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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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sie ihm erliegen musste. Er schenkte ihr einen Einblick in das größte Mysterium seit Menschengedenken und nahm aller Sterblichkeit den Schrecken. Er zeigte ihr den Nachtschatten. Sie blieb bei ihm, bis sie als Mensch in seinen Armen starb. Sie war das erste Nachtschattenherz.«
    »Er hat sie nicht verwandelt?«
    »Nein, er liebte sie zu sehr.«
    »Und was war mit ihm?«, wollte ich wissen.
    »Er bekniete die höchsten Elistras, ihm die andere Art des Todes zu verraten. Alius modus moriendi – die andere Art zu sterben.«
    »Alius – was?«
    »Alius modus moriendi, die andere Art zu sterben, außer durch Licht, denn davor hatte er Angst – es ist grausam«, erklärte Myra und drückte die Zigarette an der Wand aus. Ich müsste sie später einsammeln. »Nur Licht tötet die Vampire, denn als die Engel vom Himmel fielen und zu Dämonen wurden, fesselten sie die Engel auf Gottes Befehl hin an die Finsternis. Aber es soll laut Überlieferungen noch eine andere Art geben, sie zu töten. Die höchsten Elistras wollten allerdings eine so große Macht nicht herausgeben und verweigerten sie dem Vampir. Ob es heute noch einen gibt, der Alius modus moriendi kennt, ist fraglich. Ebenso ist es fraglich, ob es noch Elistras gibt.«
    »Wieso hast du mich Damontez’ Nachtschattenherz genannt?«, wollte ich wissen.
    »Er behandelt dich so. Die Geschichte ist noch nicht fertig, du hast bislang nur das Märchen gehört, nicht aber, was folgte.« Myra glitt an der Mauer zum Sitzen hinab. »Verdammt, ist das kalt hier!« Sie rutschte zu uns und wir ließen sie kichernd mit unter die Decke. Es hatte etwas Tröstliches, so zusammengekauert in dem kleinen Verlies zu sitzen. Ich hatte nie eine echte Freundin gehabt, Myra und Shanny konnten nicht wissen, wie viel mir ihre Gesellschaft und ihre Freundlichkeit bedeuteten.
    »Die Vampire, die von dieser Geschichte hörten, beneideten den Vampir um diese Liebe«, fuhr Shanny jetzt fort. »Aber nicht alles Gute bleibt gut. Und im Laufe der Zeit wurden aus Nachtschattenherzen Blutmädchen.«
    »Blutmädchen?«
    »Im Mittelalter war es viel praktischer für Vampire, sich ein Mädchen für ihre Bedürfnisse zu nehmen, als ständig zu jagen. Sieh es als persönliche Komfortzone der Vampire an. So meiden sie auch die Begegnung mit Ursprünglichen.«
    »Welche Bedürfnisse?«, fragte ich entgeistert. »Du meinst ihre Blutbedürfnisse?«
    Myra sah mich an. »Bezogen auf die Angelus, die heute aber sehr selten Mädchen in ihre Obhut nehmen, ja.«
    »Und die Seelenlosen?« Ich flüsterte nur noch.
    Myra zog die Augenbrauen hoch. »Es gibt da eine Reihe ganz eigener Gesetze. Leider halten sich nicht alle daran.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, fing ich an.
    »Manche Seelenlose achten die Gesetze nicht«, sagte Shanny und schüttelte den Kopf, als sollte ich nicht nachhaken.
    Ich schwieg entsetzt.
    »Damontez gehört sicher nicht dazu«, beruhigte mich Myra. »Außerdem ist er ja auch nicht ganz seelenlos, sondern nur halb.«
    Ich nickte und fühlte mich hundeelend. »Und was ist mit diesem Remo? Wenn Remo der Kronprinz ist, wer ist dann Damontez? Sie sind keine wirklichen Brüder, oder?«
    »Sie sind Ziehbrüder«, antwortete Shanny. »Es ist nicht so, dass man sofort merkt, wenn ein Halbseelenträger geboren wird. Das gibt sich oft erst im fünften oder sechsten Jahr nach der Geburt zu erkennen. Es sprach sich schnell rum, als der Sohn des Königs immer sonderbarer wurde, widersprüchlich auf stets gleiche Situationen reagierte. Es gab Gerüchte, die das Königshaus lieber unter den roten Teppich gekehrt hätten. Zur selben Zeit stellte die Familie Aspertu fest, dass ihr Sohn Damontez dieselben Verhaltensweisen zeigte, und begab sich nach Rom. Was dann passierte, muss einmalig gewesen sein.« Shanny blickte mich eindringlich an. »Sie sahen sich an und waren verbunden, als hätten sie immer schon zusammengehört. Wie die beiden Seiten einer Münze. Damontez’ Eltern mussten ihren Sohn auf Anweisung des Königs in Rom lassen. Da war er sieben Jahre alt.«
    »Remo und Damontez sind angeblich aber ganz verschieden – und nicht mehr ganz so innig verbunden«, warf ich ein. »Aber so wie er sich mir gegenüber verhält …«
    »Damontez ist Damontez, und Remo ist Remo. Und doch darfst du niemals vergessen, dass sie nur eine Seele besitzen«, sagte Shanny. »Was immer der eine fühlt, fühlt auch der andere, jeden Augenblick.«
    Meine Begierde ist deine Begierd e – der Satz, den ich in

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