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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Möglichkeit gegeben, miteinander ins Gespräch zu kommen?«
    »Woher soll ich wissen, wer in die Geheimnisse Talismans eingeweiht ist?«, antwortete Martin mit einer Gegenfrage. »Der Rat der Goldgräber hätte sich als ein Haufen Bürokraten herausstellen können.«
    Der Japaner sah den anderen Goldgräber an.
    »Sie haben es ihm ja gesagt«, soufflierte Martin höflich.
    »Du!«, machte der Dritte endlich den Mund auf. »Kreuzt hier auf …«
    »Ich hätte deinen Sohnemann an Ort und Stelle umlegen können«, warnte ihn Martin. »Und du hättest gar nichts machen können. Ich habe ihn in meinem Zimmer erwischt, wie er in meinen Sachen gekramt hat. Und wenn du versucht hättest, Vendetta zu spielen, hätte ich auch dich umgebracht.«
    Der Goldgräber wollte sich schon erheben, doch der Japaner warf ihm einen missbilligenden Blick zu – und die Schlägerei, die sich angebahnt hatte, wurde im Keim erstickt.
    »Die Vendetta ist bei uns verboten«, klärte Oono ihn auf. »Ist Ihre Thermowaffe auch gefälscht?«
    »Nein, warum sollte sie? Sie ist echt.«
    »Warum haben Sie die nicht benutzt? Wenn Sie unsere Moral so einschätzen, wie Sie es tun?«
    »Das wäre irgendwie nicht passend gewesen«, wand sich Martin, »mit einer außerirdischen Waffe auf Menschen zu schießen … Außerdem habe ich ja einen Revolver.«
    »Ich werde ganz offen mit Ihnen sein«, bot Oono an. »Was wollen Sie wissen?«
    Genussvoll trank Martin einen weiteren Schluck Bier. Er lehnte sich über den Tisch, worauf der wortkarge Goldgräber sich unwillkürlich vorbeugte, wohingegen der Japaner sich zurücksetzte.
    »Mir ist das Geheimnis Talismans bekannt«, flüsterte Martin. »Ich weiß, dass er einem Allmacht schenken kann!«
    Der Effekt war durchaus nicht der, mit dem Martin gerechnet hatte.
    Der schweigsame Goldgräber lachte fröhlich. Der Japaner lächelte und erklärte: »Bitten Sie Ihr Mädchen doch, sich zu uns zu setzen. Wir sind unbewaffnet. Und wir haben nicht vor, Sie zu bedrohen … . Schließlich haben wir Ihnen nicht das Geringste vorzuwerfen, Herr Martin.«
    »Dieses Geheimnis kennt auf Talisman jeder, der nicht zu faul dazu ist!«, erklärte der Diebesvater den Grund seiner Heiterkeit.
     

Vier
     
    Bier tranken sie jetzt keins mehr. Der schlaftrunkene junge Kellner brühte ihnen eigenhändig Kaffee auf, dem Japaner servierte er einen grünen Tee, danach zogen sie sich in die hinteren Räumlichkeiten zurück. Offensichtlich genossen Herr Oono und Mathias – so hieß der einsilbige Goldgräber – auf Talisman Respekt.
    »Ich weiß nicht, wer als Erster davon angefangen hat«, erzählte der Japaner ohne jede Hast. »Doch Gerüchte kamen schon im ersten Jahr auf, als Amulett gerade erst gebaut worden war … als das Pony des Herrn Jurik noch lebte. Vor drei Jahren redeten schon alle davon, dass man im Safe einen Zünder finden könne.«
    »Einen Zünder?«, begeisterte sich Martin. »Wirklich einen Zünder? Und so nennen Sie es auch?«
    »Manchmal spricht man auch von Mixtur. Manchmal von Kraft. Manchmal …« Der Japaner sah Mathias an, der darüber nachdachte und hinzufügte: »Manchmal Ambrosia. Oder Feenstaub. Aber wir nennen es Zünder.«
    »Warum?«, insistierte Martin.
    »Weil er dich mit einem Knall verwandelt«, erklärte Mathias ernsthaft, grinste jedoch gleich darauf. »Baff, baff! Du warst ein Mensch, jetzt bist du Superman.«
    »Solche Legenden habe ich schon über ein Dutzend Planeten gehört«, gestand Martin. »Aber … gibt es hier wenigstens Anhaltspunkte für diese Legende?«
    »Die gibt es«, meinte Oono nickend. »Bisweilen erzählen die Goldgräber, sie seien dahinter gekommen, wie sie einen Zünder erhalten würden. Danach hat sie nie wieder jemand gesehen.«
    Martin lächelte.
    »Das ist kein stichhaltiger Beweis«, räumte Oono ein. »Aber wenn ein Mensch, der jahrelang nach einem Zünder sucht, mit freudestrahlendem Gesicht in den Nebel rennt und nicht zurückkommt …«
    »… heißt das nur, dass er verrückt geworden ist und sich im Nichts verirrt hat«, parierte Irina. »Oder dass andere Jäger nach Allmacht ihn ermordet haben.«
    »Sie wollen gewichtigere Beweise?«, seufzte Oono. »Tut mir leid, die Lösung kennen wir nicht. Auch der Rat der Goldgräber hält das Geheimnis nicht unter Verschluss. Ich glaube, Talisman kann Allmacht verleihen, aber ich weiß nicht, wie man an sie herankommt. Sollte ich es allerdings erfahren, würde ich mit niemandem darüber sprechen.«
    »Eine ehrliche Antwort«,

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