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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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besonders“, sagte er her zlich, „die Tochter meines langjährigen Klienten und Freundes kennen zu lernen.“ Er betrachtete sie prüfend, während er ihre Hand noch immer festhielt, und meinte dann: „Sie haben eine große Ähnlichkeit mit dem Mädchenbildnis im Salon. Schade, dass unser teurer Verstorbener Sie nicht mehr kennen gelernt hat. Er wäre stolz auf seine schöne Tochter gewesen.“
    Silvia lächelte verlegen und sagte leise: „Ich h abe bis vor kurzem nichts davon gewusst, dass ich seine Tochter bin. Und ich weiß leider nur sehr wenig von ihm.“
    „Vielleicht erfahren Sie mehr über Ihren Herrn Vater, wenn Sie den Brief lesen, den er noch vor seinem Tode geschrieben hat.“ Er kramte in seiner Aktentasche und zog einen Brief hervor, den er ihr übergab.
    Zögernd nahm ihn Silvia an sich. Eine wehmütige Stimmung hatte sie erfasst. Es war der erste und zugleich letzte Brief, den ihr Vater an sie geschrieben hatte. Sie starrte auf den Umschlag, der in Deutsch die Worte trug: An meine innig geliebte Tochter Silvia.
    Silvia sah ihren Onkel an und sagte: „Bitte ve rsteh, sei mir nicht böse, aber ich möchte den Brief allein auf meinem Zimmer lesen.“
    „Selbstverständlich, Silvi“, erwiderte John, „geh nur.“
    In ihrem Wohnzimmer angekommen, drehte Silvia das Schreiben erst unschlüssig in den Händen. Dann setzte sie sich ans Fenster und riss entschlossen den Umschlag auf.
     
    ‚Mein liebes Kind! Gern hätte ich Dich sofort besucht und Dich in meine Arme genommen, aber nach vielen Überlegungen sah ich ein, dass ich kein Recht hatte, Dich aus der Sorglosigkeit einer behüteten Kindheit herauszureißen. Dazu muss man schon erwachsen sein, um die Verirrungen seiner Eltern verstehen zu können. Daher hatte ich mich schweren Herzens entschlossen, mit Dir erst an Deinem achtzehnten Geburtstag zusammenzukommen. Leider hat nun ein Vorkommnis mich belehrt, dass meine Zeit gekommen ist und ich Dich wohl nicht mehr persönlich kennen lernen werde.
    Ich schreibe Dir diesen Brief, damit Du mich wenigstens nicht für schlecht und verantwortung slos hältst. Als mir Dein Onkel John schrieb, dass ich eine Tochter hab, weinte ich zwar um die verlorenen Jahre mit Dir, freute mich aber auch gleichzeitig darüber, dass ich nicht ganz umsonst gelebt habe und wenigstens einen Nachkommen hinterlasse.
    Ich habe Deine Mutter wirklich geliebt, aber aus vielen Anzeichen und Äußerungen ihrerseits glaubte ich annehmen zu müssen, dass sie mich nur deshalb gern hatte, weil sie mich für einen reichen Schlossbesitzer hielt. Ich hatte nicht den Mut, ihr zu gestehen, dass ich arm bin und dass mein Schloss dem Verfall entgegengeht. Ich räumte aus Feigheit das Feld. Hätte ich geahnt, dass sie ein Kind von mir erwartet, wäre sicherlich alles anders geko mmen...’
    Aus dem mehrseitigen Brief war ein Bild he rausgefallen. Es zeigte einen schlanken Mann mit dunklen Haaren und einem sehr sensiblen Mund. Auf der Rückseite des Bildes stand: ‚ Für meine geliebte Tochter Silvia.’
    Zum ersten Mal nach dem Tode ihres richtigen V aters weinte Silvia heiße Tränen um ihn.
    Als Silvia den Brief in den Umschlag zurüc kstecken wollte, entdeckte sie noch ein Papier. Sie zog es heraus. Es war eine Zeichnung, die die Überschrift trug: ‚Fluchtweg von Daphne Harleigh. Auch Ort des Schatzes?’
    Und dann hatte Lord Allan noch mit seiner schönen Handschrift dahinter geschrieben: ‚Hoffentlich hast Du, mein Kind, mehr Glück als ich!’
    Zu ihrer Überraschung entdeckte Silvia, dass in diesem Plan nicht die von ihr untersuchten Kelle rgewölbe als Eingang zum Geheimgang bezeichnet wurden, sondern eine Kapelle im Schloss, von der Silvia bisher nichts gewusst hatte.
     
    Sie dachte wieder voller Schrecken an ihr verflossenes Abenteuer. Was suchte der Mönch denn da unten? Suchte er lediglich an der falschen Stelle? Und warum überhaupt diese ganze Maskerade? Es konnte nur jemand aus ihrer nächsten Umgebung sein, der nicht erkannt sein wollte. Warum hatte er sie niedergeschlagen? Wie war sie in Daphnes Bett gekommen?
    Allerdings, wenn Silvia daran dachte, kam ihr alles mehr wie ein Traum vor, denn einige Stunden nach ihrem Abenteuer war sie in das Turmzimmer gelaufen, um das Bett wieder in Ordnung zu bri ngen. Doch die Decken lagen ganz glatt auf dem Bett, und nichts deutete darauf hin, dass das Bett benutzt worden war.
    Silvia seufzte und stand auf. Es hatte keinen Zweck, noch länger darüber zu grübeln. Sie ging ins Bad und

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