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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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äußerst unangenehm, weshalb ich ihn nicht publik machen möchte. Zweitens halte ich Sie für einen guten Menschen, und ich besitze die Fähigkeit zur Empathie und irre mich höchst selten in der Einschätzung der inneren Eigenschaften … Und es ist die Pflicht der guten intelligenten Lebewesen einander zu helfen. Gelt? Drittens könnte ich, obgleich dieses Motiv nicht ausschlaggebend ist, ein exzellentes Referat im Seminar zu Xenopsychologie halten, falls es mir gelingen sollte, Ihnen zu helfen, und Sie mir im Gegenzug von Ihren Abenteuern erzählen.«
    »Hatti«, meinte Martin nach kurzem Schweigen, »könntest du dich nicht etwas einfacher ausdrücken? Wie … wie ein Kind?«
    »Aber Sie verstehen mich doch vorzüglich«, wunderte sich der Knirps. »O nein?! Bringe ich Sie in Verlegenheit?«
    »Ein wenig«, bestätigte Martin. »Aber lassen wir das. Sprich, wie dir der Schnabel gewachsen ist. Ich bin bereit, deine Hilfe zu akzeptieren, kann aber nicht versprechen, viel zu erzählen.«
    Der Junge lächelte erfreut. »Ausgezeichnet! Ich esse jetzt noch mein Eis auf, ich liebe Eis nämlich sehr. Dann gehen wir zu meinem Vater und berichten ihm von dem Vorfall.«
    Martin nickte und stürzte seinen Kognak auf ex herunter.
    Der Kognak schmeckte.
     
    Nach Martins Dafürhalten entsprach das Amt des Herrn Lergassi-kan, Hattis Vater, dem der rechten Hand des Bürgermeisters oder eines Ministers in der Regierung der Megapolis. Das prachtvolle, geräumige Arbeitszimmer in den oberen Stockwerken eines der Hochhäuser mit eigenem Hangar – durch die halb transparente Mauer ließ sich ein Gleiter erkennen – beherbergte eine freundliche Sekretärin und einige seriöse junge Männer, bei denen es sich um Referenten, möglicherweise auch um Wachleute handelte. Verzweifelt versuchte Martin sich zu erinnern, was er über den gesellschaftlichen Aufbau Aranks wusste, förderte aber nur Belanglosigkeiten zutage. Neben der gesamtplanetaren Regierung verfügten anscheinend die Metropolen über umfangreiche Kompetenzen und herrschten nicht nur über die Städte, sondern auch über die angrenzenden Territorien. Hallte hier der Aufbau eines vormaligen Staats nach? In dem Fall würde es sich bei dem lächelnden Herrn im bescheidenen grauen Mantel fraglos um eine hochgestellte Persönlichkeit handeln.
    »Eine überaus empörende Geschichte«, kommentierte der Mann, nachdem er die detailreiche und genaue, von seinem Sohn in der Art des Rapports eines tadellosen Beamten vorgetragene Geschichte angehört hatte. »Ich werde sofort in Erfahrung bringen, was die bisherigen Ermittlungen ergeben haben.«
    Martin machte es sich im Sessel dem Beamten gegenüber gemütlich und wartete geduldig. Auf den Einsatz eines Computers verzichtete Herr Lergassi-kan. Statt dessen legte er sich den elastischen Bogen eines Wellenemitters in den Nacken und erstarrte mit glasigem Blick. Respektvoll nickte Martin. Der direkte Kontakt mit dem Intranet war selbst auf Arank nicht weit verbreitet, verlangte er doch höchste Gedankenkonzentration und Selbstdisziplin. Eine irdische Korporation hatte es einmal geschafft, den Arankern die Technologie abzukaufen, musste dann jedoch feststellen, dass ein gewöhnlicher Rechner samt Tastatur weitaus bequemer ist.
    »Einfach beispiellos!«, bemerkte Lergassi-kan voller Mitgefühl, als er den Emitter abnahm. Seinen Sohn bedachte er mit einem strengen Blick, hatte dieser sich doch auf die Zehenspitzen gestellt, um interessiert die Papiere auf dem väterlichen Schreibtisch zu inspizieren. »Kerhatti-ken! Benimm dich gefälligst anständig!«
    Ohne jede Verlegenheit trat der Junge vom Schreibtisch zurück. »Was ist eine Präventivehe?«, fragte er.
    »Eine Unart, die wir nicht erlauben werden«, antwortete der Beamte knapp. Dann richtete er den Blick wieder auf Martin: »Als Vertreter der städtischen Obrigkeit möchte ich mich bei Ihnen in aller Form entschuldigen. Man hat tatsächlich versucht, einen Anschlag auf sie auszuüben. Man hat aus einem Gleiter auf sie geschossen, den jemand zehn Minuten vor dem Attentat gemietet hat. Der Bordcomputer des Gleiters ist zerstört worden, deshalb sind keine näheren Angaben zu dem Terroristen bekannt. Eine Geruchsprobe konnte man nicht aufnehmen, da im Innern des Informatoriums eine ganze Flasche Deodorant verschüttet wurde. Seine Waffe hat der Verbrecher am Tatort zurückgelassen, sie wird Ihnen umgehend ausgehändigt …«
    »Pardon?«, fragte Martin verständnislos.
    Verwundert zog

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