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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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merken, in welchem Chaos sich ihre Gedanken befanden.
    *
    Ein unscharfes Bild. Als blickte er durch Wasser.
    Oder durch ein Eisblumenfenster.
    Maxim hatte nicht erkennen können, ob das Bild eine Landschaft zeigte oder einen Raum. Vorn war Dunkelheit, hinten schimmerte Licht.
    Er wusste, dass er sich in Gefahr befand.
    Wartete.
    Plötzlich geriet Bewegung in das Bild. Ein Schatten löste sich aus dem Hintergrund und kam langsam auf ihn zu.
    Das hier, hatte Maxim im Traum gedacht, könnte ein Strand sein. Wieso bin ich an einem Strand? Und wo?
    Vielleicht war das gedämpfte Geräusch, das zu ihm drang, das Rauschen der Wellen.
    Vielleicht das Brausen des Verkehrs.
    Oder hoch oben am Himmel brummte ein Flugzeug über ihn hinweg.
    Nichts war sicher.
    Maxim sah den schemenhaften Umriss des Mannes, der sich ihm näherte, und spürte das verzweifelte, schmerzhafte Pochen seines Herzens wie eine fremde Bewegung in seinem Innern.
    Woher weiß ich, dass es ein Mann ist?, fragte er sich im Traum.
    Doch er wusste nicht nur das. Er erkannte jetzt den Grund für die ungeheure Angst, die er empfand.
    Die Schritte, die er nun deutlich hören konnte, waren die Schritte des Mörders.
    Maxim hielt den Atem an. Er kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt auf die Gestalt, die sich im Rhythmus der Schritte auf und ab bewegte, auf und ab. Gemächlich und schwer.
    Als hätte sie keinen Grund zur Eile.
    Und das hatte sie auch nicht.
    Obwohl es nur ein Traum gewesen war ( » Ein Traum«, hatte Björn gesagt und ihn tröstend an sich gezogen, » es war bloß ein Traum«), wusste Maxim, er würde dem Mörder nicht entkommen.
    *
    Calypso machte sich Sorgen. Es war nicht leicht, Helen Informationen über Romy zu entlocken, aber er kannte sie inzwischen gut genug, um mit Ausdauer schließlich doch an sein Ziel zu gelangen.
    Und so hatte er mehr erfahren, als er eigentlich wissen wollte.
    Björn stand auf der Abschussliste des Schwulenmörders. Das hatte Romy in eine gefährliche Lage gebracht.
    Noch immer nahm sie seine Anrufe nicht an, und ein zweites Mal überraschend bei ihr aufzutauchen, wagte er nicht. Was sollte er sie auch fragen, was ihr sagen, wie die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, überwinden?
    » Du bist ein kompletter Volltrottel«, hatte die sanftmütige Helen ihm vorgeworfen. » Und jetzt ist es zu spät.«
    Wie konnte sie sich da so sicher sein?
    » Sag mir, was du weißt«, hatte er verlangt. » Was meinst du damit, dass es zu spät ist?«
    Helen hatte ihn traurig angeguckt und war ohne ein weiteres Wort in ihrem Zimmer verschwunden.
    Calypso wusste genau, wie Romy sich verhalten würde. Sie würde der Polizei nicht dabei zusehen, wie sie eine Spur nach der anderen verfolgte. Sie würde nicht das Risiko eingehen, die Ermittlungen abzuwarten. Nicht Romy.
    Sie würde selbst nach dem Mörder suchen. Und Cal war der Allerletzte, der sie davon abbringen konnte.
    Vorbei. Alles vorbei.
    » Woran denkst du?«, fragte Lusina, die bei ihm übernachtet hatte und jetzt bei einem späten Frühstück mit ihm in der Küche saß. Sie hatte sich ausgerechnet den Stuhl ausgesucht, auf dem Romy immer gesessen hatte.
    Das Morgenlicht ließ ihr schönes Gesicht weich und verletzlich wirken und Calypso hob die Hand und berührte zärtlich ihre Wange.
    » An nichts«, sagte er und fühlte sich erbärmlich, weil sich plötzlich alles, was er sagte, automatisch in eine Lüge zu verwandeln schien.
    Er konnte nicht hier wohnen bleiben, das wurde ihm mit einem Mal klar. In diesem Moment fiel auch die letzte Brücke, die noch zu Romy führte, vor seinen Augen in sich zusammen.
    *
    » Du darfst dich nicht so runterziehen lassen«, sagte Björn. » Es war ein Traum, Maxim.«
    » Träume spiegeln oft die Wirklichkeit«, widersprach Maxim störrisch.
    » Es ist nicht verwunderlich, dass du von dem Mörder träumst.« Björn blieb beharrlich. Maxims überreiche Fantasie kam manchmal dem Leben in die Quere. Dann konnte sie etwas richtig Selbstzerstörerisches haben. » Uns alle beschäftigt er mehr, als uns guttut.«
    » Und warum träumst du dann nicht von ihm?«
    » Weiß nicht.« Björn zuckte mit den Schultern. » Möglich, dass meine Träume verschlüsselter sind als deine.«
    » Das heißt, wenn du von einer schwarzen Wolke träumst, ist das eigentlich ein Bild für den Mörder?«
    » Genau.« Björn musste unwillkürlich grinsen. » Oder von einer dunkelblauen Tulpe, einem anthrazitfarbenen Zylinder oder einem Riesenkrokodil.«
    »

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