirkt hatte, brodelte hier das Leben. In den Gängen stieß Martin mit einem außerirdischen Pärchen zusammen, pelzige Vierbeiner mit wachem verschlagenen Blick und Wolfsschnauzen. Aus dem ersten Stock drangen Gesprächsfetzen in verschiedenen Sprachen herüber; offensichtlich stritten sich erholende Wanderer im Gästeraum über etwas. Hinter Martin ließ sich die ganze Zeit über das zarte Trappeln von Pfoten vernehmen, die entweder mit etwas Weichem beschuht oder von Natur aus amorph waren. In einer Station würde es kein Wesen wagen – geschweige denn fertig bringen – einem anderen Schaden zuzufügen, das wusste Martin.
    Gleichwohl verdross ihn die offene Bespitzelung.
    Er trat auf die aus Holz gezimmerte Veranda hinaus und entdeckte sogleich zwei Schließer. Der ältere hatte ein graubraunes Fell, schmauchte eine Pfeife, stützte sich auf das Geländer und delektierte sich an der Aussicht. Der zweite saß an einem Tisch, auf dem Teegeschirr stand, und lauschte aufmerksam einem Außerirdischen, einem hoch gewachsenen, breitschultrigen Humanoiden mit kleinem abgeflachten Kopf und kräftigen bekrallten Pranken. Der Außerirdische trug keine Kleidung, sondern hatte sich lediglich einen Schurz aus leuchtend blauem Stoff um die Lenden geschlungen. Die Stimme des Humanoiden glich eher einem Knurren. Als Martin auftauchte, bedachte der Humanoid ihn mit einem misstrauischen Blick, setzte seine Erzählung indes fort: »So schleppte ich mich über die Blumenfelder, riss ein Blümchen nach dem nächsten aus … Doch die rosafarbene Wunschblume war nicht darunter … Daraufhin beschloss ich, zu meiner Geliebten heimzukehren und folgte meinen Spuren zurück … Doch da verflochten sich die Gräser und versperrten mir den Weg … Die Sonne ging in die Antiphase, schwarzes Licht hüllte die Welt ein … Als ich rief, erhielt ich nur Stille zur Antwort …«
    Martin rang sich ein Lächeln für die Schließer ab und steuerte auf die Treppe zu. Von dem Außerirdischen ging ein scharfer Geruch aus, der beunruhigend und unangenehm in die Nase stieg. Das Licht des Leuchtturms legte sich mit dem nervösen Flackern eines Stroboskops auf die steinerne Fläche vor der Station, es übertraf selbst das Strahlen der mittäglichen Sonne.
    »Einsam ist es hier und traurig, Wanderer …«, sagte der Schließer hinter ihm. »Ich habe solche Geschichten schon viele Male gehört …«
    »Du machst dich über mich lustig, Schließer!«, fiel ihm der Außerirdische ins Wort. »Ich habe dir das Geheimnis meiner Verbannung anvertraut!«
    »Ich habe solche Geschichten schon viele Male gehört …«, wiederholte der Schließer traurig. »Einsam ist es hier und …«
    Pfeifend zerriss etwas die Luft, was Martin veranlasste, sich zu ducken und zum Geländer, zu Füßen des Pfeife rauchenden Schließers zu springen. Es folgte ein schwerer Schlag, das Knirschen von Holz, das Klirren zerschlagenen Geschirrs … Martin sah auf: Der Schließer reinigte seine Pfeife.
    Martin drehte sich um.
    Der Tisch klaffte in zwei Hälften, die Porzellantässchen lagen auf dem Fußboden. Traurig betrachtete der junge Schließer das Desaster.
    Der aufbrausende Außerirdische war nicht mehr da.
    »Keine Angst«, wandte sich der Raucher an Martin. »Auf dem Gelände der Station fügt niemand einem anderen Schaden zu.«
    »Die Macht der Gewohnheit«, erklärte Martin, während er sich erhob. »Auf Wiedersehen.«
    Der scharfe Geruch des Außerirdischen hing noch immer in der Luft. Mit angehaltenem Atem ging Martin an dem zerhackten Tisch vorbei. Unablässig sandte der Leuchtturm hoch oben Wellen bunten Lichts in den Raum.
    Martin trat auf den Vorplatz hinaus.
    Die Station erhob sich auf einem steinernen kreisförmigen Inselchen mit einem Durchmesser von einem halben Kilometer. Auf ihr wuchs kein Gras, der raue graue Stein gemahnte eher an Beton als an ein natürliches Material. Rund um die Steininsel gingen nach allen Seiten kleine Kanäle ab, die ein, zwei Meter breit waren. Sie waren durch Zuläufe verbunden, verzweigten sich und bildeten kleine Buchten, sie rasterten das ganze Land bis zum Horizont und weiter. Der gesamte Planet bestand einzig aus Stein und Wasser, eine tote Karikatur Venedigs. Die kleine Insel, auf der Martin

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