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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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darüber. Sie beschloss, einfach bei dem Mann einzukaufen und sich dabei ein Bild von ihm zu machen.
    » Was darf’s sein?«, fragte er in einem Tonfall, als wollte er sie im nächsten Moment ohrfeigen. Er kratzte sich in einem fort die Hände, die schon ganz rot waren.
    » Zwei Brötchen, bitte«, sagte Romy und verzichtete darauf, heimlich ihr Diktiergerät einzuschalten.
    Er klatschte die Brötchentüte auf die Theke. » Sonst noch was?«
    Das Schweigen der Männer war beredt. Ohne zu ihrem Tisch zu blicken, wusste Romy, dass aller Augen auf sie gerichtet waren.
    Obwohl Ostern noch nicht in Sicht war, stand am Ende der Theke ein Korb mit bunt gefärbten Eiern.
    » Zwei davon, bitte.« Romy zeigte darauf.
    » Welche Farbe?«
    » Egal.«
    » Egal gibt’s nicht.« Will Becker kratzte sich die Unterarme.
    » Rot und blau«, entschied Romy.
    » Sie sind nicht von hier«, stellte Will Becker fest, während er die Eier behutsam in eine kleine Papiertüte gleiten ließ. » Hab Sie noch nie gesehn.«
    » Stimmt. Aber mein Bruder wohnt gleich um die Ecke. Sie kennen ihn vielleicht. Björn Berner.«
    » Mit Namen hab ich’s nicht so.«
    » Er ist Student«, sagte Romy.
    » Schlimme Sache, das mit den Morden.« Will Becker hörte auf, sich zu kratzen. Sein Blick schweifte zwischen Romy und den Männern hin und her. » Da hat man ja Angst, die Uni überhaupt noch zu betreten.«
    » Nur, wenn man vom andern Ufer ist«, kam es vom Männertisch.
    Einer lachte.
    » Wer hier was gegen Schwule hat, kann gleich abhauen und braucht nicht wiederzukommen«, polterte Will Becker unerwartet los. » Ich kenne Schwule, die prima Kumpels sind. Da lass ich nix drauf kommen.« Er wandte sich wieder an Romy. » Und wenn die das perverse Schwein kriegen, das die armen Jungs auf dem Gewissen hat, dann geb ich einen aus, um das zu feiern, das können Sie mir glauben.«
    Die Männer grölten zustimmend.
    Romy brauchte keine weiteren Fragen zu stellen. Sie hatte die Antwort bekommen. Obwohl Will Becker ihr immer noch unsympathisch war, schenkte sie ihm ein Lächeln, bezahlte, nahm die beiden Tüten und ging hinaus.
    Die Männer pfiffen ihr nach, doch das war ihr egal.
    Auf der Rückfahrt nach Köln ließ Romy sich die Gespräche noch einmal durch den Kopf gehen. Kerim Yilmaz mit seiner nicht versiegenden Freundlichkeit. Ted Maurer und sein feiger Distanzierungsversuch. Kalle Wisius, der tatsächlich der Meinung war, man könne jedem Schwulen das Schwulsein ansehen. Und schließlich Will Becker mit seiner überraschenden Menschlichkeit.
    Keinem von ihnen traute sie die Morde zu.
    Den Rest der Liste würde sie nicht abarbeiten, beschloss sie. Es brachte sie nicht weiter.
    Unauffällig.
    Da war es wieder, das Wort, das ihr nicht mehr aus dem Kopf wollte.
    Unauffällig.
    Der Schlüssel zu den Morden.
    Der Mörder musste jemand sein, der vollkommen unverdächtig erschien. Ein Kumpel. Einer, auf den man sich verlassen konnte, dem man hundertprozentig vertraute. Wer sonst hätte so zahlreiche Informationen über den Tagesablauf seiner Opfer sammeln, die Morde so minutiös planen, sich so geschickt verbergen können?
    Romy spürte, wie ihr übel wurde. Unter dem Deckmantel der Freundschaft hatte er vielleicht selbst mit der Polizei geredet, die Aufmerksamkeit bewusst in falsche Richtungen gelenkt. Jemand, der so intelligent töten konnte, war auch in der Lage, klug seine Spuren zu verwischen.
    Björn musste sich irren, wenn er sagte, keiner seiner Freunde sei zu solchen Taten fähig.
    Sie selbst hatte sich geirrt.
    Romy hatte Angst davor, aber sie würde über jeden Einzelnen noch einmal nachdenken müssen. Erinnerungen zusammenklauben. Äußerungen zurückholen und interpretieren.
    Und vor allem mit Björn telefonieren.
    Er musste ihr dabei helfen. Ob er wollte oder nicht.
    *
    Als Maxim wach wurde, wusste er zunächst nicht, wo er war. Blinzelnd sah er sich um und erkannte das fremde Wohnzimmer wieder. Regen klatschte gegen das Fenster. Die schwarzen Zweige eines noch fast kahlen Strauchs bogen sich im Wind.
    Hatte Björn nicht eben noch hier gesessen?
    Sein Blick fiel auf einen Zettel, der auf dem Tisch lag. Fahre eben zur Apotheke, bin gleich zurück.
    War Björn wahnsinnig? Wie konnte er allein das Haus verlassen? Sie waren doch nicht zum Spaß ans hinterste Ende der Welt gereist. Was, wenn der Mörder ihnen gefolgt war? Da konnte Björn sich ihm ja gleich freiwillig anbieten.
    Beunruhigt schob er die Decke zurück und setzte die Füße auf den

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