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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Tuma
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China, Indien oder Russland kumulieren unglaublich wenige Gewinner unglaublich viel Geld.
    Das ist überall dort besonders gefährlich, wo dieses Geld Medien kaufen kann, Justiz oder Politik. Aber das Phänomen der chronisch reicher werdenden Reichen ist eben auch im scheinbar gefestigten Deutschland zu beobachten:
Noch nie gab es hierzulande so viele Wohlhabende wie heute. Allein knapp 17   000 haben laut letzter Zählung ein Einkommen von mehr als einer Million Euro jährlich. Von 830   000 Vermögensmillionären zwischen Sylt und Garmisch gehen Statistiker aus. Der "Global Wealth Report" der Beratungsfirma Boston Consulting zählt aktuell 839 deutsche "Ultra-high-net-worth-households". Das sind Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar. Die Bundesrepublik rangiert damit auf Rang zwei, hinter den USA, vor Saudi-Arabien.
Noch nie waren die Reichsten derart reich wie 2012. Über 100 Milliardäre zählt das "manager magazin", manche werden gar nicht aufgeführt wie Arend Oetker (siehe Interview).
Noch nie öffnete sich die Kluft zur Normalbevölkerung so breit. Für die unteren 50 Prozent der Bevölkerung hat sich seit Jahrzehnten in puncto Einkommen kaum etwas verändert, wie neue Statistiken des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) belegen. Oben dagegen wurde kräftig dazuverdient.
    "Die Lebenswelten von Ober- und Unterschicht fallen immer stärker auseinander", sagt Renate Köcher, Chefin des Demoskopie-Instituts Allensbach. Aber woran liegt das eigentlich, denn immerhin war die alte Bundesrepublik jahrzehntelang ein Sonderfall in der kapitalistischen Welt?
    Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand hier eine soziale Marktwirtschaft, die auf Ausgleich bedacht war. "Wohlstand für alle" versprach Wirtschaftsminister Ludwig Erhard – und lieferte auch.
    "Doch seit etwa Ende der neunziger Jahre erleben wir auch in Deutschland eine zunehmend sich beschleunigende Polarisierung der Einkommen", sagt der DIW-Verteilungsforscher Markus Grabka. Vom Wirtschaftswachstum hätten "fast ausschließlich die Reichen profitiert. Und diese Entwicklung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weitergehen", sagt Grabka. "Eine der zentralen Ursachen" sieht er darin, "dass die Kapitaleinkommen beim Aufbau von Reichtum an Bedeutung gewonnen haben".
    Die Floskel, man lasse das Geld für sich arbeiten, ist so verlogen wie richtig zugleich. Verlogen, weil am Ende der ökonomischen Nahrungskette natürlich doch irgendwo Menschen ihre Arbeit verkaufen. Richtig, weil dieses Geld heute global schneller als je zuvor dorthin drängt, wo Gewinne winken.
    Vermögen fließt immer da hin, wo die größten Renditen warten. Arbeit dagegen wird stets dort nachgefragt, wo sie am billigsten ist – und sie wird in Deutschland viel stärker besteuert als das Kapital, das die ganze Welt als Spielwiese begreift.
    So hat die Globalisierung auch dazu geführt, dass der teure deutsche Arbeiter gegen seinen tschechischen, russischen, indischen oder chinesischen Konkurrenten oft keine Chance hat.
    Die Folge: Die Oberschicht habe sich aus der Abhängigkeit von der Arbeit "gelöst", sagt Demoskopin Köcher. "Und die Unterschicht glaubt nicht mehr daran, den Aufstieg zu schaffen." Das untere Viertel der Bevölkerung hat keinerlei Vermögen mehr – oft sogar nur Schulden.
    Die wachsende Kluft hat ökonomische wie gesellschaftliche Ursachen: Die Löhne und Gehälter der unteren Einkommensschichten haben sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert. Top-Vorstände dagegen konnten sich im gleichen Zeitraum über ein Plus von 122 Prozent freuen.
    Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland arbeiten heute in Teilzeit. 1986 waren es nur zwei Millionen. Die Zahl der Single- und Alleinerziehenden-Haushalte (mit eher geringem Einkommen) ist unterdessen ebenso gestiegen wie die der gutsituierten Doppelverdiener-Partnerschaften.
    Weder unter Rot-Grün noch unter Schwarz-Rot oder gar Schwarz-Gelb wurde eine Vermögensteuer eingeführt. Stattdessen hat schon der SPD-Kanzler Gerhard Schröder den Spitzensatz der Einkommensteuer reduziert. Die Große Koalition unter Angela Merkel hat dann auch noch die Abgaben auf Kapitalerträge rasiert.
    Dass nicht einmal die Sozis die vermögensfreundliche Bundespolitik ändern konnten, war nach Meinung des langjährigen SPD-Fraktionschefs Peter Struck Schuld des Bundesrats. "Wir können solche Gesetze nur durchsetzen, wenn wir neben der Regierung auch die Mehrheit in der Länderkammer haben", sagt Struck

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