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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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als einen Meter und sechzig gewesen, hätten alle Besucherinnen seiner Schenke ihm gehört!
    »Friede sei mit Ihnen!«, begrüßte er Martin niedergeschlagen, als er persönlich an ihren Tisch kam, um die saubere Decke mit einer Plastikbürste abzufegen. »Sie sind das erste Mal auf Talisman?«
    »Ja, bisher hat sich keine Gelegenheit ergeben …«, antwortete Martin vorsichtig. Der Besitzer der Lokalität erinnerte ihn an jemanden – weniger vom Gesicht her als von den traurigen Augen. »Verzeihen Sie … aber wann haben Sie Talisman das letzte Mal verlassen?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der Wirt. Mit einem Mal verkrampfte er sich und blickte Martin an. »Haben Sie vielleicht jemanden getroffen, der mir ähnlich sieht?«
    Martin schielte zu Irina hinüber. Sie saß jedoch gelassen da. Fiel ihr die Ähnlichkeit wirklich nicht auf?
    »Wenn Sie kürzere Haare hätten und gramgebeugt wären und wenn man sich vorstellte, Sie streiften über verschiedene Planeten, trügen eine Kappe und an Ihrem Gürtel hinge ein Revolver …«
    »Ach ja«, beruhigte sich der Wirt wieder. »Alles klar. Irotschka hat mir schon erzählt … sie hat ihn auf Prärie 2 getroffen …«
    »Ist das ein Verwandter von Ihnen?«, wollte Martin wissen, der sich mit der Entscheidung quälte, ob er vom Tod des kleinen Cowboys erzählen sollte oder nicht.
    Der Wirt sah Irina fragend an. Die nickte. »Erzählen Sie es ihm ruhig, Jura. Er wird Ihnen glauben.«
    Mit einem Nicken, aber ohne ein Wort zu sagen ging der Wirt zum Tresen. Er kam mit drei vollen Krügen Bier zurück, das aus der Dose stammen musste, so schnell, wie es eingeschenkt war. Nebenbei schaffte der Wirt es noch, der Kellnerin einen strengen Befehl zu erteilen und freundlich mit einem anderen Gast zu plaudern. Er setzte sich Martin gegenüber und hob sein Glas. »Das geht auf mich«, sagte er.
    »Zum Wohl«, prostete Martin ihm zu.
    Der Wirt nahm einen tüchtigen Schluck, bevor er loslegte: »Also, ich werde die Geschichte nur einmal erzählen, Wiederholungen gibt es nicht. Streiten werde ich mich auch nicht. Wenn Sie mir nicht glauben, dann eben nicht … Ich bin Jurik eins. Er ist Jurik zwei.«
    Höflich wartete Martin auf die Fortsetzung. Es entging ihm nicht, mit welcher Begeisterung der Wirt diese Geschichte erzählte und dass er dafür ein bestimmtes Ritual entwickelt hatte.
    »Vor zehn Jahre habe ich beschlossen, mein Glück auf Talisman zu suchen. Ich habe Frodo mit Getränken und ein wenig Geschirr beladen … Sie können sich sicherlich vorstellen, mein verehrter Unbekannter …«
    »Martin, einfach Martin«, stellte Martin sich hastig vor.
    »Sie können sich sicher vorstellen, Martin, dass mir als gebildetem Menschen klar ist, dass man bei einem Goldrausch – und was erleben wir hier anderes als einen Goldrausch? – auf unterschiedliche Arten reich werden kann. Ein Idiot geht auf Schatzsuche, ein Arbeitstier gräbt nach Gold, ein Abenteurer raubt eine Karawane aus. Ich bin ein ausgeglichener, ein friedlicher Mensch … früher war ich sogar einmal ein intelligenter Mensch. So habe ich mir Talisman ausgesucht. Hierher kommen immer viele Leute. Ich beschloss, hier eine Kneipe aufzumachen. Wo lässt ein Goldgräber, der über Nacht reich geworden ist, sein Geld? In einem Geschäft? Versteckt er es unterm Kopfkissen? Trägt er es zur Bank? Nein, Martin. Als Erstes kommt er zu mir! Er feiert sein Glück. Deshalb habe ich mein Pony beladen …«
    »Eine kluge Entscheidung«, bestätigte Martin. Er ließ den Blick durch die Kneipe schweifen: Solide Steinwände, ein verschnörkeltes Gitter vor dem Kamin, zahllose Gläser und Flaschen hinterm Tresen. Der verflossene Frodo musste entweder die Tragekapazität eines Elefanten besessen haben oder Jurik hatte sich als genialer Händler bewiesen, während die Goldgräber auf Talisman durch die Bank Alkoholiker waren.
    »Ich hatte Angst, durch das Tor zu gehen …«, gestand Jurik. »Na ja … beim ersten Mal hast du auch Angst, mit einem Mädchen ins Bett zu gehen … Verzeihen Sie, Irotschka.«
    »Schon gut«, meinte die Frau nickend und trank einen Schluck Bier. Zweifelsohne kannte sie die Geschichte bereits, genoss jetzt jedoch die Wiederholung.
    »Ich habe mir … Mut angetrunken. Dabei muss ich es übertrieben haben … Als ich zum Tor kam, hielt ich mich für den Größten. Ich wählte Talisman aus. Und ging durch …« Der Wirt trank einen weiteren Schluck Bier. Herausfordernd sah er Martin an, bevor er kundtat. »Dann kommt

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