Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
dass es die einzige Deutsche im Zimmer war. Wie Sam auch, hatte die Lehrerin blonde Haare, die allerdings im Gegensatz zu ihren eigenen unglaublich lang waren.
Entschlossen ging Sam auf die Lehrerin zu. Dabei wunderte sie sich, dass sie nicht das Gefühl hatte, in einer Schule zu sein. Der helle Raum, der mit Flipchart und einem Beamer ausgestattet war, erinnerte eher an den Meetingraum eines großen Unternehmens.
Erst als Sam den Schreibtisch erreichte, blickte die Lehrerin auf. Durch die schmalen Gläser ihrer Brille blickten zwei aufmerksame, freundliche Augen. Ein Lächeln, das Sam willkommen hieß, machte der jungen Detektivin den Gesprächseinstieg leichter.
Während sie sich davon überzeugte, dass noch zehn Minuten Zeit bis zum Unterrichtsbeginn waren, sagte Sam: „Guten Abend. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Darf ich fragen, ob Sie die Lehrerin von Deborah da Silva waren?“
Das Lächeln wich einem betroffenen Gesichtsausdruck. „Ja, das war ich. Warum?“
„Ich war eine Freundin von Deborah, und da ich Detektivin bin, möchte ich gerne die Polizei unterstützen. Mein Name ist Veselkova.“ Sie hatte die Erfahrung, dass es leichter war, wenn sie den Eindruck erwecken konnte, als würde die Polizei es gutheißen, wenn sie ermittelte. Natürlich durfte sie niemals direkt behaupten, dass sie mit den Behörden zusammenarbeitete, denn das würde früher oder später Ärger geben.
„Mein Name ist Herberin. Es ist schrecklich, was mit Deborah passiert ist. Ich habe gehört, dass Ihre Kollegen sich eine Liste von Debbis Mitschülern besorgt haben. Wenn Sie Fragen haben, beantworte ich sie gerne.“
Auf die Kollegen ging Sam nicht ein. Allerdings wunderte sie sich, dass die Polizisten offenbar noch nicht bei der Lehrerin der Getöteten gewesen waren.
Sie fragte: „Wie viel Schüler sind normalerweise in Deborahs Klasse?“
„Wir hatten zunächst zehn, jetzt sind es nur noch sieben.“
Sam war erstaunt. „Hören so viele Menschen mitten im Kurs einfach auf?“
„Manchmal passiert auch das, aber bei uns war es nicht mitten im Kurs, wenn man von Debbi einmal absieht. Letzte Woche hat der neue Kurs angefangen, wir sind jetzt in der zweiten Runde. Eine Schülerin ist zurück in ihr Heimatland gefahren. Maria Alves wiederholt den ersten Kurs noch einmal.“
„Maria? Die Freundin von Deborah?“
„Ich weiß nicht genau, wer mit wem befreundet ist. Ich glaube, Maria versteht sich mit allen sehr gut. Vermutlich war sie auch mit Debbi befreundet.“
„Unterhalten Sie sich auch privat mit Ihren Schülern? Was wissen Sie über Deborah?“
„Ich gehe zum Abschluss eines Kurses gewöhnlich mit allen Teilnehmern essen. So war es auch mit diesem Kurs, aber da war Debbi schon nicht mehr dabei.“
Aus dem Augenwinkel beobachtete Sam die anderen Anwesenden. Mittlerweile befanden sich alle sieben im Raum. Jemand hatte die Tür geschlossen, und die Gespräche drangen als Cocktail aus leisem Murmeln an ihr Ohr. Niemand schien mitbekommen zu haben, dass Sam nach der Toten gefragt hatte.
„Darf ich das so interpretieren, dass Sie nichts von oder über Deborah wussten?“, hakte Sam nach.
„So könnte man es sagen“, gab die Lehrerin zu. „Sie sollten vielleicht besser die Schüler fragen“, schlug sie vor.
„Würden Sie mir dabei behilflich sein? Ich habe auch bei Deborah immer einen Dolmetscher gebraucht.“
Jetzt zog die Lehrerin die Stirn in Falten. „Und so kann man eine Freundschaft aufbauen?“, fragte sie verwundert.
„Nun, ich kenne Deborahs Freund schon sehr lange“, erklärte Sam.
Diese Antwort schien der Frau zu genügen. „Na gut“, sagte sie. „Sie haben Glück, dass ich portugiesisch spreche. Da ich hier deutsch unterrichte, ist das nicht selbstverständlich. Aber irgendwie haben wir bei südamerikanischen Immigranten scheinbar einen guten Ruf und können ganze Klassen mit portugiesischsprachigen Schülern zusammenstellen. Dabei bietet es sich dann an, entsprechende Lehrer wie mich einzusetzen.“
Sie lächelte, drehte sich dann zur Klasse, hob ihre Stimme und sagte: „Ainda tenho algumas perguntas a respeito a Deborah.“
Sam verstand kein einziges Wort. Die Lehrerin wandte sich ihr zu und fragte nach Sams Namen.
„Ich bin Samantha Veselkova“, antwortete Sam, und drehte sich nun auch zu den Schülern.
„Por favor presta um momento de atenção na senhora Veselkova“, hörte Sam die Lehrerin sagen. An die Detektivin gerichtet erteilte sie die Freigabe: „Fangen Sie
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