Spektrum
zuzuwerfen.
Die Archäologen zählten nicht drei, sondern sieben Personen. Als der Sheriff von drei Wissenschaftlern sprach, hatte er offenbar nur die eigens von der Erde angereisten im Sinn. Insgesamt bestand die Gruppe aus zwei jungen Frauen, einer Dame mittleren Alters mit männlichen Gesichtszügen und grobschlächtigen Bewegungen, zu der das Wort »Frau« nur schlecht passte, und vier noch nicht sehr alten Männern. Martins Auftauchen weckte ohne Frage ihr Interesse. Sie hörten auf, in der Erde zu wühlen, und gingen ihm entgegen.
»Friede sei mit euch!«, begrüßte Martin die Wissenschaftler fröhlich.
Irina Poluschkina konnte er selbstverständlich unter den Archäologen nicht entdecken. Und auch das freute ihn, denn es fiel ihm weitaus leichter, an allgemeine Konspiration oder umgreifenden Schwachsinn zu glauben, als der Doppelgängerin einer Person zu begegnen, deren Tod er mit eigenen Augen angesehen hatte.
»Friede!«, entgegnete die Frau. Ihre Stimme erwies sich ebenfalls als hart, männlich. Gleichwohl lag in ihrem Auftreten etwas, das bezauberte. »Wer? Woher? Wie lange?«
»Martin Dugin, Russland, Erde, nicht für lange«, parierte Martin im selben Stil. »Erfolge?«
»Tourist?«, fragte die Frau erstaunt, die sich übrigens keineswegs verärgert zeigte. »Herzlich willkommen. Für heute haben wir die Arbeiten leider schon beendet, andernfalls hätte ich Ihnen prompt Pinsel und Pinzette in die Hand gedrückt.«
Die scherzhafte Drohung begleitete ein kräftiger Handschlag.
»Anna«, stellte sich die Frau vor. »Und diese Leute gehören alle zu meinem Team: Pjotr, Siegmund, Roy, Gabriel, Regina und Chow.«
Während Martin die Begrüßung, das Handgedrücke und Gelächle über sich ergehen ließ, umarmte Anna Jim, und zwar durchaus innig, was Martin unversehens die Aussage seines Scouts über gewisse Frauen in Erinnerung rief. Jim machte zumindest einen hochzufriedenen Eindruck und schien von der Abwesenheit Irinas nicht im Geringsten bekümmert.
»Wo ist denn Irotschka?«, fragte Martin.
Aus irgendeinem Grund beschworen diese Worte heftiges Gelächter herauf.
»Sind Sie es, der hinter ihr her ist?«, erkundigte sich Anna. »Stimmt es also doch! Sie hat uns erzählt, jemand würde sie suchen. Sind Sie etwa Privatdetektiv?«
Irritiert nickte Martin.
»Ira hat es nicht bei uns gehalten, sie ist in die Stadt zurück«, informierte Anna ihn in wieder ernsterem Ton. »Heute Morgen. Sie müssen sie knapp verfehlt haben.«
»Also in die Stadt«, meinte Martin nickend. »Alles klar.«
Mit einem Mal brachten die lächelnden Gesichter ihn auf. Das, was hier vor sich ging, musste ein schlechter Scherz sein. Doch wer erlaubte ihn sich? Und weshalb?
»Wissen Sie was, Sie haben Glück«, mischte sich Gabriel mit einem Mal ins Gespräch. »Ich fahre jetzt nämlich in die Stadt, unsere Vorräte gehen zur Neige. Ich wollte auch Irina überreden, bis zum Abend zu warten, aber bei ihr …«
Er winkte ab und löste damit neues Gelächter aus. Anscheinend hatte Irina es fertig gebracht, von sich den Eindruck einer sehr sturen Person zu hinterlassen.
»Wenn Sie sich also wirklich nicht für unsere Grabungen interessieren, dann nehme ich Sie mit«, bot Gabriel freundlich an.
»Na ja, interessieren würden sie mich natürlich schon, aber …«, setzte Martin halbherzig an.
»Vermutlich hat man Ihnen in der Stadt erzählt, wir würden hier nur sinnlos unsere Zeit verplempern?«, riss Anna das Ruder wieder an sich. »Gehen wir!«
Martin, kräftig beim Arm gepackt, musste ihr nolens volens zu den Ausgrabungen folgen.
»Sehen Sie das?« Anna fuchtelte mit der Hand. »Der zentrale Ring. Das war ein Tempel oder ein anderes Bauwerk, das sehr bedeutsam für die Stadt war. Die Struktur ist in fast identischer Form bei allen bekannten Grabungen freigelegt worden.«
»Ich habe immer gedacht, dies sei die erste Stadt, die auf Prärie ausgegraben wird«, bemerkte Martin.
»Auf Prärie 2 schon.« Anna lächelte triumphierend. »Doch die zerstörten Städte, die bereits auf achtzehn anderen Planeten entdeckt wurden, zeigen eine vergleichbare Architektur.«
Einen ausgedehnten Moment lang ließ sich Martin diese Worte durch den Kopf gehen. »Dann gibt es die Altvorderen also doch?«, fragte er schließlich.
Annas Enthusiasmus erkaltete ein wenig. »Ich weiß es nicht. Unsere Funde erschöpfen sich leider in völlig gewöhnlichen Tonscherben, völlig gewöhnlichen Mauern und – in seltenen Ausnahmen – in Artefakten
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