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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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geantwortet.
    Die Katze hatte zu seinen Worten geschnurrt.
    » Ich möchte dir nicht nur für den Artikel danken«, sagte das Mädchen, » sondern auch für die respektvolle Zärtlichkeit, mit der du die alten Menschen beschrieben hast.«
    Respektvolle Zärtlichkeit.
    Romy horchte auf.
    » Ich habe lange in einem Heim für Demenzkranke gearbeitet«, fuhr das Mädchen fort, » und hätte mir diese wunderbare Katze für die Bewohner so sehr gewünscht.«
    Die meisten, die Romys Artikel gelesen hatten, waren unangenehm berührt gewesen. Sie hatten Worte wie unheimlich, gruselig und abartig verwendet und sich bemüht, schnell das Thema zu wechseln.
    Nicht so dieses Mädchen.
    Sie strahlte Romy an und streckte die Hand aus. » Hallo, Romy. Ich bin Jette.«
    *
    Erik Sammer war mit dem Kopf gegen die gläserne Duschabtrennung geprallt und hatte eine breite Blutspur darauf entlanggezogen, die in einer diagonalen Bewegung abwärts verlief.
    Dr. Maik Kantor streifte seine Schutzkleidung ab und sah nachdenklich auf den Toten hinunter. Der Rechtsmediziner war gerade mal dreißig und hatte fast noch ein Kindergesicht mit großen Kulleraugen, die zu seinem Beruf so gar nicht passen wollten.
    » Stumpfe Gewalteinwirkung mit einem schweren Gegenstand«, sagte er. » Wir haben hier den seltenen Glücksfall, dass die Leiche noch taufrisch ist.«
    Bei dem Wort taufrisch zuckte Bert zusammen. Er hatte es schon mit etlichen Gerichtsmedizinern zu tun gehabt und sich nie so recht an ihre oft flapsige Ausdrucksweise gewöhnen können, die schnell ins Zynische kippte. Ihm war bewusst, dass sie auf diese Weise versuchten, das Einzelschicksal nicht zu nah an sich heranzulassen, aber es stieß ihn jedes Mal ab.
    » Wie lange ist es her?«, erkundigte sich Rick, die Hände in Latexhandschuhen, die ihm zu klein waren und seine Finger absurd verkürzten.
    » Die Totenstarre hat noch nicht eingesetzt. Der Tod muss vor circa…«, der Arzt beugte sich noch einmal über den Kopf des Toten, um die Wunde an der linken Schläfe zu begutachten, » …vor circa zwei, drei Stunden eingetreten sein.«
    Man konnte ihn noch riechen, den Tod, die Gegenwart des Mörders fast noch spüren.
    Bert verließ das Badezimmer. Ihm war kalt und er zog die Schultern hoch. Das hatte nicht nur mit der weit offen stehenden Balkontür zu tun, vor der sich eine ehemals weiße, mittlerweile graustichige Gardine im Luftzug bauschte. Sie war zu lang und lag, wie es heute modern war, mit dem Saum auf dem Boden auf, was Bert an ein geblähtes Segel erinnerte.
    Der Tote hatte seinem Mörder selbst die Tür geöffnet.
    » Bevor ich bei der Polizei angefangen habe, hatte ich auch kein Problem mit offenen Türen und Fenstern«, hörte er Ricks leise Stimme hinter sich. » Diese Unschuld habe ich bald verloren.«
    Bert nickte. Ihm war es genauso ergangen. Man konnte den Gedanken an Gewalt nicht mehr so leicht verdrängen, wenn man ihr Tag für Tag begegnete.
    Sie befanden sich hier auf fremdem Terrain. Titus Rosenbaum, der Kollege von der Kripo Bonn, war ein alter Schulfreund Ricks und spielte regelmäßig Badminton mit ihm. Er hatte sie informiert, gleich nachdem er selbst zum Tatort gerufen worden war. Da sie ohnehin gerade auf dem Weg nach Bonn gewesen waren, um sich in Leonard Blums Arbeitsumfeld umzusehen, hatten sie nur ein paar Minuten gebraucht.
    » Ein und dieselbe Handschrift«, sagte Rick und nickte Titus Rosenbaum anerkennend zu. » Gut gemacht, Alter.«
    » Man tut, was man kann.«
    Das Geplänkel der beiden Freunde war nur oberflächlich. Darunter war die Anspannung zu spüren, die einen überfiel, sobald man einen Tatort betrat.
    » Beide Opfer haben mit der Uni Bonn zu tun«, überlegte Rick laut.
    » Was allein noch nicht ausreicht…«
    » …um einen Zusammenhang zwischen den Taten herzustellen, klar«, wehrte Rick den Einwand Titus Rosenbaums ab. » Nur ist es schon mal eine Gemeinsamkeit, die ins Auge springt.«
    Die Umgebung Erik Sammers unterschied sich allerdings erheblich von der Leonard Blums. Das kleine Apartment war bunt und unaufgeräumt. Überall lagen Klamotten und Bücher herum, Staubflusen hatten sich in den Ecken gesammelt, auf dem Boden türmten sich Sitzkissen, zwischen denen CD s verstreut waren.
    Als hätte das Opfer Besseres zu tun gehabt, als sich mit der Ordnung der Dinge zu beschäftigen.
    Ein Kratzbaum, diverse Spielzeugmäuse und ein Katzenklo in der hintersten Ecke des Flurs zeugten von der Anwesenheit einer oder mehrerer Katzen, die jedoch

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