Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
erkannte Martin an. »Vielen Dank.«
    »Würden Sie denn das Geheimnis teilen?«, wollte Oono wissen.
    »Wohl kaum«, räumte Martin ein.
    »Alle suchen danach«, meinte Mathias bedächtig. »Die Amerikaner, die Russen, die Chinesen … die Außerirdischen auch, zumindest die intelligenteren unter ihnen. Die Aranker haben ein ganzes Wissenschaftszentrum erbaut …«
    »Da sind wir auch gewesen«, bekannte Martin.
    »Sie geben nichts preis.« Oono schüttelte den Kopf. »Für sie ist das ausgesprochen interessant. Ein Fabrikplanet, so etwas nehmen selbst die Aranker ernst. Sie bohren, durchleuchten, wägen und analysieren. Sie verfolgen den Tratsch und spionieren den gewieftesten Goldgräbern nach. Auch sie wollen das rauskriegen … für sich.«
    Martin trank den kalt gewordenen Kaffee aus und seufzte. Nach der schlaflosen Nacht überrollte ihn Müdigkeit.
    »Ich entschuldige mich noch einmal für unsere formlose Neugier«, versicherte Oono. »Wir haben uns aufdringlich verhalten und es an Manieren fehlen lassen. Aber Sie haben uns irritiert.«
    Ohne sich vorher abzusprechen, erhoben sich die beiden Goldgräber. Martin dachte kurz nach, ehe er ihnen die Hand hinstreckte.
    »Falls es Probleme gibt, kommen Sie ruhig vorbei«, grinste Mathias. »Oder fliegen Sie durchs Fenster rein, falls Sie Superman geworden sind.«
    »Mach ich bestimmt«, versprach Martin.
    Solange die beiden Goldgräber die Schenke noch nicht verlassen hatten, schwiegen er und Irina. »Glaubst du ihnen?«, fragte die Frau dann.
    »Ob ich ihnen nun glaube oder nicht …« Martin zuckte die Schultern. »Wenn sie wüssten, wie sie an den Zünder kämen, wären sie nicht mehr zu stoppen. Versucht haben sie es, das ja. Aber sehen die beiden wie Götter aus? Noch nicht mal wie Superman!«
    »Komm schon, der Japaner ist ein angenehmer Mann, klug …« Irina gähnte. »Gehen wir schlafen? Ich kann kaum noch sitzen.«
    »Ich trinke noch einen Kaffee«, verneinte Martin. »Ich könnte sowieso nicht einschlafen. Geh ruhig schon ins Bett.«
    »Morgen lasse ich mir ganz bestimmt etwas einfallen«, versprach Irina schuldbewusst. »Mit einem ausgeschlafenen Kopf …«
    So blieb Martin allein zurück, in diesem geräumigen leeren Raum des Krepierten Ponys, an dem mit leeren Bierkrügen und Kaffeetassen vollgestellten Tisch. Auch er war müde, schlafen wollte er jedoch in der Tat nicht. Nachdenken wollte er, jenen Moment trügerischer Transparenz und Klarheit des Verstands abpassen, den man am Morgen nach einer schlaflosen Nacht durchlebt. Tagsüber würde er dann gähnen, an schweren Beinen leiden und verzögert antworten. Aber jetzt konnte er nachdenken.
    Das Geheimnis von Talisman pfiffen die Spatzen also bereits von den Dächern.
    Die Gerüchte über die hier verborgene Allmacht kursierten seit Langem, obwohl sämtliche Beweise fehlten.
    Selbst die weisen Aranker mit ihrer beispiellosen Technik waren noch nicht dahinter gekommen.
    Letzteres schien Martin aus irgendeinem Grund bedeutsam. Die klugen Aranker hatten versagt … Weil sie unfähig waren, ihre »Seele« zu entwickeln? Humbug. Talisman hielt eine Gabe für den Verstand bereit – und mit dem hatten die Aranker wahrlich keine Probleme.
    Eine weitere Tasse Kaffee, das wurde Martin klar, war genau das, was er jetzt brauchte. Nachdem er seinem Organismus insgeheim das Versprechen gegeben hatte, bei seiner Rückkehr zur Erde eine Woche lang diesen ekelhaften koffeinfreien Kaffee zu trinken, wanderte er zum Tresen hinüber.
    Die Kaffeemaschine war bedauerlicherweise nur für Menschen mit entsprechender Spezialausbildung konzipiert. Sie wartete mit mehr Knöpfen und Lämpchen auf als ein tüchtiges Automobil.
    »He!«, rief Martin leise. Die Situation erschwerte, dass er sich nicht mehr an den Namen des Kellners erinnerte. »He, Garçon …«, wiederholte Martin flehentlich, allerdings mit gedämpfter Stimme. Schließlich musste man inzwischen selbst im guten alten Frankreich damit rechnen, dass einem in die Suppe gespuckt wurde, wenn man den Kellner als Jungen ansprach. Martin öffnete kurz die Tür, durch die der Kellner verschwunden war. Dahinter lag ein langer dunkler Gang. Pech gehabt …
    Am einfachsten wäre es wohl gewesen, sich in die Situation zu schicken und schlafen zu gehen. Doch der Wunsch nach Kaffee wurde immer dringender – wie es für gewöhnlich der Fall ist, wenn das Objekt der Begierde fast erreichbar ist.
    Aus lauter Kummer ging Martin hinter den Tresen. Dort erblickte er etliche Dinge,

Weitere Kostenlose Bücher