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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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die geballte Faust auf den Mund, um das wilde Schluchzen zu unterdrücken, das meinen Hals zusammenschnürte. Er sollte mich nicht weinen sehen. Nie wieder! Aber die Vorstellung, weder mit Pontus noch mit Shanny sprechen zu dürfen, brachte mich fast um den Verstand. Pontus konnte sich sowieso immer nur ganz kurz zu mir schleichen, oft reichte es nicht einmal für drei Sätze. Doch Shanny sah ich mehrmals am Tag, meist war sie es, die mich ins Badezimmer führte. Viermal war sie anschließend bei mir geblieben und hatte bei Damontez’ Auftauchen jedes Mal so getan, als wären wir gerade erst zurückgekommen. Ab heute würde er sicher jemand anderen dafür abkommandieren oder es selbst übernehmen.
    Ich stieß mit dem Rücken an die Wehrmauer. Pontus und Damontez waren zu sehr mit sich beschäftigt, um mich zu beachten. Mir graute bei ihrem Anblick. Ihre Haut war überzogen von einem bläulichen Schimmer, als kehrte sich die Kälte in ihrem Inneren nach außen. Tiefsilberne Klauen glitzerten wie Dolche durch das Schneegestöber, und bei beiden hatte sich die Stirn oberhalb der Augenbrauen verbreitert. Die Wölbung sah aus wie ein Königsdiadem, ließ sie unbezwingbar erscheinen. Ich schloss entsetzt von diesem Bild die Augen und tastete mich blind an der Wehrmauer entlang.
    Ich muss von ihm fort.
    Als meine Finger ins Leere griffen, blinzelte ich kurz. Ich hatte das Tor erreicht und stand vor der breiten Zufahrt. Die Gesichter der beiden Wächter verschwammen von ungeweinten Tränen, als mir bewusst wurde, wie viele Regeln ich gerade brach und was mich erwartete, wenn Damontez mich wieder einfing. Ich sollte bei ihm stehen und auf meine Füße blicken, während er kämpfte. Gott, wie ich es hasste! Ich machte einen unsicheren Schritt zurück, nur um dann wieder einen nach vorne zu setzen.
    »Du bist das Mädchen in seiner Obhut, nicht wahr?« Die Stimme gehörte einer Vampirin, und ich nahm automatisch den Kopf nach unten, verfluchte mich gleichzeitig und reckte dann das Kinn trotzig in die Luft. Langsam ging ich auf die Vampirin am rechten Torflügel zu. Als ich drei Meter vor ihr stand, stockte mir der Atem. Noch nie zuvor hatte ich ein schöneres Wesen gesehen. Die Frau war jung, zumindest sah sie so aus. Ihr Haar schimmerte in mindestens fünf unterschiedlichen Rottönen und reichte ihr leicht gewellt bis zur Taille. Links und rechts war es mit Goldfäden zu zwei kleinen Zöpfen geflochten, die ihr Gesicht rahmten. Aber es waren ihre kalten Smaragdaugen, die mich am meisten faszinierten. Sie brachen das Licht wie lupenreine Diamanten und sprühten es wie Funken durch die Nacht.
    »Himmel, Kind, dir würde ich Manieren beibringen, wenn du mein wärst«, sagte sie jetzt spöttisch. »Auch wenn er kein Seelenloser ist, sollte er dich doch besser im Griff haben. Es ist eine Schande, wie die Gepflogenheiten verkommen.« Sie schüttelte den Kopf und glättete ihre grün glänzende Seidenbluse mit den Fingern.
    Ich wusste nicht, was mich sprachloser machte. Ihr Tonfall, ihre Schönheit oder der Inhalt ihrer Worte.
    »Ich bin nicht sein. Niemand kann mich besitzen!«, sagte ich widerspenstig und wünschte, mir wäre eine schlagfertigere Antwort eingefallen.
    »Mal unter uns«, sie machte einen vertraulichen Schritt auf mich zu und lächelte mit falscher Freundlichkeit, »ich hätte ihm ein wenig mehr Stil zugetraut. Immerhin ist er einer der mächtigsten Vampire seiner Generation. Und was holt er sich ins Haus – ein gewöhnliches Mädchen aus den Slums.«
    Meine Fäuste ballten sich vor Zorn. Am liebsten hätte ich jetzt damit aufgetrumpft, ein Spiegelblut zu sein, aber das kam nicht infrage. Ihr direkt mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, verbot leider die Tatsache, dass sie stärker war als ich und meine Wange immer noch von Damontez’ Ohrfeige glühte.
    »Weißt du«, säuselte sie und brach vehement in meine persönliche Sicherheitszone ein, »Damontez sollte sich endlich binden. Es gibt unzählige Vampirinnen, die ihn begehren. Und er ist nun auch nicht gerade ein Kostverächter, was das angeht.« Ihre Augen blitzten, als erwartete sie eine Reaktion von mir. Bekam sie aber nicht!
    »Lange hielt er es bis jetzt nie bei einer Einzigen aus. Und nun du in seiner Obhut … ich verstehe ihn nicht, obwohl ich mir einbilde, ihn gut zu kennen.«
    Der Stein der Tormauer schabte an meinem Rücken, als ich mich aus ihrer Reichweite winden wollte. Ich war es so leid, herumgeschubst zu werden.
    »Wusstest du, dass Vampire

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