Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Kälte pur war. „Wir sind ja keine staatliche Schule, in der Sie weiterkommen, wenn Sie versetzt werden. Uns ist es mehr oder weniger egal, ob Sie sich anstrengen, einen Kurs überspringen, oder einen mehrmals machen. Wir haben eine Schülerin, die den Deutschgrundkurs zum …“ Den Zeigefinger auf die Unterlippe gelegt dachte sie einen Moment nach, bevor sie weiter sprach: „… ich glaube, zum vierten Mal macht. Unglaublich, oder?“
„Sie sprechen nicht zufällig von Maria Alves?“
Die grünen Augen der Frau wurden hinter den Brillengläsern ganz groß. „Doch, genau von der rede ich! Dabei spricht sie so gut Deutsch. Ich glaube, sie nutzt die Schule hauptsächlich als Kontaktmedium. Andere Menschen drücken sich in Internetchats herum, sie knüpft eben reale Freundschaft. Warum auch nicht, wenn sie das Geld dazu hat, ständig die Kurse zu bezahlen.“
„Wie lange geht denn der Deutschgrundkurs?“, wollte Sam wissen.
„Es gibt verschiedene Varianten. Je nachdem, ob Sie ganztags, zwei Mal die Woche oder eben nur ein Mal kommen wollen, dauert ein solcher Kurs zwischen zwei Wochen und vier Monaten. Die Kurse von Frau Alves laufen vier Monate.“
„Dann ist sie ja schon seit weit über einem Jahr hier“, sagte Sam erstaunt.
„Hm“, stimmte die streng-sanfte Frau nickend zu.
Sam holte ein Bild von Gina, der anderen toten Frau, aus der Tasche. Sie hatte sich sowohl das Bild von der Internetanzeige, als auch das von dem Zeitungsartikel ausgedruckt. Jetzt nahm sie das von der Internetanzeige. „Sagen Sie, war dies auch mal eine Schülerin bei Ihnen?“ Dabei legte sie den Ausdruck auf den Tresen.
Mit zusammengekniffenen Augen studierte die Frau das Bild und sagte: „Sie werden verstehen, dass ich mich nicht an jedes Gesicht erinnern kann, das jemals hier gewesen ist, aber das hier ist Gina Madeireira.“
Sam spürte, wie sie von einer inneren Aufregung erfasst wurde. Gleichzeitig wurde ihr Rücken von einer Gänsehaut überzogen. Jetzt ging es langsam voran. Sie würde den Fall aufklären, früher oder später. Und sie würde Jan entlasten – oder endgültig belasten. Auf alle Fälle würde sie am Ende wissen, ob sie sich in dem Mann geirrt und dem Falschen vertraut hatte.
„Ich zweifle nicht an Ihren Worten“, begann Sam vorsichtig, „aber wenn Sie, wie Sie ja gerade selbst sagen, sich kaum an jedes Gesicht erinnern können, warum sind Sie sich in diesem Fall so sicher? Es muss ein paar Monate her sein, dass Gina hier gewesen ist.“
„Ja, das ist es allerdings, aber Sie müssen wissen, dass ich auch unterrichte. Neben fünf anderen Sprachen gebe ich auch Deutschunterricht für Ausländer. Frau Madeireira war in einer meiner Klassen, deshalb kann ich mich an sie erinnern.“
„Fünf Sprachen?“, fragte Sam beeindruckt, ohne wirklich eine Antwort haben zu wollen. „Dann wundert es mich, dass Sie auch noch Sekretariatsarbeiten machen.“
Jetzt lachte die Frau, und alles Kalte und Harte wich aus ihrem Gesicht. „Wenn jemand wegen Krankheit ausfällt, dann übernehme ich den Job auch schon mal selbst. Diese Sprachschule gehört mir.“
Jetzt war Sam erst recht beeindruckt. „Ich verstehe“, sagte sie voller Respekt. „Sie haben allen Erfolg der Welt verdient, denke ich.“
„Vielen Dank.“
„Könnten Sie vielleicht feststellen, ob Frau Madeireira und Maria Alves in einer Klasse waren?“
Die Besitzerin der Schule zog die Stirn in Falten. „Ich denke schon, dass sie das waren, aber warten Sie einen Moment, ich werde das verifizieren.“ Sie ging zu einem Computer und tippte ein paar Dinge ein. Kurz darauf sah sie auf und sagte: „Ja, allerdings. Frau Madeireira hat nur den Grundkurs besucht, und zu dieser Zeit war Frau Alves ebenfalls in dem Kurs. Sie dürfen mir sicher nicht sagen, was das nun zu bedeuten hat, oder?“
Sam lächelte. „Bis jetzt noch gar nichts. Es könnte durchaus ein Zufall sein. Aber eventuell ist es auch ein sehr wichtiger Hinweis. Ich darf doch mit Ihrer Diskretion rechnen?“
„Aber natürlich, machen Sie sich da keine Gedanken. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie weiterhelfen?“
„Wissen Sie vielleicht, ob Frau Alves und Frau Madeireira miteinander befreundet waren?“
„Daran kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern. Aber Frau Alves ist eine sehr beliebte Frau, daher kann ich es mir durchaus vorstellen.“
„Haben Sie vielen Dank, Sie haben mir wirklich sehr geholfen.“ Damit verabschiedete sie sich. Als sie die Sekretariatstür
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