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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Turbine am linken Pylon stieß eine lange Flammenzunge aus und schepperte wie ein Fass voller Schrott. Plump sank der Helikopter nach unten, doch kurz bevor er auf der Erde auftraf, schien er sich in eine Wolke aus regenbogenfarbigem Schaum zu hüllen, in eine Million von faustgroßen Seifenblasen. Unverzüglich erlosch das Feuer, die Maschine landete sanft wie in einem Daunenbett. Die übrigen Hubschrauber stiegen sofort höher.
    Martin fasste Irina wieder bei der Hand und rannte schweigend mit ihr davon.
    »Du hast deine Wahl getroffen«, stellte Doggar mit einer Stimme fest, die keinen Zweifel an seiner Trauer ließ. »Das tut mir aufrichtig leid.«
    »Sie sind uns auf den Fersen, sie wissen, wo wir sind!«, schrie Irina. »Martin, wir schaffen es nicht bis zur Station! Und auf Talisman ist niemand den Arankern überlegen!«
    Martin antwortete nicht.
    Sie rannten von der »Hauptstraße« Amuletts herunter, vorbei an den in die Felsen eingehauenen Stangen, mit denen die Gratiselektrizität abgezapft wurde, vorbei an den unsystematisch angeordneten Hütten aus Blech und Brettern, aus denen die verzweifelten, die verängstigten Bewohner kamen, Menschen wie Außerirdische. Im allgemeinen Durcheinander achtete niemand auf Martin und Irina.
    Hinter ihnen heulten erneut die Turbinen der Hubschrauber auf.
    »Worauf können wir denn noch hoffen?«, schrie Irina.
    »Auf die Allmacht!«, blaffte Martin im Laufen zurück, und Irina verstand und schwieg. Sie liefen jetzt nebeneinander her, dachten wie Tiere an nichts anderes als an den Kampf um ihr Leben.
    Sie stürmten direkt auf eine Gruppe bewaffneter Goldgräber zu, die zum Hotel unterwegs war. Unter ihnen befanden sich der alte Japaner, Mathias und zwei Geddarn.
    Schwer atmend blieb Martin stehen. Er schob Irina zurück, hinter seinen Rücken.
    »Du hast es also herausgefunden«, sagte der Japaner. »Oder?«
    Martin nickte.
    »Wo ist der Zünder?«, fragte einer der Geddar scharf.
    »Wenn ich sterbe, werden die Aranker ihn haben. Und zwar alle Aranker auf dem Planeten, denn sie verstehen es, ihr Wissen zu kollektivieren. Wenn ich fliehen kann, werdet ihr selbst hinter das Geheimnis kommen. Irgendwann«, antwortete Martin, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. »Also entscheidet euch.«
    Der Geddar zog sein auf dem Rücken befestigtes Schwert, doch der Japaner warf ihm einige strenge Worte zu, nicht auf Touristisch, sondern in der Sprache der Geddarn. Daraufhin neigte der Geddar den Kopf und trat zurück.
    »Du wirst es uns nicht sagen …«, hielt der Japaner traurig fest.
    Martin nickte.
    »Dann überlass aber auch ihnen das Geheimnis nicht«, brummte Mathias. »Darüber sollte einer allein verfügen. Oder alle zusammen! Aber nicht eine einzelne Rasse!«
    Er sah die Geddarn an, die bestätigend nickten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schoben sich die Goldgräber vor und umrundeten Martin und Irina. Nur der Japaner, der eine kleine Uzi in Händen hielt, drehte sich noch einmal um. »Wir können dir nur einen geringen Vorsprung verschaffen. Fünfzehn Minuten, wenn wir Glück haben.«
    »Ich brauche mindestens vierundzwanzigeinhalb Minuten«, erwiderte Martin ernst.
    Der Japaner nickte noch einmal, dann verschwand er im Nebel.
    »Das ist eine sehr dumme Entscheidung«, drang es aus den Wolken zu Martin. »Die Rasse der Aranker hat nicht die Absicht, über das gesamte Universum zu herrschen. Sobald wir den Zünder gründlich untersucht haben, werden wir ihn allen Rassen zur Verfügung stellen.«
    »Wer’s glaubt, wird selig«, kommentierte Martin, bevor er die Flucht wieder aufnahm.
    In der Luft zischte etwas, woraufhin Strahlen eines hellblauen Lichts den Nebel zerschnitten, gleichsam als hätten die Hubschrauber ihre Scheinwerfer eingeschaltet und kreisten über der Siedlung.
    »Dir bleiben keine vierundzwanzig Minuten …«, meinte Irina im Laufen.
    »Haben sie die anderen umgebracht?«, fragte Martin.
    »Das ist etwas anderes … Ich habe es auf Arank gesehen … damit paralysieren sie die Muskeln … Wir hatten Glück, dass sie uns nicht getroffen haben …«
    Unter »Glück« verstand Martin zwar etwas anderes, doch durfte er Irina nicht erklären, was vorging. Sollten die Aranker ruhig weiterhin der Meinung sein, sie würden dumme Beute jagen.
    »Wir würden gern auf sinnlose Grausamkeit verzichten«, schallte es vom Himmel herunter. »Wir wollen niemandem Leid zufügen. Noch könnt ihr euch ergeben.«
    Just als sie es geschafft hatten, die Hütten hinter

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