Spektrum
Wissen den Verlust moralischer Prinzipien nach sich … Das ist bei Ihnen doch sicherlich nicht anders?«
»Es ist ganz genauso«, gab Martin zu.
Lergassi-kan nickte. Dann fragte er seinen Kollegen etwas. Dieser antwortete auf Touristisch: »Ja, sicher, das wäre unsererseits unhöflich … Martin, Sie werden als Opfer der Handlungen Adeass-kans anerkannt. Damit erhalten Sie das Recht auf seine Frau …« Auf dem Bildschirm erschien unverzüglich das Bild einer hübschen Frau mit kurz geschnittenem Haar. »… seine Tochter …« Der Computer zeigte ein glücklich lächelndes Mädchen von zwei, drei Jahren. »… und seinen Besitz inklusive des Sportgleiters und des Hauses außerhalb der Stadt. Darüber hinaus hatte Adeass-kan vier richtungweisende wissenschaftliche Abhandlungen verfasst, besaß den Titel eines Meisters im Faustkampf und den orangefarbenen Pokal im Schießen. All das gehört nun Ihnen.«
Der Aranker schwieg, während er mit unverhohlener Neugier Martins Antwort erwartete.
Martin seufzte. Martin schüttelte den Kopf. Martin versuchte zu lächeln. Martin sagte schließlich: »Ich habe den Eindruck, der Titel eines Meisters im Faustkampf und der Pokal im Schießen haben Adeass-kan nicht viel genutzt. Darauf werde ich verzichten. Ferner verzichte ich selbstverständlich sowohl auf die Witwe als auch auf die Tochter … und auf den gesamten beweglichen und unbeweglichen Besitz zugunsten von Frau und Kind.«
Lächelnd nickten beide Beamte. Offenbar hatten sie mit dieser Entscheidung gerechnet.
»Was die wissenschaftlichen Abhandlungen des Toten anbelangt«, fuhr Martin fort, »so möchte ich bitten, sie dem russischen Konsul zukommen zu lassen.«
Die Aranker sahen sich an. Danach schielte der tirianthische Beamte zum Bildschirm hinüber. »Ich glaube nicht, dass Ihnen ein Verfahren zur Verarbeitung von Monopoltricarbonfaser dienlich sein wird. Zumindest nicht in den nächsten fünfzig Jahren. Dafür sind bestimmte Produktionskapazitäten und entsprechende Technik nötig. Aber natürlich ist es Ihr gutes Recht …«
»Ich kann Ihnen nur zustimmen«, pflichtete Martin ihm bei. »Zumal Ihnen diese Technik durchaus nützlich ist. Daher werden wir sie Ihnen mit Vergnügen verkaufen.«
Beide Beamte lachten fröhlich auf.
»Bist du jetzt überzeugt?«, fragte Lergassi-kan seinen Kollegen. »Er ist ein Mensch mit überaus vernünftigen Ansichten. Eine exzellente Entscheidung! Ich glaube freilich nicht, Martin, dass Ihr Staat damit reich wird. Adeass-kan war leider kein Genie, aber etwas wird dabei schon abfallen. Für den Unterhalt des Konsulats sollte es reichen.«
»Es ist mir eine Freude, meinem Staat dienen zu können«, erwiderte Martin bescheiden.
Lergassi-kan drohte ihm mit dem Finger. »Diese Rede sparen Sie sich für Ihre Regierung auf. Nun gut, ich bin froh, dass Sie so klugen Gebrauch von Ihren Rechten gemacht haben. Quittieren Sie bitte den Erhalt der wissenschaftlichen Abhandlungen und einen formellen Verzicht auf alles Übrige.«
Martin unterschrieb einige Blankoformulare und hielt danach auf Lergassi-kans Bitte hin eine kurze, für die Witwe gedachte Ansprache in die Kamera. Er erklärte ihr, nicht ihre persönlichen Eigenschaften hätten ihn zu dem Verzicht bewogen, sei er doch entzückt von ihrer Schönheit und ihrem Charakter – aber er würde es nicht wagen, sie durch seine Anwesenheit an die Tragödie zu erinnern, die Adeass-kan ereilt habe.
»Die Sache ist die«, erläuterte ihm Lergassi-kan, »dass der Gesetzespunkt über die Vererbung der sexuellen Partner auf die klassische Situation eines Dreieckskonflikts zurückgeht, auf die Rivalität um eine Frau oder einen Mann. Wenn Sie ohne Angabe von Gründen auf Frau Adeass verzichten würden, demütigten Sie sie und stürzten sie in ein schweres psychologisches Trauma. Sie sind ihr gegenüber doch nicht voreingenommen?«
»Nicht im Geringsten«, beteuerte Martin. »Aber ich glaube, sie würde das mir gegenüber sein. Und wenn ich zustimmen würde, ihr Mann zu werden, dürfte sie sofort die Scheidung einreichen.«
»Selbstverständlich«, bestätige Lergassi-kan. »In dem Fall müssten Sie dann allerdings Alimente für die Tochter zahlen. Insofern haben Sie eine weise Entscheidung getroffen!«
Ein junger Mann mit einem Tablett kam herein. Er stellte vor jeden eine Tasse, einige winzige Teekannen und eine Schale mit Naschwerk hin.
»Probieren Sie diesen Tee«, riet Lergassi-kan ihm. »Ich habe schon Tee von der Erde getrunken und
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