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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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hatten recht«, frohlockte Pawlik. »Ach, wie recht wir hatten! Und du, mein Freund, hast uns in einer Minute der Verwirrung und des Zögerns beigestanden. Vielen Dank!«
    »Wobei hattet ihr recht?«, fragte Martin begriffsstutzig.
    »Die Schließer hätten eine solche Flotte nicht bauen können!«, erklärte der Bessarianer aufgeregt. »Das hätte die Ressourcen mehrerer urbanisierter Planeten erfordert. Sie fanden nur die Flotte der verschwundenen alten Rasse! Weißt du, was passiert ist? Ihr Leben ging seinen Gang, tagein, tagaus, sie bauten Städte und Fabriken. Und dann bemerkten sie dieses Wunderding, das um den Nachbarplaneten kreiste! Unter Aufbringung all ihrer Kräfte schickten sie eine Expedition aus … und fanden ein Schiffslager. Möglicherweise entdeckten sie sogar irgendwelche Bauten auf dem Planeten selbst. Sie sind wirklich nur Schließer, Martin! Sie haben die Großen Tore nicht erbaut. Sie benutzen sie widerrechtlich!«
    »Warum können sie denn nicht die Erben sein?«, fragte Martin. »Auf der Erde geht man davon aus, herrenloser Besitz gehöre dem Finder.«
    »Das ist die typische Herangehensweise von Vielzellern«, erklärte Pawlik. »Herrenloser Besitz gehört allen!«
    Einmal mehr wusste Martin nicht, ob der Bessarianer scherzte oder entgegen seiner Gewohnheit im Ernst sprach. Ihr Schiff trat bereits in den Orbit um die tote Welt ein. Selbstvergessen scannte Pawlik die Oberfläche des grauen Planeten. »Keine Hinweise auf eine Zivilisation«, informierte er sie. »Also haben sie nur die Schiffe gefunden. Nachdem sie sich mit dem Mechanismus vertraut gemacht hatten, richteten sie sich auf ihrem Planeten ein und lebten auf ihm ohne jede Sorge. Und einzelne von ihnen schickten sie aus, die Galaxis zu erobern. Ach, was die für ein Glück hatten!«
    Aus irgendeinem Grund beschlich Martin ein ungutes Gefühl. »Was führst du im Schilde, Pawlik?«, wollte er wissen.
    »Man muss die Expansionswelle eindämmen«, erwiderte Pawlik. »Meinst du nicht auch?«
    »Man müsste mit den Schließern über eure Vermutungen sprechen«, widersprach Martin. »Sie sind immerhin intelligente und zurechnungsfähige Wesen …«
    »Das ist es ja, sie sind intelligent«, schnaubte Pawlik. »Mein guter Freund, sie werden ihr Vordringen in die Galaxis weiter und weiter fortführen, bis es irgendwann zu spät ist. Kein intelligentes Wesen weist ein Geschenk der Götter zurück!«
    »Gut, was schlägst du dann vor?«, lenkte Martin ein. »Sollen wir ein Schiff entern? Sollen wir jenen friedlichen Planeten angreifen, auf dem die Schließer sich von der Arbeit erholen?«
    »Ich befürchte, unsere Kräfte reichen nicht, um auch nur ein einziges Schiff zu kapern«, räumte Pawlik vernünftigerweise ein. »Die Schließer dürften sich jetzt schon Jahrhunderte mit fremder Technologie auseinandergesetzt haben, uns bleiben nicht einmal wenige Tage … Außerdem … wenn wir diese Schiffe kaperten, sähen wir uns mit einer nie da gewesenen Versuchung konfrontiert … Glaubst du etwa, Martin, wir wollten nicht auch gern über ein solches Wissen verfügen? Glaubst du etwa, wir würden nicht auch gern die Galaxis von einem Ende zum anderen durchkreuzen, uns zum Zentrum des Universums aufmachen, die Geheimnisse des Raums, der Materie und der Zeit lüften? Das ist eine zu große Versuchung, Martin!«
    »Der Ring der Macht«, befand Martin düster, während er auf den um den Planeten kreisenden, schwarzen Reif starrte. »Bei gesundem Verstand verzichtet man bestimmt nicht darauf.«
    »Deshalb müssen wir alle schwarzen Schiffe zerstören«, schloss Pawlik. »Gegen den bewohnten Planeten der Schließer werden wir wohl nicht zuschlagen. Völkermord ist nicht unser Weg! Aber wenn wir mit einem Streich die gesamte Flotte der Schließer auslöschen könnten, würde die Welle der Expansionen von selbst verebben. Gegenwärtig dürften kaum mehr als tausend Schiffe dafür abgestellt sein … und hier sind Zehn-, ja, Hunderttausende!«
    »Welche Temperatur hat dein blaues Labyrinth?«, erkundigte sich Martin höflich.
    »Ein Grad über der kritischen Temperatur«, bekannte der Bessarianer ehrlich. Ein Teil seiner Sehnerven drehte sich den beiden Menschen zu. »Glaub mir, bei gesundem Verstand hätte ich mich wahrlich nicht zu einem solche Schritt durchgerungen. Aber ich war ja gezwungen, mich in organische, kontrollierbare Unvernunft einzuspinnen. In Wahn.«
    Martin fing einen verängstigten Blick Irinas auf und fragte so ruhig wie möglich:

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