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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Minuten?«, brüstete sich Martin mit seinem Wissen.
    »Das ist ein schneller Safe. Er braucht nur vierundzwanzigeinhalb Minuten …«, gab der Mann widerwillig Auskunft. »Was willst du? Goldgräber werden? Vergiss es, die Arbeit bringt nichts. Vor lauter Langeweile wirst du wahnsinnig.«
    »Nein, ich bin aus einem anderen Grund hier«, antwortete Martin höflich.
    Daraufhin nahm die Stimme des Burschen gleich einen wärmeren Klang an. »Ach ja, es ist ganz lustig hier … Hast du vielleicht was zu rauchen?«
    Schweigend hielt Martin ihm ein fast volles Päckchen hin.
    »Oho …«, sagte der Bursche gierig. »Kann ich vielleicht zwei?«
    »Behalt sie alle.«
    »Danke«, brachte der Goldgräber aufrichtig hervor. »Gute Menschen trifft man heute selten. Ich bin Andrej!«
    »Martin«, stellte Martin sich vor, der nicht gerade begeistert die vor ewigen Zeiten zum letzten Mal gewaschene Hand ergriff. Dann hockte er sich neben den anderen. »Liegt oft was Wertvolles drin?«
    »Nicht sehr oft«, seufzte der Goldgräber. »Jedes hundertste, hundertunddreißigste Mal findest du was. Schaltungen, Purpurstaub oder Minispiralen … so Kleinkram eben. Zum Leben reicht’s – was will man mehr?«
    »Findet man auch mal was Interessantes?«
    »Schon«, bestätigte Andrej, der gierig an der Zigarette sog. »Manche haben Glück … Ein Mädchen hat vor einer Woche einen Schlüssel gefunden.«
    »Einen Schlüssel?«, merkte Martin auf.
    »Na ja, so nennt alle Welt das Ding. Einen Zylinder.« Der Mann zeichnete etwas in die Luft, das an einen dicken Bleistift mit Einkerbungen und Wölbungen erinnerte. »Das brauchte nicht einmal ein Schlüssel zu sein, aber im Artefaktenhandel würde das Ding für das nette Sümmchen von dreißigtausend Euro den Besitzer wechseln.«
    »Nicht zu fassen«, entfuhr es Martin. »Und es gab noch nie einen Fund, mit dem man was Vernünftiges anfangen konnte?«
    »Purpurstaub hilft gegen Schnupfen«, antwortete der Mann ernsthaft. »Sofort, man braucht ihn bloß einzuatmen. Man sagt, die Spiralen sind gute Stromleiter, fast Supraleiter … die kaufen die Leutchen gern. Sowohl eure, die Europäer, als auch die Amerikaner und sogar unsere …«
    »Ich bin Russe.«
    »Mit dem Namen?« Der Mann kicherte. »Sachen gibt’s … Mir ist es im Grunde egal, ob jemand diesen Mist braucht oder nicht. Hauptsache, der Zaster stimmt.«
    »Das reinste Paradies für Stalker«, seufzte Martin.
    »Stalker? Was ist das denn schon wieder?«, fragte der Mann alarmiert.
    »Das stammt aus einem Buch … zerbrich dir darüber nicht den Kopf …«, sagte Martin, der neugierig den kleinen Deckel des Safes musterte. Diese Anlagen waren der Grund, warum sowohl Menschen wie auch Außerirdische über Talisman herfielen. Niemand wusste, wie sie funktionierten, doch in dem hermetisch abgeschlossenen Safe tauchten in gewissen Abständen seltsame, keiner Zivilisation bekannte Gegenstände auf. Man musste nur den Zeitraum bestimmen, den der Safe benötigte, und dann den Deckel rechtzeitig öffnen. Die Objekte blieben nicht länger als ein paar Minuten erhalten, danach verschwanden sie spurlos. Es kursierten Gerüchte, denen zufolge die Safes ein Netz bildeten und untereinander mit Hyperraumgängen verbunden seien, führten doch keine Geheimgänge zu ihnen. Außerdem lief ein sorgsam aus dem Stein herausgeschlagener Safe samt Felsfragment noch einige Zeit weiter. Eine Verwendung für die aufgefundenen Gegenstände gab es nicht, doch alle Rassen kauften die mysteriösen Artefakte gern.
    »Ich glaube«, meinte der Mann beim Anzünden der zweiten Zigarette, als habe er Martins Gedanken gelesen, »es gibt gar kein Transportnetz. Nimm zum Beispiel unsere Schwachköpfe! Was haben die sich wieder einfallen lassen? Dass da Sachen in den Safes deponiert und zur Sicherheit immer wieder von einem in den anderen gebracht werden …«
    »Was glaubst denn du?«
    »Ich glaube«, sagte der Goldgräber stolz, »das ist eine Müllhalde. Irgendwo da unten leben Außerirdische. Ihren ganzen Müll stopfen sie in die Erde, eben in diese Müllkästen. Dort liegt er und liegt er und verfällt … Und wir sind scharf darauf, die Dinger aufzumachen und darin herumzuwühlen.«
    »Interessant«, beteuerte Martin und sah den Mann voller Respekt an. »Aber warum ist der Müll so homogen? Warum entsorgt man ihn nicht vor Ort? Außerdem funktionieren manche Stücke noch – warum hätte man sie wegwerfen sollen?«
    »Ist es dir noch nie passiert, dass du mal zufällig ein

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