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eingefügt folgender Zusatz findet: "Bin mit der Veröffentlichung meiner Vorher-nachher-Bilder einverstanden für wissenschaftliche Zwecke und im Internet".
Kerstin W. versicherte, diesen Satz nie unterschrieben zu haben. Ihr Anwalt drohte Mang: "Mit der nachträglichen Veränderung der Einverständniserklärung haben Sie sich einer Urkundenfälschung sowie eines versuchten Betrugs strafbar gemacht." Mang kündigte wegen der "ungeheuerlichen Anschuldigungen" selbst "rechtliche Schritte" der zuständigen Ärztin an. Kerstin W. und ihr Anwalt ließen sich nicht abschrecken und reichten Klage beim Landgericht Kempten ein.
Mang schrieb nun an seinen Anwalt Florian Ufer in München: "Wir dürfen auf keinen Fall ein Risiko eingehen." Ufer bot anschließend der Patientin an, einen Betrag von 3000 Euro zu zahlen und ihre gesamten Anwaltskosten zu übernehmen. Kerstin W. ließ sich darauf ein, für Anwalt Foidl war das "ein klares Schuldeingeständnis von Mang".
Auf Nachfrage beharrt Mang auch heute darauf, dass die Patientin "mündlich und schriftlich das Einverständnis für die Veröffentlichung" der Fotos gegeben habe. Warum er dennoch 3000 Euro an sie gezahlt hat, erklärt er so: "Da die Bodenseeklinik tunlichst darauf bedacht ist, keine unnötigen Prozesse mit Patienten zu führen, wurde die Angelegenheit im März 2007 einvernehmlich beendet."
Dem SPIEGEL liegt eine handschriftliche Notiz von Mangs Mitarbeiterin Dr. M. vor, in der sie fragt: "Sollen die Patienten zwecks Einverständniserklärung zukünftig angeschrieben werden, bevor die Fotos ins Internet gestellt werden?" Darauf findet sich ebenfalls handschriftlich die Antwort: "Nein". Die Fragen hierzu beantwortete Mang nicht. Sein Anwalt teilt lediglich mit, dass für die Patientin die Stationsärztin M. "allein zuständig" war.
Immerhin war die OP bei Kerstin W. keine Katastrophe. Anders als bei der 26-jährigen Astrid Baumgartner, die vorvergangene Woche wieder einmal die Klinik für Plastische Gesichtschirurgie des Marienhospitals in Stuttgart aufsuchte. In den Jahren 2009 und 2010 wurde sie von Mang an Nase und Brust operiert und fühlt sich seitdem verunstaltet. Außerdem bekomme sie schlechter Luft als früher. Für die Operationen zahlte sie mehr als 18 000 Euro. "Ich hab mich im Internet und in Zeitschriften informiert", sagt die junge Frau, "überall hieß es, der Mang sei der Beste, außerdem war er ständig bei RTL zu sehen, deshalb bin ich zu ihm gegangen."
Laut einem Gutachten von Professor Wolfgang Gubisch vom Marienhospital in Stuttgart verlief die Operation bei Astrid Baumgartner nicht gerade optimal. Gubisch ist ein international renommierter Mediziner und Präsident der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Das Gutachten kommt zu dem Schluss: Die Patientin, die sich eine "kleine, süße Nase" wünschte, habe bei Mang "eine Papageienschnabelnase" bekommen, die Nasenspitze sei "sehr asymmetrisch", es finden sich "unregelmäßige Dellenbildungen", der "rechte Dreieckknorpel ist deutlich ausgebeult, das rechte Nasenbein steht deutlich flacher als das linke".
Dazu erklärt Mangs Anwalt: "Wie bekannt wird bei ca. 1 bis 3 Prozent entsprechender Operationen nicht das gewünschte vorteilhafte Ergebnis erzielt. Hier liegen die Gründe für das Ergebnis in innerer und äußerer Narbenbildung."
Gubisch berichtet, er habe immer wieder Patienten, die erst bei Mang operiert wurden und dann zur Korrektur beziehungsweise Rekonstruktion zu ihm kommen, allein in der vorvergangenen Woche seien es drei Fälle gewesen. Mangs Anwalt weist dagegen darauf hin, dass auch in der Bodenseeklinik "zahlreiche Patienten" anderer Ärzte nachoperiert würden.
Ist Mang aber nicht wenigstens die Koryphäe für Nasenoperationen, als die er dauernd bezeichnet wird? Gubisch entgegnet trocken: "Ich wüsste nicht, warum." Wissenschaftlich sei ihm Professor Mang noch nie aufgefallen, auch in der renommierten internationalen Fachgesellschaft der Nasenchirurgen, der Rhinoplasty Society, sei er nicht Mitglied.
Für jemand, der sich für eine Nasen-Koryphäe hält, sei das doch zumindest ungewöhnlich. Mangs Anwalt hingegen listet zwei bayerische, sieben weitere deutsche und eine Schweizer Ärztegesellschaft auf, in denen der berühmte Professor Mitglied ist. Auch die von ihm geleitete Internationale Gesellschaft für Ästhetische Medizin hat fast ausschließlich deutschsprachige Mitglieder.
Gubisch hat mit Kopfschütteln die Vorwürfe über
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