Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Schule gewesen. Die Schulleiterin musste doch etwas gesagt oder sich zumindest auffällig benommen haben.
„Wann hätten Sie denn Zeit?“, fragte die Detektivin.
„Am besten heute noch, weil ich die nächsten Tage nicht allzu viel Zeit haben werde.“
„Gerne. Geben Sie mir bitte noch etwas Zeit. Ich werde in ein bis zwei Stunden bei Ihnen sein.“
„Sehr schön. Ich werde dafür sorgen, dass Maria einen guten, brasilianischen Kaffee macht.“
Nach dem Gespräch war Sam in einer hochmütigen Stimmung. Oberkommissar Sorghardt würde bestimmt mit ihr nach Fechenheim fahren und vor dem Haus warten. Wenn Herbert Storckmann irgendwelche Dummheiten ausheckte, dann würde sie durch den Kriminalbeamten wohl beschützt sein. Sie hoffte nur, dass sich Sorghardt darauf einließ. Immerhin war sie keine Polizistin und brachte sich durch einen Besuch bei Storckmann eventuell in Gefahr. In jedem Fall würde sie alles tun, um ihn zu der Aktion zu überreden.
Eine halbe Stunde später war der Oberkommissar da. Sam berichtete von Herbert Storckmanns Anruf. Schnell war man sich über das weitere Vorgehen einig. Sorghardt würde vor dem Haus warten und dafür sorgen, dass sich für den Notfall ein mobiles Einsatzkommando bereit hielt.
Sam wollte zunächst mit ihrem eigenen Wagen fahren, um unabhängig zu sein, aber Sorghardt bestand darauf, dass sie mit ihm fuhr: „Sehen Sie, wir wissen nicht, zu was diese Leute fähig sind. Ihr Freund wurde offenbar absichtlich umgefahren, kurz nachdem er mit Ihnen eine Motorradtour gemacht hatte. Auf ihr Haus sollte ein Brandanschlag verübt werden. Wenn ich Herrn Storckmanns Anruf richtig deute, dann fühlt sich jemand ziemlich stark auf die Zehen getreten. Ich werde nicht riskieren, dass Ihnen im letzten Moment noch etwas passiert. Eigentlich dürfte ich noch nicht mal alleine mit Ihnen dort hinfahren. Bei solchen Einsätzen müssen wir immer zu zweit sein. Deshalb werde ich noch einen Kollegen hinbestellen, den wir vor Storckmanns Haus treffen. Erst, wenn der eingetroffen ist, werden Sie reingehen.“
Sam konnte und wollte nicht widersprechen, und so fuhren sie zusammen in Sorghardts BMW los, nachdem der Kriminalbeamte kurz mit einem Kollegen telefoniert hatte, den er um die nötigen Maßnahmen bat.
Als sie den Ort verließen, fragte der Polizist: „Sagt Ihnen der Name Bruno Kaufling etwas?“
Augenblicklich wurde Sam übel. Sie hätte vielleicht mit jeder Frage gerechnet, aber in keinem Fall damit, diesen Namen zu hören. „Woher haben Sie diesen Namen?“, fragte sie und bemühte sich, ihre Stimme so ruhig wie möglich zu halten.
„Das Kennzeichen, das Sie mir durchgegeben haben. Es gehört zu einem siebzehn Jahre alten VW Jetta. Er ist zugelassen auf einen Mann namens Bruno Kaufling, der in der Waitzstraße wohnt.“
Sie hatte sich also nicht verhört. Es war für sie unfassbar. In den letzten Jahren hat sie sich so oft Gedanken darüber gemacht, was passieren würde, wenn Sabsis Mörder irgendwann entlassen wurde. Vielleicht würde er ihr nachstellen und versuchen, sich an ihr zu rächen. Aber die Sache mit Barbaras Pflegevater war so entsetzlich lange her, dass es ihr gar nicht mehr wahr erschien. Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie jemals wieder etwas von dem Mann hörte. Der Kontakt zu Barbara hatte sich vor über zehn Jahren verloren.
„Wer ist der Mann?“, fragte Sorghardt. „Ihrer Reaktion entnehme ich, dass Ihnen der Name durchaus ein Begriff ist. Dass er vorbestraft ist, habe ich natürlich schon selbst feststellen können, aber was hat er mit Ihnen zu tun?“
Sam war klar, dass der Oberkommissar keine Zeit gehabt haben wird, sich die Akte von dem Fall zu besorgen. „Ich war damals daran schuld, dass man ihn eingesperrt hat.“
„Sie?“, kam der erstaunte Ausruf. „Kaufling hat zwölf Jahre gesessen. Sie müssen damals ein Kind gewesen sein.“
„Ja, ich hatte gerade so viele Jahre auf dem Buckel, wie er im Knast war. Seine Tochter war eine Freundin von mir. Er hatte sie und ihren jüngeren Bruder sexuell missbraucht. Einmal war ich bei Barbara zu Besuch gewesen, als er sich an dem Jungen vergriffen hat. Ich bin dazwischen gegangen und habe die Polizei verständigt.“
„Sie sind dazwischen gegangen!“, rief Sorghardt, und sein Erstaunen war nicht abgeklungen. „Junge Frau, ich bewundere Sie.“
„Da gibt es nicht viel zu bewundern. Ich habe hinterrücks mehrmals mit einem massiven Gegenstand auf ihn eingeschlagen. Nach dem sechsten Schlag war
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