Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
kann Vergleiche anstellen … Dieser kommt seinem Geschmack sehr nahe.«
    Martin nahm einige Schluck von dem aromatisch duftenden Kräuteraufguss. Er erwies sich in der Tat als wohlschmeckend.
    »Was sollen wir mit dem Körper von Frau Groschewa machen?«, erkundigte sich der tirianthische Beamte.
    »Poluschkina. Sie hielt hier sich unter falschem Namen auf … eigentlich heißt sie Irina Poluschkina. Wir müssen sie bestatten – beerdigen, wenn das möglich ist, und nicht verbrennen.«
    »Das ist möglich«, versicherte der Beamte großherzig. »Das Grab wird eine Sehenswürdigkeit im Zentrum für globale Forschungen. Bei uns in der Stadt gibt es einen Menschen, der den religiösen Kult der Erde pflegt …« Er schielte zum Bildschirm hinüber. »Ein polnischer Geistlicher. Ginge das?«
    »Im Großen und Ganzen«, meinte Martin schulterzuckend, »sollte es wohl gehen. Er wird Ihnen sagen, wie alles abzulaufen hat.«
    »Die Mitarbeiter von Frau Irina werden an der Beerdigung teilnehmen«, setzte ihn der Beamte ins Bild. »Sie hat mit ihrer Idee einen Großteil der Jugend begeistern können … Es ist sehr bedauerlich, dass ihre Hypothese nicht zutrifft.«
    »Würden Sie denn gern wissen wollen, wodurch Sie sich von anderen Rassen unterscheiden?«, fragte Martin.
    Die Aranker wechselten einen Blick.
    »Ehrlich gesagt«, bekannte Lergassi-kan, »wäre es sehr unangenehm für uns gewesen, wenn Irina recht gehabt hätte. Ich habe mich mit ihrer Theorie beschäftigt … und bin entsetzt gewesen. Der Erfolg des Experiments hätte letztendlich die Existenz von etwas bedeutet, das uns verschlossen bleibt … und zwar prinzipiell …«
    »Gott«, soufflierte Martin.
    »Ja, genau. Und es hätte gezeigt, dass wir die einzige intelligente Rasse im Universum ohne Seele sind.« Der Beamte breitete die Arme aus. »Das wäre doch keine sehr erfreuliche Entdeckung, oder?«
    »Eine beängstigende«, pflichtete Martin ihm bei. »Aber ich glaube nicht, dass Irina auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg hatte. Ich weiß noch nicht einmal, wie sie auf die Idee für dieses Experiment kommen konnte, denn ihre eigenen religiösen Anschauungen waren höchst oberflächlich.«
    »Jedenfalls bin ich froh, dass sie sich getäuscht hat«, sagte Lergassi-kan. »Zumindest können wir beim gegenwärtigen Stand der Wissenschaft ihre Theorie als falsch ansehen.«
    »Und wenn das Experiment geglückt wäre?«, wollte Martin wissen. »Wenn die Geräte eine Veränderung festgestellt hätten in dem Moment, als Irina starb … eine zarte Substanz, die sich von ihrem Körper abgelöst hätte, die in Ihnen nicht existiert?«
    Abermals wechselten die Aranker einen Blick.
    »Schon verstanden«, sagte Martin. »Sie brauchen nicht zu antworten.«
    »Unsere Pflicht gegenüber unserer Rasse hätte darin bestanden, diese Entdeckung geheim zu halten«, gab Lergassi-kan zu. »Um jeden Preis. Entschuldigen Sie, Martin. Wir hätten uns bemüht, Ihnen das Leben zu erhalten, aber wir hätten Sie isolieren müssen … auf einer tropischen Insel beispielsweise.«
    »Anschließend hätten wir unserer eigenen Existenz ein Ende setzen müssen«, fuhr der tirianthische Beamte fort. »Um das Risiko eines Informationslecks auszuschließen. Welchen Sinn hätte es schließlich, weiter zu existieren, wenn wir wüssten, dass unser Leben endlich ist, während alle anderen Rassen unsterblich sind?«
    »Ziemlich egoistisch«, konstatierte Martin. »Aber ich kann Ihre Befürchtungen verstehen. Arme Irotschka. Sie hat nicht einmal geahnt, wie schockierend ihre Entdeckung sein könnte.«
    Sie tranken ihren Tee zu Ende und unterhielten sich noch ein Weilchen über die unterschiedlichsten Themen, angefangen vom Wetter bis hin zu den Aussichten, freundschaftliche Beziehungen zwischen der Erde und Arank aufzubauen. Die beiden händigten Martin Irinas Jeton aus – nunmehr schon der dritte in seiner Sammlung –, was ihm klarmachte, dass es Zeit war, sich zu verabschieden. Lergassi-kan bat er, dem kleinen Hatti Grüße auszurichten und ihm zu erzählen, was hier geschehen war. Lergassi-kan und sein Kollege, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte, verabschiedeten sich aufs Herzlichste von Martin und drängten ihn, Arank häufiger zu besuchen.
    Martin versprach es.
     
    Die Station der Schließer in Tirianth war im urbanen Stil erbaut. Eine Pyramide aus Glas und Metall, über die durchsichtigen Wände huschende Lichter, das irgendwo in einer Höhe von hundert Metern blinkende

Weitere Kostenlose Bücher