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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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um sich geschlungenen Armen von ihm fort.
    Pontus konnte es nicht fassen. Warum widersetzte sie sich schon wieder? Seine Kiefer mahlten, als er auf Damontez’ Reaktion wartete – die folgte natürlich prompt. Mit einem langen Sprung schnitt er ihr den Weg ab.
    Der Schlag auf ihre linke Wange beförderte sie sofort in den Schnee. In der Dunkelheit ballte Pontus die Fäuste.
    Es reicht! Ich kann nichts für das dämliche Versprechen, dass du dir selbst gegeben hast! Und sie auch nicht!
    Damontez packte Coco am Oberarm und zerrte sie auf die Beine. Kein Laut kam über ihre Lippen. Pontus konnte zusehen, wie sich das Schluchzen in ihrer Kehle staute. Als Damontez erneut die Hand hob, schnellte er wie von einer Schleuder geschossen nach vorne und riss Damontez mit sich, noch ehe er ein weiteres Mal zuschlagen konnte. Sie flogen zehn Meter durch die Luft und prallten ineinander verkeilt an der Wehrmauer ab. Pontus packte Damontez an den Schultern, wollte ihn auf den Boden zwingen, aber dieser bekam seinen Kopf zu fassen. Damontez’ Stirn krachte gegen sein Nasenbein und für den Bruchteil einer Sekunde sah er nachtblaue Flecken zwischen den Schneeflocken, vermischt mit dem Blut, das ihm aus der Nase spritzte. Keinen Wimpernschlag später begrub Damontez ihn unter sich.
    »Alles, was ich will, hast du gesagt«, knurrte er durch zusammengebissene Zähne. »Misch dich nicht ein! Sie ist in meiner Obhut, nicht in deiner!«
    »Du willst, dass sie dich hasst!«, zischte Pontus zurück. »Du willst, dass nicht dasselbe passiert wie bei Dorian!«
    Der Zorn in seinem Herzen kochte fast über, als er daran dachte, wie hilflos Coco vor Damontez gestanden hatte. Mit einem kräftigen Stoß vor die Brust beförderte er Damontez von sich. Sie rollten durch den Schnee. Pontus erlangte einen kurzen Sieg und nagelte Damontez unter sich fest.
    »Aber du brauchst sie dafür nicht mehr weiter zu drangsalieren. Dein Ziel hast du längst erreicht.« Er wischte sich über die blutende Nase und bemerkte wieder einmal erstaunt, dass er trotz aller Unsterblichkeit verletzlich war.
    Im selben Augenblick stemmte sich der Schwarzhaarige unter ihm in die Höhe und katapultierte ihn meterweit durch die Luft. Er krachte erneut auf das schneebedeckte Pflaster. Ehe er sich aufrichten konnte, zog ihn Damontez an der Kehle nach oben und verpasste ihm einen solchen Kinnhaken, dass sein Kieferknochen splitterte und er komplett die Orientierung verlor.
    Damontez’ rechter Fuß fixierte seine Schulter am Boden. Die Schattenaugen sahen unheilvoll auf ihn herab. Der Blick jagte sogar ihm einen Schauder durch die Adern. Jedes Mal war es, als würde sich die Welt verdunkeln.
    »Halte. Dich. Raus!«
    »Nicht, wenn du sie so quälst!« Pontus blieb liegen, obwohl er sich hätte befreien können. Seine Kräfte standen denen von Damontez in nichts nach und er galt nicht umsonst als unbesiegbar, was er natürlich seiner Unsterblichkeit verdankte. Aber dieses Geheimnis kannte niemand, noch nicht einmal der Halbseelenträger, und Pontus war stets auf der Hut, gab sich ihm gegenüber lieber einmal schwächer, als sich zu verraten. Und wenn er jetzt weiter Damontez’ Wut schürte, würde es am Ende wieder Coco abbekommen. »Sie ist weder Vampirin noch Lichtträgerin. Du weißt ja noch nicht einmal, ob sie ein Spiegelblut ist. Sie kann sich mit nichts gegen dich zu Wehr setzen.«
    »Sie gehorcht mir nicht. Wie soll ich für ihre Sicherheit garantieren, wenn sie tut und lässt, was ihr gefällt«, fuhr Damontez ihn zornerfüllt an, nahm den Fuß von seinem Oberkörper und sank neben ihn in die Hocke.
    Pontus überfiel bei seinen Worten plötzlich eine ganz andere Vermutung. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er ihn.
    »Du willst sie auch hassen«, stellte er nachdenklich fest und warf Coco einen kurzen Blick zu. Sie war vor den beiden in den angrenzenden Nordhof zurückgewichen. Er konnte es ihr nicht verdenken, wenn er sich Damontez betrachtete. Infolge seines Zorns hatte er sich komplett verwandelt: bläulich schimmernde Haut, geschärfte, silberne Klauen, Reißzähne und nicht zuletzt die Verbreiterung der Stirn über den Augenbrauen, die bei vielen wie ein königlicher Stirnreif anmutete.
    Er selbst sah wahrscheinlich nicht anders aus. Wie mussten diese Zeichen auf das Mädchen wirken? Ihr Gesicht war so weiß wie Schnee, während sie sich jetzt blind an der Wehrmauer entlangtastete.
    »Du willst sie hassen«, sagte er noch einmal und sein Atem stob die

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