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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Erschöpfung anzukämpfen, die ihn gepackt hielt. Wenn es ihm nicht gelang, seine Kraftreserven zu aktivieren, würde er abstürzen. Es wäre ihm kaum möglich, die Strecke zu bewältigen, die vor ihm lag.
    Die leisen Schritte hörte er erst, als sie schon dicht hinter ihm waren, und er seufzte innerlich. Wieder Kinder, die Indianer spielten und sich anschlichen, um jeden Moment in ein wildes Geheul auszubrechen. Oder sie wollten nur das Boot angucken.
    Okay, dachte er. Bringen wir’s hinter uns. Je eher er sie zur Kenntnis nahm, desto eher würden sie ihn wieder in Ruhe lassen. Er drehte sich um.
    Da waren keine Kinder.
    Im Gegenlicht konnte Josch das Gesicht des Mannes nicht erkennen. Doch dass es sich hier nicht um einen Wanderer handelte, der vom Weg abgekommen war und Hilfe brauchte, wurde ihm rasch klar.
    Und spätestens nach seinem zögernden » Hallo«, das von dem Mann nicht beantwortet wurde, kroch ein Gefühl in ihm hoch, das er noch nie empfunden hatte.
    Todesangst.
    *
    Waghalsig.
    Er hatte viel riskiert.
    Und viel gewonnen.
    Nach dem langen Warten hatte schließlich alles gepasst. Kein Schiff mit lästigen Zeugen an Deck, kein Zug, aus dem man ihn hätte beobachten können. Nur der Verkehr auf der Bundesstraße gegenüber, und wer saß schon mit einem Fernglas im Auto und suchte die Gegend ab?
    Besser konnte es nicht laufen.
    Ziemlich umständlich, bis hier heraus zu fahren. Die Stimme regte sich immer noch darüber auf. Auch darüber, dass er das falsche Opfer ausgewählt hatte. Sie bedrängte ihn so sehr, dass er kaum noch Luft bekam.
    » Lass mich!«, schrie er sie an, hob Kieselsteine auf und warf damit um sich.
    Sie lachte.
    Ihr Lachen war wie aus Eis. Man konnte sich daran schneiden. Oder in seiner Nähe erfrieren.
    Mit bebenden Händen zog er die Schutzkleidung aus und stopfte sie zu dem blutverschmierten Messer in seinen Rucksack. Diesmal hatte sie ihm nichts genützt, denn sie war zerrissen. Es war ihm nicht gelungen, das Opfer überraschend anzugreifen. Ihm wurde schlecht, wenn er daran zurückdachte.
    Er hatte sogar das Messer benutzen müssen und eine riesige Sauerei veranstaltet. Wie beschmutzt er sich fühlte, wie elend.
    Kapierst du endlich, dass du nicht in Eigenregie handeln darfst?
    » Blablabla«, murmelte er, hob den großen grauen Flussstein auf, der ihm schließlich zusätzlich als Werkzeug gedient hatte, holte aus und warf ihn weit aufs Wasser hinaus. Mit einem lauten Platschen ging er unter.
    Das Opfer war kein Opfer gewesen. Es hatte sich zur Wehr gesetzt.
    Mit dem Mut der Verzweiflung war es aufgesprungen und hatte sich auf ihn gestürzt. Als hätte es ihn erwartet. Als wär es nur aus dem Boot gestiegen, um hier auf ihn zu warten.
    So viel Mut und eine solche Kraft hatte er Josch gar nicht zugetraut. Dabei hatte er im Vorfeld alles über ihn in Erfahrung gebracht, was notwendig gewesen war, um handeln zu können.
    Aber nicht genug , sagte die Stimme. Nicht annähernd genug .
    Halt’s Maul!, hätte er gern erwidert.
    Sie zum Schweigen gebracht.
    Doch er wagte es nicht.
    Die Stimme war groß. Und mächtig. Wenn sie wollte, konnte sie ihn zu einem kleinen, jammernden Bündel machen, das sich in der dunkelsten Ecke verkroch und den Kopf einzog.
    Sie wusste.
    Wusste alles. Auch über ihn.
    Mach Ordnung!, fauchte sie ihn an. Trödle nicht!
    Sie hatte ihm keine Zeit gelassen, sein Opfer zu betrachten. Ihm nah zu sein. Ihr Gezeter hatte ihn sogar davon abgehalten, den Augenblick wahrzunehmen, an dem das Leben aus dem Körper gewichen war.
    Sie hatte ihm alles kaputt gemacht!
    » Ich hasse sie«, flüsterte er dem Toten zu und ging neben ihm auf die Knie. » Ich hassehassehasse sie.«
    Wir haben keine Zeit für Sentimentalität. Pack deine Sachen zusammen!
    Wie sehr er sie hasste!
    Er erhob sich schwankend, klopfte den Staub von der Hose, setzte die Baseballkappe auf und warf sich den Rucksack über die Schulter. Ein letzter prüfender Blick, dann zog er die Kappe tief über die Augen und wandte sich ab.
    Gäbe es eine Möglichkeit, sich der Stimme zu entledigen, er würde keine Sekunde zögern, es zu tun.
    Das Lachen der Stimme war jetzt voller Hohn.
    Er hielt sich die Ohren zu, obwohl er es besser wusste.
    *
    » Wann kommst du uns mal wieder besuchen, Papa?«
    Bert hatte gerade die Pressekonferenz hinter sich gebracht und ihm war im Augenblick absolut nicht nach Telefonieren. Doch wann kam es schon einmal vor, dass seine Tochter ihn von sich aus anrief?
    » Bald, Lara. Das

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