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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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der Schließer zu mir und fängt an, sich zu entschuldigen!«
    »Oho!«, sagte Martin entzückt.
    »Eben – oho! Ihre viel gerühmte Technik hatte versagt. Er entschuldigte sich … sagte, die Erde sei erst vor kurzem angeschlossen worden und sie wussten noch nicht, was mit Menschen passiere, die durch ein Großes Tor gingen … Kurz gesagt, als ich besoffen durch das Tor getorkelt bin, müssen in mir irgendwie zwei Persönlichkeiten existiert haben. Jurik eins und Jurik zwei. Die Technik der Schließer hielt sie beide für Menschen. Ich kam nach Talisman … und der andere, der zweite …«
    »Gelangte auf einen anderen Planeten!«, rief Martin. Kaum fing er jedoch den beleidigten Blick des Wirts auf, fügte er rasch hinzu: »Ich glaube es, ja, das tue ich!«
    »Nein, er gelangte nicht gleich dorthin. Alles ist viel schlimmer. Irgendwie schienen die Stationen in allen Welten an ihm zu zerren! Nach und nach spuckten sie ihn dann aus, hier einen, da einen. Den einen sofort, den anderen ein, zwei Jährchen später, die letzten dann vor zwei Jahren. Es entstanden einige Hundert dieser Kopien, bevor die Schließer den Prozess aufhalten konnten. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen die überflüssigen beseitigen! Das haben sie schlichtweg abgelehnt. Der Verstand ist ein heiliges Gut, sagten sie. Und sie hätten nicht die Absicht, völlig unschuldige Doppelgänger zu vernichten. Vor allem, da diese ohnehin bald sterben würden, und zwar durch verschiedene Zufälle. Anscheinend ertragen die Gesetze des Universums einen solchen Vorfall nicht, weshalb die Natur von sich aus beginnt, die Überflüssigen auszusondern.«
    Unterm Tisch tastete Martin nach Irinas Hand, um sie kräftig zu drücken. Die Frau nickte verständnisvoll.
    »Ich selbst bin hier wie festgenagelt …«, fuhr Juri düster fort. »Wieso das? Würde ich durch das Große Tor gehen, solange noch einer meiner Doppelgänger lebt, verschwinde ich aus der Realität. Ich betrete das Tor, komme aber nicht mehr heraus. Also … wenn ich zurückkehren kann, werden mir die Schließer das mitteilen. Noch gibt es aber eine ganze Menge von denen. Am Anfang starben sie flink hintereinander weg, aus Zufall oder weil ihnen die Nerven versagten … schließlich hatten die Schließer ihnen auch erklärt, was Sache ist. Manche hatte es auf wirklich widerliche Planeten verschlagen. Manche sind sogar zu Banditen geworden … Sei’s drum, wir sind nun mal am Leben, anders geht es nicht, da muss jeder zusehen, wo er bleibt!«
    »Deshalb waren ihnen die Kopfgeldjäger auf den Fersen!«, begriff Martin.
    »Wohl kaum. Diejenigen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, wurden bereits in den ersten Jahren erschossen«, widersprach Juri. »Es muss was anderes dahinterstecken … Wenn mein Doppelgänger jemanden ausraubt oder umbringt, wird er an die Wand gestellt. Manch einer von ihnen kommt natürlich auf die Idee, sich zum Tor durchzuschlagen. Dann geht er ins Tor rein, kommt aber nicht wieder raus. Pech gehabt! Aber wenn die Jagd nach ihm weitergeht? Kopfgeldjäger sterben nicht aus. Früher oder später treffen sie auf eine andere Nummer zwei, in einer ganz anderen Welt. Sie werden ihn für den Flüchtling halten. Und fordern, dass er mit ihnen mitgeht. Er aber darf nicht in die Station! Damit …« Jurik breitete die Arme aus.
    »Gott sei Dank«, stieß Martin aus. »Ein so freundlicher und sympathischer Mann … Ich hätte nicht glauben wollen, dass er ein Schuft ist.«
    »Das bin ich, dieser freundliche Mensch!«, fuhr ihn der Wirt an. »Jurik eins! Für Jurik zwei würde ich meine Hand nichts ins Feuer legen.«
    »Das Leben hat ihm bestimmt übel mitgespielt.« Martin nickte. »Er sah … viel älter aus, ausgemergelt …«
    Der Wirt zögerte, antwortete dann aber dennoch: »Darum geht es nicht. Ich habe den Schließern eine Szene gemacht, die sich gewaschen hatte … Ihretwegen sitz ich hier wer weiß wie lange fest. Was kann ich hier tun? Wovon soll ich leben? Und wer erstattet mir all die Jahre? Deshalb geben sie sich alle Mühe mit mir. Sie haben mich jünger gemacht, attraktiver … und alles, was ich für meine Kneipe brauche, liefern sie mir kostenlos von der Erde an.«
    »Oho …« Martin nickte respektvoll. »Das beweist in der Tat …«
    »Dass ich der Echte bin«, sagte Jurik eins stolz. »Denn die anderen haben solche Geschenke nicht gekriegt.« Er verstummte kurz, bevor er vorsichtig fragte: »Und der auf Prärie … was war das für ein Mensch?«
    »Ein guter Mensch«,

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