Spektrum
haben!«
»Vermutlich, ja.« Irina lächelte bitter. »Jetzt tragen wir seinen Körper heraus, danach werde ich den Platz von Adeass-kan einnehmen. Sie müssen diesen Knopf hier drücken. Der Rest funktioniert automatisch. Wenn irgendwelche Unterschiede zwischen meinem Tod und dem des Arankers zu beobachten sind, erscheint auf dem Bildschirm eine Mitteilung. Verstehen Sie Arankisch?«
Martin schüttelte den Kopf.
»Dann schalte ich auf Touristisch um …«
»Rufen Sie einen Arzt, Irina!«
»Es gibt kein Gegengift«, informierte Irina ihn unerschüttert. »Glauben Sie mir, das ist die Wahrheit.«
Als Martin ihr in die Augen sah, wusste er, dass sie ihn nicht anlog. »Warum seid ihr zu siebt, Irina? Wo sind die anderen?«
»Ich werde Ihnen nichts darüber sagen, Martin«, erklärte Irina voller Entschiedenheit. »Sie sollten sich da nicht einmischen, Sie werden schon sehen, wohin das alles führt.«
»Irina, ich muss …«
»Sie müssen gar nichts, Martin.« Die Frau zuckte mit den schmalen Schultern. »Ich bin eine Närrin. Ich bin zufällig in all das hineingestolpert. Ich habe selbst nichts verstanden – und nur Dummheiten angerichtet. Jetzt ist es jedoch zu spät, um aufzuhören. Aber Sie sollten sich da nicht einmischen! Verzeihen Sie mir und machen Sie nicht dieselben Fehler wie ich.«
»Ich verzeihe Ihnen«, sagte Martin, wobei ihm bewusst wurde, dass er das völlig aufrichtig meinte. »Du dummes Mädchen, was hast du dir da bloß eingebrockt!«
Irina taumelte gegen ihn, schien ihn an sich drücken zu wollen, wich jedoch gleich wieder zurück. In ihren Augen lag Furcht.
»Ich spüre bereits etwas … Aber man hat mir versprochen, es würde nicht wehtun … Helfen Sie mir, Martin, ich flehe Sie an! Sie haben recht, ich bin eine erbärmliche Wissenschaftlerin … Aber wenigstens dieses Experiment werde ich bis zum Ende durchführen.«
Sie trugen die Leiche des Arankers aus dem Detektorenraum. Anschließend nahm Irina seinen Platz auf der weißen Scheibe ein. Martin schloss die Tür und drückte den auf dem Bildschirm dargestellten Knopf.
Abermals vibrierte die Wand, somit das Zimmer isolierend. Martin stand da und wartete, bis Irina tot war. Ihr Sterben zog sich nicht zehn Minuten, sondern annähernd eine Viertelstunde hin, wobei die junge Frau in der letzten Minute leise stöhnte.
Schließlich teilte der Computer ihm mit, dass keine relevanten Unterschiede zwischen dem Tod des Arankers und des Menschen festgestellt wurden.
Ira Poluschkinas dritte wissenschaftliche Hypothese erlitt noch spektakulärer Schiffbruch als die beiden ersten.
Martin brachte den Körper des Mädchens ins Schlafzimmer. Und auch die Leiche von Adeass-kan schaffte er dorthin.
Anschließend ging er ins Arbeitszimmer, wo es ihm nach kurzem Kampf mit dem Computer gelang, den Wachdienst zu rufen.
Vier
Wie abfällig sich Lergassi-kan auch über Tirianth geäußert haben mochte, in der dortigen Bürgermeisterei gab er sich als Höflichkeit in Person.
Martin saß schweigend etwas abseits und wartete, bis die Begrüßungszeremonie beendet war. Die beiden Beamten – Lergassi-kan und sein tirianthischer Kollege – drückten sich die Hände und überhäuften sich gegenseitig mit blumigen Komplimenten. Zumindest nahm Martin an, dass es sich um Komplimente handelte, denn das Gespräch führten sie auf Arankisch. Schließlich küssten Lergassi-kan und sein tirianthischer Kollege sich ab, lösten sich voneinander und nahmen mit zufriedenen Gesichtern in Sesseln Platz.
Martin wartete weiter.
»Gesellen Sie sich zu uns!«, rief Lergassi-kan fröhlich. »Es ist alles in Ordnung, jeder Verdacht ist von Ihnen genommen.«
Die Luft vor sich abtastend, vergewisserte sich Martin, dass das Kraftfeld, das ihn von der Welt trennte, verschwunden war. Er erhob sich, trat an Lergassi-kan heran und setzte sich neben ihn.
»Wessen hatte man mich denn verdächtigt?«, erkundigte er sich.
»Des unerlaubten Besitzes einer Thermowaffe«, unterrichtete Lergassi-kan ihn. »Ihr Verhalten im Labor wurde jedoch unmittelbar nach Ansicht der Videoaufzeichnung für besonnen und vorbildlich befunden.«
Martin nickte. Er hegte keinen Groll gegen die hiesige Polizei. Nicht einmal angeklagt hatte man ihn, sondern lediglich mit Nachdruck darum gebeten, er möge bis zur Klärung aller Einzelheiten bleiben.
»Was für eine traurige Geschichte«, bemerkte Lergassi-kan, indem er Martin mitfühlend auf die Schulter klopfte. »Mitunter zieht die Jagd nach
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