Spektrum
Formulierung der Frage zukam. Er holte Irinas Foto, das bereits ein wenig gelitten hatte, heraus und hielt es vor den Bildschirm.
»Hält sich das hier abgebildete intelligente Wesen auf Arank auf?«, fragte er.
»Die Daten reichen zur Analyse nicht aus. Wenn man variable Faktoren im Äußeren außer Acht lässt, kann man mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als zweiundneunzig Prozent festhalten, dass folgende intelligente Wesen dieses Äußere zeigen …«, teilte die Maschine ihm mit, während auf dem Bildschirm eine lange Namensliste erschien, begleitet von winzigen Fotografien.
Martin seufzte bloß. Die weiblichen Gesichter erinnerten in der Tat stark an Irina. Die Bevölkerung auf Arank zählte immerhin mehr als zehn Milliarden Individuen. Ließ man die »variablen Faktoren im Äußeren« wie Haar- und Augenfarbe, Figur und Hauttönung außen vor, dann kam man auf einige Tausend Doppelgängerinnen von Irina.
»Eine neue Frage«, sagte Martin. »Wie viele Personen weiblichen Geschlechts und irdischen Ursprungs sind in den letzten sieben Tagen nach Erdenzeit auf Arank eingetroffen?«
Nach einer kurzen Pause erfolgte die sichere Antwort: »Vierundvierzig Personen.«
»Die Fotos von allen«, verlangte Martin.
Auf dem Bildschirm erschienen die winzigen Porträts der fraglichen Frauen. Martins Blick huschte über sie hinweg, bis er grinsend mit dem Finger auf eine Fotografie zeigte.
»Das bitte vergrößern.«
Daraufhin füllte das Porträt Irina Poluschkinas den ganzen Bildschirm. So Unrecht hatte die Maschine gar nicht, als sie von »variablen Faktoren« sprach. Irina hatte sich das Haar schwarz gefärbt.
»Wer ist das?«, fragte Martin bloß.
»An der Grenzstelle Station 3 hat sich die betreffende Person als Galina Groschewa vom Planeten Erde ausgegeben«, erklärte die Maschine. »Aufgrund indirekter Daten wurde ihr Alter auf zwischen sechzehn und zwanzig Jahre geschätzt. Der Zweck ihres Aufenthalts auf Arank ist ein touristischer.«
»Wo befindet sie sich momentan?«, fuhr Martin fort.
»Die Antwort auf diese Frage könnte ein Persönlichkeitsgeheimnis Galina Groschewas sein«, beschied ihm die Maschine streng. »Begründen Sie Ihre Frage. Ich weise Sie hiermit auf den eingeschalteten Lügendetektor hin.«
Einen Moment lang dachte Martin nach. »Die Eltern der fraglichen Frau haben mich gebeten, sie aufzusuchen und in Erfahrung zu bringen, ob mit ihr alles in Ordnung ist«, legte Martin dar. »Sie sorgen sich um die junge Person, die sie zur Welt gebracht haben und die damit ein untrennbarer Teil des Wesens von Menscheneltern geworden ist. Da ich die Bitte der Eltern erfüllen möchte, würde ich gern mit dem Mädchen zusammentreffen und es fragen, ob es möglicherweise Probleme mit der Rückkehr zur Erde hat. Ich habe nicht vor, das Mädchen zu beunruhigen oder negative Emotionen in ihm freizusetzen.«
»Sie sagen die Wahrheit«, bestätigte das Informatorium. »Ihre Bitte wird als begründet anerkannt. Die Information zum konkreten Aufenthaltsort der intelligenten Persönlichkeit ist jedoch kostenpflichtig.«
»In Ordnung«, erklärte Martin sich einverstanden.
»Galina Groschewa hat die letzten achtundvierzig Stunden im Zentrum für globale Forschungen in der Stadt Tirianth zugebracht. Eine Landkarte wird zur Verfügung gestellt.«
Raschelnd züngelte unter dem Bildschirm ein Blatt Fotopapier heraus.
»Vielen Dank«, sagte Martin.
»Macht acht Rechnungseinheiten«, rief ihm die Maschine in Erinnerung.
Martin schob seine Kreditkarte ins Lesegerät, worauf auf dem Bildschirm die Zahlen der durchgeführten Transaktion aufleuchteten.
»Es war mir eine Freude, Ihnen behilflich sein zu können«, erklärte die Maschine mit ihrer Automatenstimme.
Martin nahm seine Kreditkarte und die Landkarte an sich, öffnete die Tür und trat fröhlich pfeifend auf die Straße hinaus. Er studierte die Karte mit dem eingezeichneten Weg. Aus irgendeinem Grund benutzten die Aranker für geschriebene Texte kein Touristisch, weshalb die Erklärungen auf Arankisch abgefasst waren, das Martin natürlich nicht beherrschte. Die Piktogramme verstand er indes ohne Mühe. Über die Gleitstraßen musste er zum Bahnhof der Einschienenbahn, mit ihr zum Flughafen, von dort nach Tirianth, dann die Straße zum Zentrum für globale Forschungen …
Er konnte sich auf den Weg machen.
Martin hatte sich noch keine zwanzig Meter vom Informatorium entfernt, da explodierte es.
Wobei »Explosion« wohl ein überzogener Ausdruck
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