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Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013

Titel: Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Puhl (Vorwort)
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„Unser Land hat die moralische Autorität und den internationalen Respekt verloren, den es genoss, als es eine Demokratie wurde.“
    Im Mai wandte sich noch ein weite-rer Weggefährte Mandelas von der Partei ab - und das schmerzt besonders, denn der Mann ist selbst eine Legende, eine Autorität. „Ich werde den ANC nicht wiederwählen“, sagte Desmond Tutu, Südafrikas schwarzer Erzbischof.
Jan Puhl

SPIEGEL ONLINE vom 30.6.2013
OBAMA-BESUCH AUF ROBBEN ISLAND

Vergitterte Freiheit
Bilder sind Symbole: Auf seiner Südafrika-Reise besuchte US-Präsident Barack Obama die ehemalige Gefängniszelle Nelson Mandelas auf Robben Island. Fotos zeigen den Repräsentanten der freien Welt gedankenverloren hinter Gittern - eine beunruhigende, aber auch wahrhaftige Metapher.
    Es wäre ein Bild für die Geschichtsbücher gewesen. Doch US-Präsident Barack Obama hat am Wochenende darauf verzichtet, sich mit dem schwerkranken Nelson Mandela ablichten zu lassen. Das ist mehr als bemerkenswert, denn ein Foto der beiden Friedensnobelpreisträger, der eine lebenslanger Kämpfer für die Rechte der Schwarzen in Südafrika, der andere der erste schwarze Präsident der von Rassenfragen schwer gebeutelten Vereinigten Staaten, hätte enormen Symbolcharakter. Doch stattdessen traf Obama die Familie Mandelas und hielt sich fern vom Krankenbett des 94-Jährigen, er brauche keine „photo opportunity“, wolle sich nicht aufdrängen. So viel vornehme Zurückhaltung und Pietät ist ungewöhnlich für einen Berufspolitiker.
    Es sind andere Bilder von Obamas Südafrika-Reise, die symbolisch sind und im Gedächtnis bleiben werden. So besuchte Obama am Sonntag erneut Mandelas ehemalige Zelle auf der Gefängnisinsel Robben Island. Der damals politisch verfolgte Vorsitzende des gegen die Apartheid protestierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) wurde 1964 wegen Sabotage und Aufruf zum bewaffneten Kampf zu lebenslanger Haft verurteilt. 18 seiner insgesamt 27 Gefangenschaftsjahre bis zu seiner Freilassung 1990 verbrachte Mandela in diesem kargen Raum, in dem sich lediglich eine dünne Matratze und ein Toiletteneimer befanden. Heute ist das Gefängnis ein Museum, Obama hatte es bereits 2006, auf seiner ersten Afrika-Reise besucht, dieses Mal nahm er seine Frau und Töchter mit.
    Es gibt nun eine ganze Reihe Fotos von Obama in Mandelas Zelle, viele zeigen den US-Präsidenten nachdenklich, die Hände etwas verloren wirkend in die Hosentaschen gesteckt, wie er aus dem schummrigen, winzigen Raum durch das vergitterte Fenster hinaus ins Licht blickt. Der mächtigste Mann der freiheitlich-westlichen Welt, gefangen hinter eisernen Stäben - das illustriert sehr eindringlich die Situation Obamas in der amerikanischen, aber auch in der globalen Politik.
    Eingesperrt im Angstkomplex
    Wer Barack Obama vor wenigen Wochen bei seinem Deutschland-Besuch am Brandenburger Tor in Berlin erlebt hat, bekam eine Ahnung davon, wie unfrei er sich selbst auf unverdächtigem Boden bewegen muss. Tage vor der Rede, die Obama hinter einer schützenden Wand aus Plexiglas hielt, wurden rund um Berlins Mitte Gullydeckel verschweißt, Scharfschützen auf Dächern postiert, Personen kontrolliert. Der Westen lebt, spätestens seit dem 11. September 2001, in Angst vor dem unberechenbaren Terror radikalislamischer Gruppen; je unfreier und ängstlicher sich Amerikaner oder ihre westeuropäischen Alliierten in der Welt bewegen können, desto wirksamer erscheint diese perfide, sehr erfolgreiche Einschüchterungsstrategie.
    Dazu gehört auch der Skandal um die weltweite Speicherung von E-Mails, SMS und Telefondaten durch den US-Geheimdienst NSA. „You can't have 100 percent security and also have 100 percent privacy and zero inconvenience“, hatte Obama zur Enthüllung des sogenannten Prism-Programms durch den ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden gesagt. Ein einleuchtender, ein fataler Satz. Denn eine Gesellschaft, die von ihrer Regierung ausspioniert und kontrolliert werden muss, um eine höchst zweifelhafte Sicherheit zu gewährleisten, ist kaum mehr freiheitlich zu nennen. Sie ist gefangen, eingesperrt in ihrem Angstkomplex.
    Die Gitterstäbe auf Robben Island symbolisieren aber auch die innenpolitischen Widerstände, mit denen Obama zu kämpfen hat. Was ihn mit Mandela vereint, ist offensichtlich; beide Politiker sind Symbolfiguren des Kampfes für Bürgerrechte. Und dieser Kampf ist nicht vorbei, weder in Südafrika, wo die Mehrzahl der Schwarzen auch lange nach dem Ende

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