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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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ihn aussprach, fiel ihm einfach entgegen und schlang beide Arme um ihn, den Pullover fest mit der rechten Hand umklammert. Dann begann ich zu weinen.
    »Er hat gesagt, ich dürfte nicht sprechen, wenn ein anderer Vampir dabei ist«, presste ich mühsam hervor.
    »Ich weiß.«
    »Und ich darf dich nicht ansehen, wenn er dabei ist.«
    »Ich weiß.«
    »Und ich darf nur reden und antworten, wenn er es mir erlaubt, und ich … ich muss meinen Blick am Boden halten …«
    »Ich weiß, Coco. Ich kenne die Regeln.«
    »Aber das ist menschenunwürdig.«
    »Ja, das ist es.«
    »Müssen sich die Lichtträgerinnen in seiner Gegenwart genauso verhalten?«
    Pontus schüttelte den Kopf, seine Haare kitzelten mich an den Schläfen. »Nein!«
    Ich schluchzte noch einmal auf, wir hatten nur eine Minute, ich wollte sie nicht mit Tränen vergeuden. »Verliert er bei solcher Unmenschlichkeit nicht auch seine Seele, oder zumindest seine Hälfte?«
    »Nein, er tötet dich damit ja nicht. Es tut mir leid, Coco. Meine Aufgabe lautete, das Spiegelblut zu einem Halbseelenträger zu bringen.«
    »Dann bring mich zu Remo!«, sagte ich trotzig.
    »Gravius morte!« Er packte meine Schultern, stellte mich eine Armeslänge vor sich hin und sah mich entsetzt an. »Remo ist der Königssohn von Edoardo Cozalu aus Rom, einer adligen Vampirfamilie, die zu den Beseelten gehört. Remo hat sich allerdings von seiner Familie abgewandt und sich seine eigenen Untertanen gesucht. Allesamt seelenlos! Das Register ihrer Gräueltaten benötigt zusätzliche Buchstaben.«
    »Wieso ist Damontez so zu mir?«
    »Er möchte diesmal alles richtig machen!«
    Diesmal? »Aber er macht alles falsch!«
    »Das kommt auf den Blickwinkel an, aus dem du es betrachtest.«
    »Ich betrachte seit Neustem alles nur noch von unten«, sagte ich und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Gegen meinen Willen musste ich lachen, als ich Pontus’ leichtes Lächeln sah.
    »So gefällst du mir schon besser. Halte dich an die Regeln, dann wird er dir auch bald mehr erlauben.«
    »Aber … er hat mich geschlagen!« Ich meinte, immer noch seine fünf Finger im Genick zu spüren, als ich die Worte hervorstieß. Ich war vor Eloi geflüchtet, um der Opferrolle zu entkommen.
    »Das war meinetwegen! Er ist wütend auf mich, weil ich dich zu ihm gebracht habe. Hat er dir gesagt, dass er und Remo ihre Seele nur gemeinsam verlieren können?«
    »Nein!«
    »Damontez schützt diese Seele, indem er den dunklen Leidenschaften von Remo widersteht. Wären sie beide wie Remo, wäre die Seele bereits verloren.«
    Ich wollte etwas anfügen, doch plötzlich stand Damontez neben uns. All die Sicherheit, die Pontus mir gegeben hatte, erlosch unwiederbringlich. Mit einem zittrigen Seufzen trat ich einen Schritt von dem Blonden weg, hin zu Damontez, dann hinter ihn, dort senkte ich den Blick. Wenigstens kam er so nicht in den Triumph meines verweinten Gesichts. Er beachtete mich gar nicht, sondern sah nur die Sachen durch, die Pontus mitgebracht hatte.
    »Das iPad hat keine Netzverbindung hier unten«, erklärte Pontus, als Damontez den Inhalt der Tasche inspizierte. Dieser nickte flüchtig und schüttelte mit einer Hand die Decke aus. Lächerlich, als hätte Pontus im Inneren etwas für mich versteckt. Schließlich wandte er sich zu mir um.
    »Den Pullover!« Er griff danach, da ich zu lange zögerte und ihn umklammerte wie einen Schatz. Es tat fast körperlich weh, ihn in den Händen von Damontez zu sehen. Wieder schüttelte er daran herum, als könnte Pontus heimlich einen geheimen Fluchtplan irgendwo eingenäht haben. Er wendete ihn, drehte ihn, ohne fündig zu werden. Ich hatte das Gefühl, dass er sich absichtlich Zeit ließ, weil er spürte, wie wichtig er für mich war.
    »Da!« Achtlos warf er ihn mir zu, und ich drückte den Stoff wie ein Kissen an mein tränennasses Gesicht. Die Baumwollfasern trockneten meine feuchten Wangen und ich fühlte Trost auf meiner Haut, als würde Pontus mit den Fingern darüberstreichen. Hast du jemals gefühlt, wie weich Freundschaft auf den Fingerspitzen kribbelt, könntest du sie berühren?
    Ich bin mir sicher, deine halbe, verfluchte Seele weiß überhaupt nicht, was Freundschaft ist!
    Mit einem »Nicht schlafen! Ich komme später noch einmal und sehe nach dir«, verließ er mit Pontus das Zimmer.
    Der Kapuzenpulli fiel bis knapp oberhalb meiner Knie und war herrlich warm. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf, stopfte meine Haare nach hinten und fühlte mich wieder ein

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