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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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den Kanal.
    »Es ist mir ein Vergnügen, einen erfahrenen Reisenden begrüßen zu dürfen«, bekundete der Mensch. Anschließend trat er auf die Brücke, die Hand Martin entgegengestreckt. »David.«
    »Martin.«
    Der Geddar nickte nur. Damit er seinen Namen nannte, hätte es noch einiges mehr an Vertrauen und Sympathie bedurft.
    »Hat sich auf der Erde etwas außergewöhnlich Interessantes zugetragen?«, fragte David sofort.
    Martin schüttelte den Kopf.
    »Vielen Dank für den Digest«, sagte David. »Nur wenige denken daran, uns Zeitungen mitzubringen. Wer sind Sie, Martin?«
    »Man könnte mich wohl als Sachwalter bezeichnen«, erklärte Martin lächelnd. »Oder als Postboten.«
    »Oder als Detektiv«, ergänzte David nachdenklich. »Wissen Sie, ich habe schon von Ihnen gehört. Ja?«
    »Da verwechseln Sie mich sicherlich«, widersprach Martin kopfschüttelnd.
    »Wenn Sie meinen«, lenkte David grinsend ein. »Ich würde Ihnen jedoch raten, vorsichtig zu sein. Mein Freund …« Er nickte in Richtung des Geddars, worauf Martin sich sofort anspannte. »… und ich sind aus freien Stücken hier. Wenn wir wollen, können wir zurückkehren. Viele müssen jedoch für immer hier bleiben … Wenn sie erführen, dass der Läufer auf unserem Planeten weilt …«
    David legte eine viel sagende Pause ein. Martin reagierte jedoch in keiner Weise auf die Worte. Ehrlich gesagt, beschäftigte ihn jener Geddar, der es einem Menschen gestattete, ihn als Freund zu bezeichnen, weit mehr. Dieses Paar musste etwas sehr Gewichtiges miteinander verbinden.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Martin?«, fragte David nach einer Weile.
    »Ich suche eine junge Frau, die vor drei Tagen auf Bibliothek eingetroffen ist«, erklärte Martin. »Sie ist siebzehn, achtzehn Jahre alt. Ein hübsches, rotblondes Mädchen von ungefähr meiner Größe …«
    Ohne das Ende der Beschreibung abzuwarten, nickte David. »Ja, ich erinnere mich. Bei einem anderen hätte ich für diese Information eine Entlohnung verlangt … Das Leben hier ist hart, unsere Ressourcen sind knapp. Doch Sie sind ein anständiger Mensch und gefallen mir. Das Mädchen ist nach Westen aufgebrochen.«
    Er fuchtelte mit der Hand und zeigte die Richtung.
    »Was gibt es denn dort?«, wollte Martin wissen.
    »Eines der drei Dörfer, in denen Wissenschaftler leben.« David schnaubte. »Sie können sich darüber amüsieren, doch Bibliothek wird nach wie vor von Idioten bewohnt, die die Geheimnisse des Planeten lüften wollen. Das größte Dorf liegt gleich hier an der Station. Wir nennen es schlicht Hauptstadt. Seine Einwohner sind siebenhundertzweiunddreißig intelligente Lebewesen. Einhundertundvierzehn Menschen, zweiunddreißig Geddarn, der Rest Außerirdische.«
    Abermals fiel Martin dieser bemerkenswerte Umstand auf: David betonte die Allianz zwischen Menschen und Geddarn.
    »Das zweite Dorf nennen wir Zentrum. In ihm wohnen etwa zweihundert intelligente Lebewesen. Es liegt im Norden«, fuhr David fort. »Ein schöner Ort, wir sind mit den Bewohnern befreundet. Doch das Mädchen hat sich zum kleinsten Dorf aufgemacht, nach Enigma, das genau westlich von uns liegt. Die Bevölkerung Enigmas zählt nur etwas mehr als hundert Menschen.« Er legte eine Pause ein, um dann zu wiederholen: »Und zwar tatsächlich Menschen. Außerirdische sind dort nicht willkommen. Uns missfällt das, doch wir wollen keine Konflikte.«
    Martin nickte. Über die Existenz dieser drei Dörfer auf Bibliothek wusste er Bescheid, die politische Situation war ihm indes nicht vertraut.
    »Das übrige Gebiet des Planeten ist unbewohnt?«
    »So würde ich das nicht ausdrücken.« David zuckte mit den Schultern. »Dort leben Eremiten, Verrückte, Einsiedler … Sie siedeln sich in der Nähe an, treten mit uns jedoch kaum in Kontakt. Banden oder gefährliche Einzelgänger gibt es allerdings nicht … Darauf zielte doch Ihre Frage, oder?«
    »Ja«, bestätigte Martin.
    »Im Großen und Ganzen ist es hier ungefährlich«, versicherte David. »Natürliche Lebensformen auf dem Planeten sind mit Fischen, Algen und Krebstieren in den Kanälen gegeben. Keine dieser Formen ist giftig oder aggressiv, alle können vom Menschen gegessen werden … wobei wir über den Geschmack nicht streiten wollen. Einmal in zwei oder drei Monaten verschwindet jemand spurlos, was ich als Unfall einzustufen geneigt bin. Die Kanäle sind tief genug, um darin unterzugehen. Und die Krebse verputzen uns ebenso genüsslich wie wir sie.«
    »Gibt

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